Duisburg-Großenbaum/Rahm. Klaus Andrees ist seit 27 Jahren als Pastor im Ehrenamt im Einsatz. Als Seelsorger betreut er unter anderem die Hinterbliebenen der Loveparade.

Das große Jubiläum – 25 Jahre Pastor im Ehrenamt – fiel für Klaus Andrees mitten in die Pandemie, so dass die evangelische Kirchengemeinde Großenbaum-Rahm ihrem langjährigen Presbyteriumsmitglied erst in diesem Sommer im festlichen Rahmen für einen seiner wichtigen Dienste danken konnte: Seit mittlerweile 27 Jahren hat er in unzähligen Gottesdiensten gepredigt. Aber nicht nur das.

Seit 27 Jahren als Prädikant im Duisburger Süden im Einsatz

Sein persönliches Highlight war und ist die Christmette. „In fast 30 Jahren habe ich an Heiligabend in Großenbaum nur zweimal die Predigt nicht halten können“, sagt der 72-Jährige. Und das aber aus gutem Grund. „Da habe ich zum 10. und 15. Jahrestag des Tsunami in Thailand vor Ort den Weihnachtsgottesdienst geleitet.“

Notfallseelsorger Klaus Andrees und Superintendent Dr. Christoph Urban vor den Notunterkünften für Flüchtlinge aus der Ukraine.
Notfallseelsorger Klaus Andrees und Superintendent Dr. Christoph Urban vor den Notunterkünften für Flüchtlinge aus der Ukraine. © Reiner Terhorst

Denn neben seinem Einsatz als Prädikant ist der Rahmer vor allem im Bereich der Seelsorge tätig. „Angefangen habe ich mit der Seelsorge während meiner Ausbildung zum Prädikanten von 1993 bis 1995“, sagt Andrees. Zu der Zeit ließ er sich auch als Schulseelsorger ausbilden. Gleichzeitig absolvierte der Duisburger, der Lehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Oberhausen war, noch ein Theologiestudium, das er mit 49 Jahren abschloss. „Damit hat sich für mich ein Kreis geschlossen“, sagt Andrees. Denn als Theologe, Prädikant und Seelsorger ist er dem Pfarrer gleichgestellt. „Dann wird auch von einem etwas erwartet“, sagt er.

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Und diese Erwartungen – vor allem die eigenen – versucht der Duisburger immer wieder zu erfüllen. Für den Kirchenkreis hat er ein Konzept für die Notfallseelsorge auf die Beine gestellt, hat sich für die Ausbildung von Schulseelsorgern eingesetzt und ist seit vielen Jahren als Koordinator für die Notfallseelsorge nach Katastrophen tätig. „Am Tag des Loveparade-Unglücks hatten wir mit vier Leuten Dienst, letztendlich waren wir bis zum frühen Morgen mit 80 Leuten im Einsatz“, erinnert sich Klaus Andrees.

Bis heute engagiert er sich ehrenamtlich nicht nur auf Gemeindeebene, sondern auch beim evangelischen Kirchenkreis Duisburg oder als Vertreter seines Kirchenkreises in der Landessynode: Bis vor drei Jahren als Vorsitzender des Fachausschusses Seelsorge, als Vorsitzender des Förderkreises Telefon-Seelsorge, als Mitglied der AG Notfallseelsorge und natürlich als aktiver Notfallseelsorger. So begleitet Klaus Andrees mit anderen in Teams Hinterbliebene nach Katastrophen wie dem Tsunami, dem Busunglück auf Madeira oder dem Germanwings-Absturz. „Da sind wir zum Beispiel als Ansprechpartner für Opfer und Hinterbliebene bei Jahrestagen oder für die Nachbetreuung im Einsatz.“

Als Telefon-Seelsorger weiter im Einsatz

In 27 Jahren hat Klaus Andrees unzählige Gottesdienste in Großenbaum geleitet, gestaltet und dort natürlich auch im Talar gepredigt. „Als Gemeindeseelsorger führe ich viele Gespräche persönlich, aber auch telefonisch“, sagt Andrees. „Die meisten Menschen kenne ich, aber mehrmals im Monat rufen mich auch Menschen an, die ich gar nicht kenne. Die bekommen dann wohl von anderen gesagt, dass man mit mir gut reden kann.“

„Es sind Gottesdienste, aus denen wir Gemeindemitglieder immer etwas mitnehmen können in unseren Alltag, weil Klaus Andrees die frohe Botschaft mit seiner markanten, tiefen Stimme in unsere Zeit und unsere aktuelle Situation hineinspricht“, sagt Pfarrer Ernst Schmidt über den Ehrenamtler.

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Die Verbindung zur Gemeinde war übrigens nicht immer gegeben. Als Jugendlicher in der Kirche aktiv, kam er erst wieder über das Taufgespräch seines Sohnes zur Gemeinde zurück. Sie führte dazu, dass Klaus Andrees schon zwei Jahre später, 1988, als Kandidat zur Presbyteriumswahl antrat, dem er bis 2020 angehörte.

In Zukunft gilt seine Aufmerksamkeit vor allem der Seelsorge. „Wir brauchen in diesem Bereich unbedingt Nachwuchs“, sagt er. Predigen will er allerdings nicht mehr so viel. „Es kann sein, dass die Christmette in diesem Jahr meine letzte sein wird.“ Aber dann ist er ja noch immer telefonisch erreichbar...

>>PRÄDIKANT IN DER EVANGELISCHEN GEMEINDE

  • In der evangelischen Kirche im Rheinland können ehrenamtliche Mitarbeiter auf Antrag des Presbyteriums einer Kirchengemeinde nach landeskirchlichen Vorbereitungskursen ordiniert und in den Dienst der Prädikantin oder des Prädikanten berufen werden.
  • Sie werden wie die Frauen und Männer im Pfarramt beauftragt, das Evangelium zu verkünden und die Sakramente zu verwalten. In der Ausübung ihres Dienstes tragen sie einen Talar. Etwa 650 ehrenamtliche Prädikanten gibt es in der rheinischen Kirche. Sie kommen aus allen Altersgruppen, Berufen und sozialen Schichten.
  • Die Ausbildung zum Prädikanten findet in Blockseminaren statt, dauert etwa zwei Jahre und wird in der Gemeinde von Mentoren begleitet.