Duisburg. Erstmals seit der Pandemie gab es ein Bürgertreffen bei den HKM. Bei diesen Themen drückt die Anlieger der Hütte im Duisburger Süden der Schuh.

Auch wenn’s aus der Hütte mitunter mehr staubt und lauter lärmt, als manchem Anwohner lieb ist: Das nachbarschaftliche Verhältnis zu den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) ist intakt. Beim Bürgerabend, zu dem der Vorstand am Mittwochabend in die Hüttenschenke geladen hatte, überwog die Sorge um die Zukunft der 3000 Arbeitsplätze bei Deutschlands zweitgrößtem Stahlproduzenten. Besserung gelobt der Vorstand bei der Kommunikation mit den Anwohnern.

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„Vor allem am Wochenende melden mir Anwohner verstärkten Staubniederschlag“, berichtet Heiner Lambertz vom Bürgerverein Ehingen. Das Gerücht, gerade dann puste die Hütte besonders viel in die Luft, kennt auch Andreas Manthey. Als Umweltbeauftragter folgt er Dr. Udo Kalina, der sich in den Ruhestand verabschiedet. „Das ist technisch auszuschließen, wir könnten uns das auch nicht leisten, weil wir dauernd überwacht werden“, betont Manthey.

Anlieger im Duisburger Süden wünschen sich offensivere Kommunikation

Jede Beschwerde (Rufnummer: 0203 999 01) werde registriert und bearbeitet, versichert auch Arbeitsdirektor Carsten Laakmann. Bei Niederschlägen nach Betriebsstörungen komme die Hütte für die Reinigungskosten auf. Besonders Photovoltaik-Anlagen reagierten sensibel auf den Staub, berichten die Anlieger. „Auch unser Gemüse im Garten können wir nicht durch die Waschstraße schicken.“ Quelle des Staubes sei nicht immer die Produktion, erklärt Dennis Grimm: „Es kann sich auch um Abwehungen handeln, etwa aus dem Kohlelager“, so der Technik-Vorstand.

Laut werden kann es in den kommenden Monaten beim Abriss des alten Gasometers an der Südgrenze des Werks. Das Abrisskonzept musste geändert werden, so Grimm. Statt sich vom Dach aus nach unten vorzuarbeiten, müsse nun doch eingerüstet werden, die Trennschweiß-Arbeiten an der 600 Tonnen schweren Stahlhülle können sich bis Ende März hinziehen.

Dass die Hütte bei Störungen gar nicht erst auf die Reaktionen wartet, würde viele freuen, findet Bezirksbürgermeisterin Beate Lieske (SPD): „HKM sollte offensiver informieren, dann kommen Gerüchte gar nicht erst auf.“ Der Ehinger Bürgerverein bietet dafür den klassischen Aushang im Kasten am Feuerwehrhaus an. „Es gibt viele ältere Nachbarn, die sich nicht über das Internet und soziale Medien informieren können.“ Als Anlaufstelle soll auch das Bürgerbüro gegenüber von Tor 1 an der Ehinger Straße bald wieder regelmäßig besetzt sein.

Arbeitsdirektor Carsten Laakmann begrüßte Anlieger der Hütte und Vertreter der Bürgervereine aus dem Duisburger Süden beim Bürger- und Nachbarschaftstreffen der HKM in der Hüttenschenke.
Arbeitsdirektor Carsten Laakmann begrüßte Anlieger der Hütte und Vertreter der Bürgervereine aus dem Duisburger Süden beim Bürger- und Nachbarschaftstreffen der HKM in der Hüttenschenke. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

HKM: Investitionen in den Umweltschutz zeigen Wirkung

Die Investitionen in den Umweltschutz – laut HKM rund 100 Millionen Euro in den vergangenen zehn Jahren – zahlten sich auch für die Nachbarn aus, erklärt Andreas Manthey. Vor allem die 2018 eingebauten Gewebefilter in der Sinteranlage zeigten Wirkung. Die vier Messstellen des Landesumweltamtes am Areal registrierten durchschnittliche Staubniederschläge deutlich unterhalb des Grenzwerts von 0,35 Gramm pro Quadratmeter und Tag, auch kritische Emissionen wie Blei und Dioxine lägen klar unterhalb der zulässigen Grenzwerte.

Die Zukunftsfrage treibt auch die Nachbarn um. „HKM sichert als größter Arbeitgeber auch viele andere Bereiche im Duisburger Süden ab“, sagt Dieter Lieske. Der langjährige erste Bevollmächtigte der IG Metall weiß ebenso um die Bedeutung der Hütte wie Werner von Häfen – er hat als Betriebsratsvorsitzender des Grobblechwerks von Thyssenkrupp Steel (TKS) den Verlust von 800 Industriejobs erlebt.

Transformation: Direktreduktionsanlage soll bis Ende des Jahrzehnts stehen

Soll es bei der Jahresproduktion von 4,2 Millionen Jahrestonnen Rohstahl bleiben, braucht auch HKM den Technologiewechsel zum klimafreundlichen Verfahren auf Wasserstoffbasis. Allein die Hütte im Stadtsüden emittiert etwa acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Während bei TKS die Entscheidung über den Bau einer Direktreduktionsanlage (DR) mit Einschmelzer gefallen ist, machen die HKM ihre Hausaufgaben für den Bau ähnlicher Aggregate. Dass die Gesellschafter (Thyssenkrupp, Salzgitter, Vallourec) für das Genehmigungsengineering bereits einen Millionenbetrag freigegeben haben, gilt als Hoffnungszeichen. Die neue Anlage, die zwischen Kraftwerk und Stahlwerk geplant wird, soll bis Ende des Jahrzehnts den ersten der beiden Hochöfen ersetzen.

Für die Förderung der Drei-Milliarden-Investition über die Klimaschutzverträge steht ein Bekenntnis der Gesellschafter allerdings noch aus. Aktuell sorgen Gespräche des Thyssenkrupp-Vorstands um Konzernchef Miguel López über einen Teilverkauf der Stahlsparte an den tschechischen Milliardär Kretinsky für Unruhe (wir berichteten). Wer Interesse an der Stahlsparte habe, müsse „ein glaubwürdiges Bekenntnis“ auch zur Transformation der HKM, Investitionen und der Sicherheit der Arbeitsplätze ablegen, betonte der Duisburger Bundtagsabgeordnete Felix Banaszak (Grüne) am Mittwoch gegenüber dieser Zeitung.

>> HKM LÄDT EIN ZUR BARBARAFEIER AM 10. DEZEMBER

Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), predigt am zweiten Adventssonntag, 10. Dezember, bei der traditionellen Barbarafeier der HKM.
Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), predigt am zweiten Adventssonntag, 10. Dezember, bei der traditionellen Barbarafeier der HKM. © epd | Tim Wegner
  • Zeichen der Verbundenheit mit den Nachbarn im Duisburger Süden ist die Barbarafeier, zu der die HKM traditionell am 2. Adventssonntag in die festlicht geschmückte Kranhalle des Elektrobetriebs auf dem Hüttengelände einladen.
  • Als prominenter Gast für die Predigt kommt am Sonntag, 10. Dezember (ab 16.30 Uhr) Anna-Nicole Heinrich zum größten ökumenischen Gottesdienst der Stadt nach Duisburg. Die 27-Jährige ist Präses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschlands.
  • Mit einem Alter von 25 Jahren war die studierte Philosophin, die an der Universität Regensburg arbeitet, die bislang jüngste Präses in der Geschichte der EKD-Synode.