Duisburg. Christian Rohde machte aus dem Pillepalle eine Kultkneipe. Jetzt hört er auf. Wie es an dem Standort in Duisburg-Buchholz jetzt weitergeht.

Das ist schon eine Überraschung, für die meisten Gäste des Buchholzer Pillepalle aber vermutlich eine Unangenehme: Christian Rohde und seine Ehefrau Petra Helmreich hören nach nur vier Jahren als Pächter auf.

Die Gerüchteküche läuft auf Hochtouren. Erste Vermutungen, dass für das Kneipenrestaurant ein Nachfolger gesucht wurde, kamen auf, als eine Anzeige auf einer Internet-Plattform veröffentlicht wurde. Die Beschreibung war so eindeutig, dass man stark vermuten konnte, dass es sich um das beliebte Lokal an der Sittardsberger Allee handeln musste.

Pillepalle: Zum 1. April gibt es einen neuen Pächter

Dazu Rohde: „Wir hatten im Oktober einen Gastronomieberater eingeschaltet, der uns diesen Weg empfohlen hat. Um Interessenten auf das Objekt aufmerksam zu machen, mussten natürlich auch wesentliche Details beschrieben werden, das geht nun mal nicht anders.“ Die Anzeige hatte schnelleren Erfolg, als das Gastronomen-Paar dachte. Thomas Fadel, der derzeit das Krefelder Restaurant „Brunnenpieper“ führt, ergriff die Chance und bewarb sich als neuer Pächter.

Aus dem Lokal Keglerschänke wurde das Pillepalle. Jetzt gibt es ab dem 1. April wieder einen neuen Namen.
Aus dem Lokal Keglerschänke wurde das Pillepalle. Jetzt gibt es ab dem 1. April wieder einen neuen Namen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Er erhielt vom Vermieter relativ schnell den Zuschlag, auch die Übernahmegespräche mit Christian Rohde – das Pächterpaar hatte eine nicht unerhebliche Summe in die Modernisierung der Gaststätte investiert –verliefen positiv. Thomas Fadel hatte kurz nach dem Pillepalle-Start einige Monate Christian Rohde als Koch zur Seite gestanden, ist selbst Buchholzer und wohnt nur wenige Schritte vom Pillepalle entfernt. „Das Schnitzel Elsässer Art war damals seine Idee, das haben wir heute noch auf der Karte“, schmunzelt der scheidende Gastronom.https://www.waz.de/staedte/duisburg/sued/online-bierprobe-beschert-kneipenstimmung-trotz-corona-id231133280.html

Jetzt wird Fadel am 1. April übernehmen, will grundsätzlich die gastronomische Ausrichtung des Pillepalle beibehalten, aber auch verstärkt auf bodenständige Küche setzen. Der Name Pillepalle wird aber von der Duisburger Gastro-Landkarte nach gut vier Jahren wieder verschwinden, wie der 36-jährige bestätigt.

Einen neuen Namen hat sich Fadel auch schon ausgedacht. „Stimmt so“ soll nun die altehrwürdige Keglerschänke heißen, nachdem sie bereits vor vier Jahren in Pillepalle umgetauft wurde.

Christian Rohde und Ehefrau Petra Helmreich geben nach vier Jahren das Pillepalle auf. Jetzt suchen sie beide neue Aufgaben.
Christian Rohde und Ehefrau Petra Helmreich geben nach vier Jahren das Pillepalle auf. Jetzt suchen sie beide neue Aufgaben. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Stimmt so“ hätte eigentlich auch das Noch-Pächterpaar gerade jetzt sagen können. Nach dem ersten, schwierigen Aufbaujahr war der Gastronomiebetrieb durch Corona stark eingeschränkt. Diese Zeit wurde durch die staatlichen Hilfen und durch eigene kreative Ideen wie digitale Weinproben oder gleichartige Aktionen mit einem Biersommelier überbrückt. Zudem brachte – wie bei vielen Gaststätten – der Außer-Haus-Verkauf zusätzliche Einnahmen.

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Nach den Krisenjahren lief es vor Weihnachten wieder gut an, auch wenn die Personallage durch den leer gefegten Markt immer wieder Anlass zur Sorge gab. „Wir waren oft ausgebucht“, erläutert der gastronomische Quereinsteiger.

Rohde begann im Alter von 52 Jahren eine Ausbildung als Koch, zuvor war er als IT-Fachmann bei einem großen Unternehmen tätig. Im Zuge eines größer angelegten Ausstiegsprogramms seines Arbeitgebers ergriff er die Chance, sich beruflich völlig neu zu orientieren.

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Bevor er mit seiner Frau Petra die damalige Keglerschänke übernahm, arbeitete er in seinem neuen Beruf im mittlerweile geschlossenen „Riesling am Kamin“. Als sich die Möglichkeit bot, die Buchholzer Keglerschänke zu übernehmen, zögerte das Huckinger Ehepaar nicht lange. Sie machten mit vielen Ideen und klaren Vorstellungen die eher altbacken wirkende Keglerschänke schnell zu einer guten Restaurant-Adresse und einem beliebtem Treffpunkt im Duisburger Süden.

Betreiber des Pillepalle suchen jetzt nach neuen Aufgaben

Rohdes Ehefrau Petra, die zuvor im kaufmännischen Bereich tätig war, wollte ursprünglich nur ab und zu aushelfen, sich um das Ambiente und die stilvolle Verschönerung der Gasträume kümmern. Schnell wurde aber deutlich, dass der Betrieb eines Restaurants eine Eigendynamik entwickelt, die am Ende immer mehr zu einer Belastung wurde. Jetzt ziehen beide die Reißleine.

„Wir haben einfach keine Kraft mehr, die vier Jahre haben unglaublich viel Energie gekostet“, sagt Petra Helmreich. „Wir hatten keine Freizeit mehr, keine Ferien, kein Wochenende, zu Einladungen bin ich oft alleine gegangen.“ Dabei war man vor vier Jahren mit viel Euphorie gestartet: „Wir haben gedacht, wir kriegen das hin. Aber so haben wir uns das nicht vorgestellt.“

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Jetzt steht der gemeinsam gefasste Beschluss. Christian Rohde ist froh, den vierjährigen Ausflug in die Selbstständigkeit finanziell unbeschadet beenden zu können: „Wir gehen hier mit einer schwarzen Null raus.“ Er hofft, dass sein Service-Leiter und die beiden Köche vom neuen Pächter übernommen werden: „Das sind ausgezeichnete Kräfte.“

Er selbst geht jetzt auf Stellensuche. „Ich habe ja viel gelernt, bin in der Gastronomie universell einsetzbar.“ Ehefrau Petra möchte wieder im kaufmännischen Bereich tätig werden: „Wir sind ja noch nicht im Rentenalter.“ Ein wenig mulmig ist ihr schon, wenn sie an den bevorstehenden Abschied denkt: „Da ist viel Herzblut mit im Spiel, allein wenn ich an unsere Stammgäste und die Mitarbeiter denke. Wir haben in den vier Jahren viele nette Menschen in unserem Lokal kennengelernt. Ich werde bestimmt einige Tränchen vergießen.“

>> NEUER BETREIBER FÜRS PILLEPALLE IN DUISBURG-BUCHHOLZ

  • Ab dem 1. April wird Thomas Fadel das Pillepalle als Pächter übernehmen und unter dem Namen „Stimmt so“ weiterführen. Seine Kochausbildung hat er im Restaurant Belvedere des Ruhrorter Hotels „La Vigie“ absolviert.
  • Aktuell ist er Pächter des Krefelder Restaurants „Brunnenpieper“, hat zuvor von 2016 bis 2018 das Restaurant „Am Tiger & Turtle“ im Clubhaus des TC Süd geleitet.