Duisburg. . Heinz und Brigitte Garden sind wieder zurück in Duisburg. Das Ehepaar hat beim schweren Busunglück auf Madeira nur leichte Verletzungen erlitten.

Die Sonne scheint, als Heinz und Brigitte Garden am Sonntag endlich nach Hause kommen. Sie sind glücklich, wieder in ihrem Garten sitzen zu können und in ihren eigenen Betten schlafen zu dürfen. Noch glücklicher sind sie, ihre Kinder und Enkelkinder wieder zu sehen. Zu wild fällt die Umarmung allerdings nicht aus. Die Rippe des 70-Jährigen ist gebrochen, der Nacken seiner Frau schmerzt. Aber das ist nicht so wichtig – sie leben. Beide.

Das Ehepaar aus dem Duisburger Norden gehört zu den 28 Überlebenden des schweren Busunglücks auf Madeira, bei dem am 17. April 29 Menschen ums Leben kamen.

Wie ein zweiter Geburtstag

Brigitte und Heinz Garden können das Erlebte noch immer kaum fassen. „Wir sind gerade erst in den Bus gestiegen, wollten nach Funchal fahren“, erzählt die ehemalige Grundschullehrerin. „Ich habe noch zu der Frau vor mir gesagt, wie hübsch sie sich für den Folkloreabend zu Recht gemacht hat, da geriet der Bus schon ins Schleudern.“ Eine Antwort hat die 68-Jährige nicht mehr bekommen. Ob die Frau überhaupt noch lebt, wissen die Gardens auch nicht. „Gesehen haben wir sie nicht mehr.“

Dass das Ehepaar noch lebt, ist für die beiden wie ein Wunder, ein zweiter Geburtstag. „Wir saßen auf der linken Seite des Busses. So ziemlich in der Mitte“, erinnert sich Heinz Garden. „Dann ist der Bus immer schneller geworden, gegen eine Wand geknallt und von da an weiß ich eigentlich nicht mehr viel. Ich habe meine Augen geschlossen und erst wieder geöffnet, als sich der Bus nicht mehr bewegt hat. Von der rechten Seite des Busses war nicht mehr viel übrig.“

Zusammen überlebt. Glücklicher könnten Heinz und Brigitte Garden kaum sein.
Zusammen überlebt. Glücklicher könnten Heinz und Brigitte Garden kaum sein. © Fabian Strauch

Ihr Leben haben beide sicher auch der Tatsache zu verdanken, dass sie angeschnallt waren und beim ersten Aufprall eine Schutzhaltung eingenommen haben. „Ich habe mich auf meine Knie zusammengekauert und meinen Mann zu mir ran gezogen. Ich habe Schreie gehört und Menschen durch den Bus fliegen sehen. Als der Bus sich dann nicht mehr bewegt hat, haben mein Mann und ich uns angesehen, uns an der Hand gehalten und wollten nur noch raus.“

Umgeschaut haben sich beide nicht mehr. „Es lagen ganz viele Menschen auf dem Boden. Wir haben uns auf eine Mauer gesetzt und gewartet. Der Anblick war schrecklich“, sagt der pensionierte Gesamtschullehrer.

Eine gebrochene Rippe

Hilfe kommt sofort. Nach dem Unfall werden auch die Gardens ins Krankenhaus gebracht. Im Wartezimmer laufen die ersten Nachrichten über das Busunglück im portugiesischen Fernsehen. „Erst dort haben wir das Ausmaß der Katastrophe richtig begriffen: 29 Tote und wir haben überlebt“, kann es Heinz Garden noch immer kaum fassen.

Die Verletzungen – eine gebrochene Rippe und ein Schleudertrauma – sind zum Glück nicht so schlimm, dass die beiden noch in der Nacht zurück ins Hotel können. „Dort habe ich mir direkt mein Handy genommen. Das hatte ich an dem Abend nicht mit dabei“, sagt Brigitte Garden. „Zum Glück, ich kenne doch gar keine Nummern mehr auswendig.“ Die Duisburger telefonieren mit der Familie, schreiben Mails an Freunde und Verwandte, an die Sportvereine. „Es haben sich ja so viele Sorgen gemacht. Der Zuspruch, den wir bekommen, der ist einfach überwältigend“, sagen beide.

Nur einmal verlässt das Paar noch die Hotelanlage bis zum Abtransport nach Deutschland. „Wir haben uns am Tag nach dem Unfall die Stelle noch einmal angeschaut, ein Foto von dem Haus gemacht, dass den Bus aufgehalten hat“, sagt Brigitte Garden. Auf ihrem Laptop hat sie ihre Urlaubsbilder in zwei Ordnern gespeichert: Madeira vor dem Unfall und danach.

Mit der Sondermaschine der Bundeswehr werden die Duisburger am vergangenen Samstag mit 13 weiteren Verletzten nach Köln geflogen. Nach einer Nacht in einem Kölner Krankenhaus können sie endlich nach Hause.

Der schreckliche Unfall passierte am sechsten Tag ihrer Reise. „Wir haben also auch viele schöne Erinnerungen an die Insel“, sagt Brigitte Garden. Diese Bilder schaut sich das Ehepaar gerne an, auch um die schrecklichen Bilder wieder aus dem Kopf zu bekommen. Vielleicht wollen sie sogar noch einmal nach Madeira. Brigitte Garden: „Wenn man beim Skifahren fällt, soll man danach doch auch wieder auf die Bretter.“