Duisburg. Die Duisburgerin Gerta Schön wird 100 Jahre alt. Und noch immer wohnt sie in ihren eigenen vier Wänden, in einem Mehrgenerationenhaus.

1923 war das Krisenjahr der Weimarer Republik, das Vertrauen in die Demokratie sank, die Franzosen marschierten ins Ruhrgebiet ein, das Geld war nichts mehr wert und Hitler nutzte die Unzufriedenheit der Bürger zum Hitler-Putsch. Genau in dieser Zeit, im Herbst 1923, erblickte Gerta Schön als älteste von zwei Geschwistern in Düsseldorf das Licht der Welt. Heute feiert sie ihren 100. Geburtstag.

Seit mittlerweile 70 Jahren schon lebt Gerta Schön in ihrem Haus in Duisburg-Großenbaum. Das hatte sie zusammen mit ihrem Mann Walter, den sie 1953 heiratete, noch im selben Jahr bezogen. Dort wird heute und in den nächsten Tagen auch ein wenig gefeiert. Zusammen mit den drei Kindern, drei Enkelkindern und den aktuell noch drei Urenkeln. Das vierte ist unterwegs.

Mit 30 Jahren von Düsseldorf nach Duisburg gezogen

Auch wenn Gerta Schön schon seit so vielen Jahren in Großenbaum lebt, im Herzen fühlt sich die Hundertjährige trotzdem noch immer als Düsseldorferin. Sie erzählt gerne von ihrer Arbeit im Fernmeldeamt bei der Post. Dort hörte sie erst auf, als ihr ältester Sohn Volker (69) in die Schule kam. Und auch sonst drehte sich in ihrem Leben viel um den familiären Zusammenhalt. Ihren Mann Walter hatte Gerta im Urlaub am Mittelrhein kennengelernt. Nach ihrer Hochzeit wurde aber nicht mehr viel gereist. „Erst als mein Vater 1989 verstarb, hat auch meine Mutter das Reisen für sich wieder entdeckt.“ Zusammen mit ihrer Tochter Claudia verbrachte sie viele Urlaube am Mittelmeer.

„Meine Eltern haben im Grunde immer gespart“, erzählt Volker Schön. Für beide sei es wichtig gewesen, erst ein Haus zu haben und dann eine Familie zu gründen. Der Krieg und die schwere Zeit danach habe beiden zehn Jahre ihres Lebens gekostet, so dass die drei Kinder verhältnismäßig spät kamen. Bei der Geburt der jüngsten Tochter war Gerta Schön schon 46 Jahre alt.

Zu Hause betreut wird Gerta Schön von ihrer Tochter, dem Schwiegersohn und Sohn Gernot (59). „Wenn meine Geschwister mal eine Pause brauchen, dann reise ich aus dem Südschwarzwald an und kümmer mich um unsere Mutter“, sagt Volker Schön. Nur einmal sei Gerta Schön in ein Seniorenheim gegangen. „Das ging aber nur eine Woche gut. Dann war sie wieder zu Hause.“

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Wenn der älteste der drei Geschwister an seine Kindheit in Großenbaum denkt, hat Volker Schön viele schöne Erinnerungen. „Meine Eltern mussten den größten Teil des Grundstücks als Nutzfläche bewirtschaften, wir hatten 18 Obstbäume und Kleintiere mussten wir auch halten. Manchmal“, erzählt er, „war eins der Hühner plötzlich verschwunden und am nächsten Tag gab es dann Hühnersuppe. Erst nach einer Weile hatte ich den Zusammenhang verstanden.“

Wünsche zu ihrem Geburtstag hat die Hundertjährige nicht mehr, ihre Bucketlist ist schon seit vielen Jahren abgearbeitet. An ihrem Ehrentag freut sich Gerta Schön über Besuche, nette Gespräche, Blumen und vielleicht ein paar leckere Pralinen. Und Sonne wäre toll. Denn in der Sonne zu sitzen, genießt Gerta Schön noch immer sehr.