Duisburg. Schon zum dritten Mal schockt die Sprengung eines Geldautomaten die Bewohner eines Hauses in Duisburg. So gehen sie mit der Unsicherheit um.
8. November 2016, 2. Februar 2022, 13. Januar 2023. Daten, die den Bewohnern des Hauses an der Angermunder Straße 13 in Duisburg-Großenbaum im Gedächtnis bleiben dürften. An diesen Tagen wurde der Geldautomat der Deutschen Bank gesprengt, im Erdgeschoss, wenige Etagen unter den Schlafzimmern der Bewohner. Wie lebt es sich in einem Haus, das offenbar ein Lieblingsziel von Geldautomatensprengern ist?
Ralf Enders lebt „seit zwölf, 13 Jahren“ in dem Haus in Großenbaum, hat alle drei Sprengungen als Mieter miterlebt. „Letztes Mal war die Sprengung richtig heftig“, erinnert er sich. Dieses Mal schlief er einfach weiter. „Ich bin schwerhörig“, erklärt er. Zum Schlafen nimmt er seine Hörgeräte raus, hört dann so gut wie nichts. Auch nicht die Feuerwehr, die das Haus vorübergehend evakuierte. „Die haben mich einfach liegenlassen“, sagt er. „Müssen die nicht die Tür eintreten?“
Geldautomat schon dreimal gesprengt: Wie lange hält die Statik des Hauses?
Der 62-Jährige verschlief Sprengung und Evakuierung. Erst, als er am nächsten Morgen das Haus verließ, sah er, was geschehen war. Schon wieder. „Ich war schockiert.“ Sorgen macht ihm vor allem eines: „Ich weiß nicht, wie lange das Haus noch durchhält. Das ist auch schon von 1967 oder so.“ Ein Statiker hat es bereits untersucht, auch nach der jüngsten Sprengung. Es hält. Doch Enders fragt sich, wie viele Sprengungen es noch aushält.
Gelassen hingegen ist die Reaktion von Marc Kunze. Der 28-Jährige wohnt im selben Gebäude, aber nicht im Teil direkt über der Deutschen Bank. „Ich bin gar nicht wach geworden“, erzählt er. „Am nächsten Morgen kamen die ganzen Whatsapp-Nachrichten.“ Eine mögliche erneute, dann vierte Sprengung, macht ihm, so sagt er, „kein mulmiges Gefühl“.
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Das ist auch bei Bernhard Schneider so, dem Inhaber des gleichnamigen Elektronikgeschäfts, wenngleich aus anderem Grund: „Ich mach’ Feierabend, dann bin ich weg.“ Schneider hat zwar sein Geschäft im Haus, nicht aber sein Zuhause. Verkaufsraum und Geldautomat trennt ein Treppenhaus. „Das Treppenhaus hat ein Loch.“ Sein Problem ist eher praktischer Natur: „Wenn die Bank zu hat, haben wir keine Laufkundschaft.“ Und die Gitter vor den Schaufenstern? Kein Schutz vor Geldautomatensprengern, sondern vor Einbrechern. „Hatten wir alles schon.“
Geldautomat gesprengt: „Meine Frau und mein Kind waren zu Hause. Sie hatten Angst“
Im Blumengeschäft nebenan gibt’s keine Auskunft. Von Bewohner Mehmet-Akif Sahintürk schon. Er selber war in der Nacht des 13. Januar nicht da, aber „meine Frau und mein Kind waren zu Hause. Sie haben Angst gehabt.“ Ihn beunruhigt vor allem, dass die letzte Sprengung erst so kurz her ist, kein Jahr. „Den ganzen Bewohnern im Haus ist mulmig.“
Den Geldautomaten im selben Haus wie die eigene Wohnung fand Mehmet-Akif Sahintürk eigentlich immer bequem. „Ich bin selber Kunde bei der Deutschen Bank, ich bin eigentlich froh, dass ich direkt unten den Geldautomaten habe. Sonst ist der Nächste ja erst in der Stadtmitte.“ Die dritte Sprengung hat seine Meinung geändert. „Inzwischen sage ich: Weg damit.“
>> GELDAUTOMAT IN GROSSENBAUM GESPRENGT: WAS DIE POLIZEI WEISS
- Gegen 3.50 Uhr am Freitag, 13. Januar, drangen vier maskierte Personen in den Vorraum der Deutschen Bank an der Angermunder Straße 13 ein. Dort sprengten sie einen Geldautomaten.
- Auf einem Video, das ein Zeuge aufgenommen hat, ist zu sehen, dass die Täter mit einem dunklen Kombi mit Oberhausener Nummernschildern, vermutlich einem Audi, vor der gegenüberliegenden Netto-Filiale parken. Nach der Sprengung fährt der Kombi mit hoher Geschwindigkeit Richtung A 524 davon.