Duisburg. Für Bärbel Wahlert wird ihr Job in einer Duisburger Kita zur Herzensaufgabe. Doch dann wird die Ein-Euro-Kraft versetzt. Jetzt gibt es Hoffnung.
Um Punkt neun Uhr steht Bärbel Wahlert (61) am Freitag vor der Kita Rotdornstraße. Sie kommt zum Frühstück. So wie fast jede Woche, „denn ich gehöre gefühlt noch zum Personal“, sagt sie. Eineinhalb Jahre hat sie in dem Kindergarten in Duisburg-Großenbaum gearbeitet – Zeit genug, um den Mitarbeiterinnen und Kindern ans Herz zu wachsen. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt sie.
Sie denkt oft an ihre Zeit in der Kita zurück. Und auch daran, warum sie nun nicht mehr dort arbeitet. Wegen einer Operation wollte sie im vergangenen Sommer kurzzeitig pausieren und danach wieder arbeiten, doch das Jobcenter teilte ihr andere Jobs zu. Bärbel Wahlert sagt: „Ich will nirgendwo anders hin. Ich will zurück an die Rotdornstraße.“
Bärbel Wahlert arbeitete sechs Stunden pro Tag in der Kita Rotdornstraße
Die 61-Jährige aus Wanheim-Angerhausen ist seit 1988 arbeitslos und nimmt regelmäßig Arbeitsgelegenheiten (AGH) wahr, sogenannte Ein-Euro-Jobs, bei denen Arbeitslose für eine gemeinnützige Arbeit ein bis zwei Euro pro Stunde erhalten. Ab Februar 2020 hat sie im Kindergarten an der Rotdornstraße gearbeitet. Sechs Stunden am Tag, fünf Tage pro Woche.
Bei den Kindern war sie als „Mama für alles“ bekannt, sagt sie. „Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und habe mich mit den Kollegen und Kindern sehr gut verstanden“, erinnert sich Wahlert. „Wenn die Kinder mich gesehen haben, hatten sie Spaß. Sie sind oft auf mich zugekommen.“ Die Menschen in der Kita seien ihr ans Herz gewachsen.
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Umso mehr wunderten sich Bärbel Wahlert und ihre Kolleginnen über die Nachricht des Jobcenters, dass sie nicht mehr in der Kita Rotdornstraße arbeiten kann. Eigentlich hatte sie wegen der OP im Juni 2022 nur zwei Monate pausieren und danach zurückkehren wollen. Doch als sie im August wieder arbeiten wollte, kam alles anders: „Mein Betreuer sagte, die Stelle sei angeblich nicht mehr frei. Aber ich wusste, dass die Kita niemand anders hatte“, sagt die 61-Jährige.
Jobcenter erklärt, warum Bärbel Wahlert versetzt wurde
Stattdessen habe Wahlert zwei andere AGH-Angebote bekommen: Sie solle Straßenbahnen fahren oder in einem Altenheim im Duisburger Norden arbeiten. „Das kam für mich aber nicht in Frage. Das wäre für mich viel zu weit weg gewesen und ich wollte ja unbedingt zurück in den Kindergarten.“
Das Jobcenter erklärt Wahlerts Versetzung gegenüber unserer Redaktion: Arbeitslose dürfen innerhalb von fünf Jahren maximal 24 Monate lang einen Ein-Euro-Job ausüben. Da Bärbel Wahlert vor ihrer Zeit im Kindergarten an der Rotdornstraße bereits durch andere AGH beschäftigt war, sei die Maximaldauer im August 2022 erreicht worden – unabhängig von ihrer krankheitsbedingten Pause.
Der 61-Jährigen sei im August die Ausnahme gewährt worden, sich weitere zwölf Monate bei einem Ein-Euro-Job zu engagieren. Aber: „Zu diesem Zeitpunkt war die Einsatzstelle in der Kita Duisburg-Rotdornstraße nicht vakant. Deshalb wurde Frau Wahlert im gemeinsamen Gespräch eine andere Einsatzmöglichkeit vorgeschlagen, welche die Zustimmung von Frau Wahlert erhielt“, so das Jobcenter.
Darf Bärbel Wahlert wieder zurück? Jobcenter gibt Hoffnung
Das Jobcenter teilt mit, dass die Stelle in der Kita Rotdornstraße nun wieder frei sei und „einem Einsatz von Frau Wahlert aktuell nichts entgegensteht.“ Die 61-Jährige werde bald zu einem Beratungstermin eingeladen, um die Zuweisung zu besprechen.
Bärbel Wahlert würde sich über das Angebot freuen, wieder in der Kita zu arbeiten: „Ich würde gerne jederzeit wieder anfangen.“