Duisburg. Blei, Cadmium, Arsen: Giftstoffe belasten den Boden in Duisburg. Bis zu 20.000 Grundstücke sind betroffen. Das müssen Gartennutzer jetzt wissen.

Tiger & Turtle ist weithin sichtbar und beliebt, für andere Hinterlassenschaften der Industrie in Duisburg gilt beides nicht: Kehrseite von Industriedenkmälern sind Arsen, Blei, Cadmium; Giftstoffe, die im Duisburger Boden schlummern und zur Gesundheitsgefahr werden können. Schon 2016 wollte die Stadt Duisburg ein Bodenschutzgebiet ausweisen. Es erlangte jedoch nie Rechtskraft. Das soll sich jetzt ändern – und damit auch einiges an Vorgaben für Duisburger in den betroffenen Gebieten.

Welche Bereiche in Duisburg sind betroffen?

Das Bodenschutzgebiet Duisburg mit erhöhten Schadstoffwerten von Arsen, Blei, Cadmium und Benzo(a)pyren umfasst eine Fläche von 13,2 Quadratkilometern. Bis zu 20.000 Grundstücke sind nach Angaben der Stadtverwaltung betroffen. Sie befinden sich in Bereichen der Stadtteile Kaßlerfeld, Neuenkamp, Hochfeld, Dellviertel, Wanheimerort, Wanheim-Angerhausen, Buchholz, Hüttenheim und Huckingen.

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Besonders belastet ist der Duisburger Süden, insbesondere Wanheim-Angerhausen und das nördliche Hüttenheim. Hier wurden über Jahre hinweg 263 Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, in Gärten und Kleingärten wurde dazu die obere Bodenschicht ausgetauscht.

Was muss ich beachten, wenn ich in den betroffenen Gebieten lebe?

  • Da die Teilgebiete des Bodenschutzgebiets unterschiedlich stark belastet sind (siehe Karte), gelten unterschiedliche Vorschriften:
  • In Teilgebiet 1 ist es verboten, Obst oder Gemüse anzubauen. Dieses Verbot betrifft Grundstücke nicht, bei denen ein bestimmter Cadmiumwert nachweislich nicht überschritten wird – dann darf auf bis zu zehn Quadratmetern pro Garten Obst und Gemüse angebaut werden.
  • In Teilgebiet 2 ist der Anbau von Obst und Gemüse auf höchstens zehn Quadratmeter pro Grundstück beschränkt. Wird ein bestimmter Cadmiumwert nachweislich überschritten, ist der Anbau verboten.
  • Grundsätzlich gilt: Obstbäume und Beerensträucher sind von den Verboten ausgenommen, da sich die Giftstoffe in ihnen nicht in gefährlichem Maß anreichern können.

Wie gefährlich sind die Giftstoffe im Duisburger Boden?

Laut Stadt besteht durch Arsen, Blei und Cadmium in den belasteten Böden Gesundheitsgefahr. Wird Boden versehentlich verschluckt, wie es zum Beispiel Kindern beim Spielen passieren kann, gelangt er in den Magen-Darm-Trakt.

Obst und Gemüse, die auf belasteten Böden angebaut werden, nehmen Giftstoffe über ihre Wurzeln auf und transportieren sie in Blätter und Früchte. Auch über Bodenkontakt zum Beispiel beim Aufhacken oder durch Starkregen können sie kontaminiert werden.

Die Stadt betont: Die in Duisburg nachgewiesenen Stoffe kämen „in gewissen Umfang auch natürlich im Boden vor“, „eine Nullbelastung gibt es nicht“.

Arsen, Blei, Cadmium: Woher kommt das Gift im Duisburger Boden?

Die ehemalige Metallhütte Berzelius gilt als Hauptverursacher für die Giftstoffe im Duisburger Boden.
Die ehemalige Metallhütte Berzelius gilt als Hauptverursacher für die Giftstoffe im Duisburger Boden. © Hans Blossey | Hans Blossey

Stoffe wie Arsen, Blei und Cadmium sind Hinterlassenschaften der Duisburger Industrie. Namentlich wird in diesem Zusammenhang auf die Wanheimer Metallhütte Berzelius verwiesen, die 1905 gegründet wurde. 2005 endete ihre Geschichte mit der Insolvenz des Nachfolgeunternehmens MHD-Sudamin.

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„Von wesentlicher Bedeutung für die heute festzustellenden Bodenbelastungen war der Austrag von Staub über die Schornsteine der erzverarbeitenden Betriebe“, heißt es in einer Broschüre der Verwaltung. Die Abluft der Werke sei jahrzehntelang „nahezu ungereinigt ausgestoßen“ worden, der Staub „dürfte hochbelastet gewesen sein“ – und schlug sich auf den Böden nieder. Mit Schlacken und anderen Abfälle aus der Verarbeitung der Erze wurden früher oft Senken verfüllt.

So kamen die Schadstoffe in den Boden – und dort kaum wieder heraus, denn sie werden dort nicht abgebaut. Weil Arsen, Blei und Cadmium außerdem „wenig wasserlöslich“ seien, blieben die Giftstoffe, wo sie waren, und reicherten sich über die Staubniederschläge weiter an.

Warum wird das Bodenschutzgebiet erst mit jahrelanger Verzögerung ausgewiesen?

Die Verwaltung argumentiert, es sollten erst Untersuchungen im Duisburger Norden abgeschlossen werden, um ein einheitliches Vorgehen im gesamten Stadtgebiet sicherzustellen. Diese Untersuchungen seien jetzt abgeschlossen. Das Ergebnis laut Verwaltung: „Die Ausweisung eines Bodenschutzgebiets ist für den Duisburger Norden nicht erforderlich.“

Im Stadtwesten sieht das anders aus. Dort soll aber kein eigenes Bodenschutzgebiet ausgewiesen werden, vielmehr soll es für ganz Duisburg nur eines geben. Das soll zunächst für den Bereich südlich der Ruhr festgesetzt und später um den betroffenen Bereich westlich des Rheins erweitert werden.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Verwaltungsvorlage zum Bodenschutzgebiet Duisburg passiert jetzt die politischen Gremien. Im September 2022 soll der Rat darüber entscheiden. Verabschiedet er sie, greift eine Geltungsdauer von 15 Jahren: Danach soll überprüft werden, ob die Verordnung weiterhin nötig ist.

Mein Grundstück liegt im Bodenschutzgebiet. Darf ich trotzdem Obst und Gemüse anbauen?

Ein Anbau von Obst und Gemüse ist trotz Lage eines Grundstücks im Bodenschutzgebiet möglich, wenn:

  • der Nutzer der Unteren Bodenschutzbehörde nachweist, dass auf seinem Grundstück keine Schadstoffbelastung vorhanden ist
  • der Nutzer der Unteren Bodenschutzbehörde nachweist, dass eine Sanierung des Grundstücks bereits umgesetzt wurde und daher keine Bodenbelastung mehr vorliegt

Fragen zum Thema Bodenschutzgebiet beantwortet die Stadt Duisburg unter 0203 283-2777.