Duisburg-Rahm. Die „Mut-Tour“ bringt eine positive Nachricht mit nach Duisburg: Depression ist eine behandelbare Krankheit. Doch viele Menschen verstecken sie.
Vom Sattel aus Depressionen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, Vorurteile bekämpfen und dabei gleichzeitig etwas fürs eigene Wohlbefinden tun: Das ist das Ziel der „Mut-Tour“ von Menschen mit und ohne Depressionen, die zurzeit auf Tandems quer durch Deutschland fahren. Am Montagnachmittag machten sie in Duisburg-Rahm Station.
Dietmar Reinberger hat sich auch aufs Tandem geschwungen, hauptsächlich, um über die Krankheit aufzuklären. Der 68-jährige Duisburger litt selber lange unter Depressionen, heute ist er Vorstandsmitglied des Vereins Duisburg gegen Depressionen. Er kennt die Vorurteile, die mit dieser Erkrankung verbunden sind. „Depression ist eine Krankheit mit vielen Facetten, man kann sie aber behandeln.“ Mit Sprüchen wie „Die sollen sich mal zusammenreißen“ sei allerdings keinem geholfen.
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Er schildert, wie sich die Erkrankung anfühlt: „Man verliert alle Gefühle, befindet sich in einem Loch, aus dem man nicht mehr herausfindet. Das Leben verliert total seine Struktur.“ Wichtig sei, dass man sich nicht versteckt und externe Hilfe sucht. Neben der ärztlichen Betreuung nähmen auch Selbsthilfegruppen eine wichtige Rolle ein.
Depressionen sind nicht nur in Duisburg ein Tabu-Thema – das soll sich ändern
Tourleiter Sebastian Burger stellt klar, dass das Ziel der „Mut-Tour“ auch Öffentlichkeitsarbeit ist: „Wir wollen mit der „Mut-Tour“ bewirken, dass man aufeinander zugeht und offen mit der Krankheit umgeht. Das gilt für die Betroffenen genauso wie für die Öffentlichkeit. Depression sollte kein Tabu-Thema sein.“
Doch das ist es oft. Die Radtour soll über die Krankheit aufklären. Ein weiterer Grund der Fahrt quer durch Deutschland – insgesamt sind in den nächsten Wochen acht Teams auf verschiedenen Streckenabschnitten unterwegs – ist, den Teilnehmern ein naturnahes Gemeinschaftserlebnis zu ermöglichen. Für Swantje Wurps ist dieses sportliche Gemeinschaftserlebnis wichtig: „Man kommt auf andere Gedanken, ist mitten in der Natur, macht viele Dinge gemeinsam, mir bringt das sehr viel.“
Sport ist bei Depressionen sehr wichtig – die Fahrt auf dem Tandem schweißt zusammen
Die große Deutschland-Tour zum Thema Depression gibt es bereits seit 2012. Für den 42-Jährigen Sebastian Burger nicht nur in Sachen Öffentlichkeitsarbeit geradezu ideal, sondern auch für die von der Krankheit betroffenen Teilnehmer ein guter Therapieansatz: „Die Fahrt auf dem Tandem schweißt zusammen, und sportliche Bewegung ist gerade bei Depressionen ungemein wichtig.“
So langsam mussten sich die drei Tandempaare am Tagesziel Mülheim nach einer Unterkunft umsehen. Die haben sie bei ihrer Reise eigentlich immer im Gepäck, normalerweise reicht ihnen ein Stück Wiese. „Wenn wir etwas Passendes gefunden haben, bauen wir die Zelte auf, holen den Gaskocher raus und machen uns was zu essen“, erklärt Sebastian Burger, der die „Mut-Tour“ im Auftrag der Deutschen Depressionsliga mit organisiert.
„Manchmal werden wir auch spontan eingeladen“, erzählt der Projektleiter - ein Angebot, das an den derzeit nicht gerade sommerlichen Tagen wahrscheinlich gerne angenommen wird. Der Edeka-Supermarkt an der Rahmer Kirche kam den Mut-Radlern gerade recht: Hier konnten sie fürs Abendessen einkaufen. „Wir kochen vegetarisch“, erläuterte Burger und ergänzt: „Aber wir hindern niemand daran, an die Döner-Bude zu gehen.“
DEPRESSIONEN IN DUISBURG: HIER GIBT ES HILFE
- Kontakt- und Beratungsstelle Regenbogen Duisburg, Neckarstraße 52, 47051 Duisburg, 0203 70 81 88
- Sozialpsychiatrischer Dienst des Gesundheitsamtes der Stadt Duisburg, Ruhrorter Straße 195, 47119 Duisburg, 0203 283-2079
- Weitere Anlaufstellen gibt es unter dem Punkt „Betroffene“ auf der Internet-Seite deutsche-depressionshilfe.de