Duisburg. Der offene Ganztag der GGS Böhmer Straße in Duisburg-Buchholz kämpft für eine Toilettensanierung. Warum die Stadt trotzdem anderswo saniert.

„Ich hab inzwischen Hass“, sagt Dirk Giesen, und man glaubt dem Vorstand des Fördervereins der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Böhmer Straße in Duisburg-Buchholz. Der Verein ist Träger der offenen Ganztagsbetreuung der GGS und sitzt im ältesten Gebäude des Komplexes an der Böhmer Straße, zu dem auch die Katholische Grundschule (KGS) gehört.

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Seit 15 Jahren versucht der Förderverein, bei der Stadt und dem zuständigen Immobilien-Management Duisburg (IMD) eine Sanierung der Ganztags-Toiletten zu erwirken. Erfolglos bisher, deswegen müssen die rund 200 Kinder, die dort betreut werden, mit Klo-Mief klarkommen. Der kommt nicht etwa von schlechter Pflege der Sanitäranlagen, sondern aus den über 100 Jahre alten Rohren des Gebäudes. „Wenn wir morgens nicht alle Toiletten und Abflüsse durchspülen, stinkt es hier bestialisch“, gibt Giesen zu Protokoll.

Stadt Duisburg saniert die Toiletten wesentlich jüngerer Gebäude

Das allein ist ärgerlich genug. Doch als das IMD vor wenigen Wochen begann, die Toiletten der wesentlich jüngeren Gebäude der GGS und KGS zu sanieren, platzte Giesen der Kragen. Aufgeben will er trotzdem nicht, „das ist schließlich mein Kind hier“, sagt der Gründer des offenen Ganztags.

Ausweichen zum Austreten: Die Schüler der GGS und KGS Böhmer Straße in Duisburg-Buchholz müssen während der Sanierung ihrer Toiletten mit einem stillen Örtchen im Container vorliebnehmen.
Ausweichen zum Austreten: Die Schüler der GGS und KGS Böhmer Straße in Duisburg-Buchholz müssen während der Sanierung ihrer Toiletten mit einem stillen Örtchen im Container vorliebnehmen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein Beschluss des Stadtrats sieht vor, dass nur die Toiletten der GGS und KGS saniert werden, das weiß Dirk Giesen. „Aber die Stadt versteckt sich hinter diesem Entschluss“, bemängelt er, und erzählt von dem Aufzug am Eingang, der jedes halbe Jahr gewartet wird, obwohl er nicht genutzt werde. Den fruchtlosen Kampf für sanierte Toiletten empfindet Dirk Giesen mittlerweile als „fehlende Wertschätzung seitens der Stadt“.

Ganztag ist nicht Teil des Förderprogramms „Gute Schule 2020“

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„Die WC-Anlagen in den von der OGS (offene Ganztagsschule, Anm. d. Red.) der GGS Böhmer Straße genutzten Räumen haben keinen Eingang in das Förderprogramm ‘Gute Schule 2020’ gefunden“, bestätigt Stadtsprecher Maximilian Böttner auf Anfrage. Somit befänden sie sich „leider nicht auf der Maßnahmenliste, die aktuell umgesetzt wird“.

Allerdings, das kündigt der Sprecher an, will die technische Abteilung des IMD den offenen Ganztag im Duisburger Süden bald besuchen. Man wolle sich „zeitnah ein Bild vom Zustand der in Rede stehenden WC-Anlagen machen, Art und Umfang des Sanierungsbedarfs feststellen und den festgestellten Sanierungsbedarf in den Wirtschaftsplan ab dem Jahr 2023 aufnehmen“.

In Zukunft kommen noch mehr Kinder in den Ganztag

Vielleicht ein kleiner Trost für Dirk Giesen und seine Mitstreiter im Ganztag der GGS Böhmer Straße. In Zukunft nämlich würden moderne Sanitäranlagen der Einrichtung, und vor allem den Kindern, noch mehr zugute kommen als ohnehin schon: Ab dem Sommer 2022 steigt die Zahl der betreuten Kinder noch einmal an.

Bis 2026 soll der offene Ganztag gar in der Lage sein, jedem Schüler der Schule einen Betreuungsplatz vor und nach den Unterrichtszeiten zu garantieren. Schon jetzt besuchen rund 320 Kinder die GGS Böhmer Straße, 120 mehr, als der Ganztag momentan betreut. Für all diese Kinder stünden dann fünf Toiletten bereit – es wäre wünschenswert, dass die zumindest einwandfrei funktionieren.

>> DAS IST „GUTE SCHULE 2020“

  • Das Programm „Gute Schule 2020“ ist eine Gemeinschaftsaktion der NRW-Bank und des Landes Nordrhein-Westfalen. Seit dem 1. Januar 2017 wurden Schulen in NRW jährlich 500 Millionen Euro für ihre Infrastruktur und die Digitalisierung zur Verfügung gestellt.
  • Die damalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagte, dass gute Schule „immer auch eine moderne Schulinfrastruktur“ bedeute. Förderungswürdig seien „grundsätzlich Investitionen inklusive Sanierungs- und Modernisierungsaufwand auf kommunalen Schulgeländen mit den dazugehörigen Sportanlagen“.