Duisburg. Sören Link hat das Bündnis gegen Depression mit dem Preis „Duisburger Beispiel“ geehrt. OB sagte Unterstützung im Kampf gegen die Krankheit zu.

Rund 50.000 Duisburger – 5 bis 10 Prozent der Einwohner – leiden an Depressionen. Davon geht zumindest das Duisburger Bündnis gegen Depression aus. Das ist Bundesdurchschnitt für eine bundesweit unterschätzte Krankheit. „Wir brauchen eine höhere Sensibilität bei Hausärzten und mehr Schulungen“, fordert Ingrid Hoffmann vom ehrenamtlichen Vorstand des Bündnisses. Denn diese sind ganz nah an ihren Patienten, können Symptome der Depression daher früh erkennen.

70 Prozent der Erkrankten ignorieren die Depression oder erkennen sie nicht

Wichtig ist dieser Ansatz auch, weil Depression immer noch tabuisiert ist und von 70 Prozent der Erkrankten nicht erkannt oder ignoriert wird. „Reiß dich zusammen“, heißt es oft aus dem Umfeld der Betroffenen, schildert der Sozialpädagoge und Vorstandssprecher Dietmar Reinberger. „Aber es kann niemand etwas für seine Depression. Etwas Genetik, die Umwelt und nicht selten die Arbeitsbedingungen spielen hinein.“

Das Bündnis sagte der Depression vor elf Jahren den Kampf an, bildete sich als unabhängiger Verein aus Ärzten, Krankenkassen, verschiedener städtischer und psychosozialer Einrichtungen, Diakonie und Caritas. 70 Mitglieder hat der Verein. Ein besonderer Duisburger Schwerpunkt liege in der Öffentlichkeitsarbeit und im Sozialen, neben dem medizinischen Ansatz, sagt Ingrid Hoffmann.

1000 Erkrankungen wurden in Duisburg betreut, jährlich nehmen 100 Menschen an Hilfsangeboten teil


Gut 1000 Erkrankungen sind seitdem betreut worden, rund 100 Menschen nehmen jährlich an seinen verschiedenen moderierten und Selbsthilfegruppen teil. Noch vor 14 Jahren betrug die Zahl der Selbsttötungen aufgrund von Depressionen bundesweit 14.000, heute sind es 10.000. Dennoch gibt es insgesamt mehr festgestellte Erkrankungen als zuvor: 5,3 Millionen sind es aktuell in Deutschland.

Dass es einmal knapp 4 Millionen waren, liegt auch an der inzwischen größeren Aufmerksamkeit für die Erkrankung und die Anerkennung. „Sie bleibt dennoch schwer greifbar“, stellt Harald Stollmeier, Sprecher der BKK Novitas, fest. Und auf dem Krankenschein will sie kein Arbeitnehmer stehen haben – „nicht belastbar“, wird das dann interpretiert. Lieber „Burn out“, dann hat man ja vorher für etwas gebrannt, schildert Stollmeier.

OB Link sagt Unterstützung weiterhin zu: „Wir brauchen die Arbeit der Ehrenamtlichen“

Oberbürgermeister Sören Link, der das Bündnis gegen Depression am Mittwochmittag im Rathaus für seine engagierte Arbeit mit dem Preis „Duisburger Beispiel“ auszeichnete, sagte die städtische Unterstützung weiterhin zu: „Mit Tabletten gegen Depression ist es nicht getan, wir brauchen eine Struktur des Helfens und Heilens, und auch die Arbeit der Ehrenamtlichen, die als Multiplikatoren und mit niederschwelligen Angeboten in die Gesellschaft hinein wirken.“