Duisburg-Ungelsheim. Im Sommer sollen auf einem Garagenhof in Duisburg-Ungelsheim Reihenhäuser gebaut werden. Noch kämpfen Anwohner gegen den Abriss der Garagen.

Am Grünen Hang in Ungelsheim fürchten etliche Bewohner um ihre Garagen. Die stehen nämlich auf privatem Gelände, das ab dem Sommer bebaut werden soll. Die Garagenbesitzer wehren sich gegen den bevorstehenden Abriss – womöglich erfolglos.

Allein drei der 27 Stellplätze gehören Karl-Heinz Groening, der an vorderster Front für ihren Erhalt kämpft. Bis zum 31. Mai sollen er und andere Ungelsheimer die Garagen räumen. „Ohne die Garagen wird die Goslarer Straße zugeparkt werden“, befürchtet er. Die Anwohner wollen sich gerichtlich wehren.

Garagen in Duisburg-Ungelsheim wurden von Mannesmann gebaut

Die Garagen, schildert Groening, seien Anfang der 50er Jahre von Mannesmann für die Bewohner seiner Werkswohnungen gebaut worden. Diese kauften die Garagen. Die Grundstücke, auf denen die Garagen stehen, verpachtete der Konzern ihnen.

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2000 wurde Mannesmann von Vodafone aufgekauft. Mit der Übernahme des Stahlriesen wechselten auch die Garagengrundstücke den Besitzer. Alles, was nichts mit Mobilfunk zu tun hatte, versuchte Vodafone wieder zu veräußern. Die Garagengrundstücke etwa gingen an den Hausverwalter Wilfried Woudboer.

Neue Verträge mit gleichen Bedingungen, aber höheren Preisen

„Dieser kündigte dann im Jahr 2004 allen Mietern und Pächtern die Verträge für alle 265 Garagenplätze in Ungelsheim“, sagt Groening. Die Garagenbesitzer haben sich zusammengetan und vergeblich versucht, die Grundstücke selbst zu erwerben oder zumindest zu geringeren Pachtgebühren zu bekommen.

Die Verträge, die Woudboer ihnen letztlich vermittelt habe, hätten zwar dieselben Bedingungen wie die alten Mannesmann-Kontrakte beinhaltet, jedoch auch deutlich teurere Gebühren. Die Garagen verblieben im Besitz der Ungelsheimer, sagt Groening.

Stadt Duisburg genehmigte die Bauanträge

Im Juli 2019 erblickte Groening Vermessungstechniker auf dem Garagengrundstück, die ihm freimütig mitteilten, die Fläche solle bebaut werden. Die Anwohner erkundigten sich im November 2019 bei der Stadt, ob eine Bauvoranfrage vorliege. Die Behörden verneinten, was zu diesem Zeitpunkt der Wahrheit entsprach, wie Stadtsprecher Malte Werning mitteilt.

Auf dem Garagenhof an der Goslarer Straße in Duisburg-Ungelsheim sollen bald vier Einfamilienhäuser gebaut werden.
Auf dem Garagenhof an der Goslarer Straße in Duisburg-Ungelsheim sollen bald vier Einfamilienhäuser gebaut werden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Anwohner gaben nicht auf: Sie legten der Bezirksvertretung eine Petition vor, um für den Erhalt des Grundstücks als Garagenstellplatz zu votieren. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Im April 2020 genehmigte die Stadt vier Bauanträge der NRW-Bau GmbH für das Gelände.

Garagenbesitzer erfuhren durch die Kündigung von Eigentümerwechsel

Auch hier lief alles regelkonform, bekräftigt Werning: „Das Grundstück ist seit 1974 durch den Bebauungsplan als Wohngebiet ausgewiesen“, sagt er. Eine Nutzung als Wohnfläche und als Garagenfläche sei gleichermaßen möglich.

Im Dezember 2020 verkaufte Grommes-Woudboer das Grundstück an die Teo Bau GmbH. Zwei Monate später flatterten den Ungelsheimern die Kündigungen für ihre Pachtverträge ins Haus – versehen mit der Aufforderung, die Garagen darauf bis zum 31. Mai abzutragen. Erst hier erfuhren die Anwohner, dass die Flächen den Besitzer gewechselt hatten. „Ich empfinde dieses Vorgehen als nicht korrekt, zumal wir alle im Januar noch die Jahrespacht von der Hausverwaltung Grommes-Woudboer für das gesamte Jahr abgebucht bekamen. Wenn wir die Garagen nicht selbst entfernen, werden uns wahrscheinlich noch die Abrisskosten in Rechnung gestellt“, befürchtet Groening.

Laut Haus und Grund waren die Kaufverträge für die Garagen ungültig

Philipp Hattebur, Rechtsanwalt bei der Vermietervereinigung Haus und Grund, macht den Anwohnern wenig Hoffnung für den Erhalt der Garagen: „Nach unserer Auffassung gehören ein Grundstück und ein Bauwerk untrennbar zusammen, so auch die Garagen – sie können also nur vermietet werden.“ Kaufverträge aus der Vergangenheit hätten keine Gültigkeit.

„Die Anwohner haben da gutgläubig gehandelt, weil Mannesmann damals in ihrem Sinne handelte. Spätere Vertragspartner taten das nicht mehr“, sagt Hattebur. Am Abriss der Garagen werde nichts zu ändern sein.

Anwalt: „Pacht darf erst zum Jahresende gekündigt werden“

Die Anwohner haben noch andere rechtliche Einschätzungen eingeholt: Ein beauftragter Anwalt kommt zu dem Schluss, dass die Pachtverträge frühestens zum Jahresende gekündigt werden dürften.

Von der Hausverwaltung Grommes-Woudboer heißt es auf Anfrage, für das Grundstück sei nunmehr der neue Eigentümer zuständig. Auf dessen Bitte habe man lediglich noch die Kündigungen abgewickelt.

Geschäftsführer von NRW-Bau: „Abriss übernehmen wir“

Die Teo Bau GmbH wird durch Ismail Bal vertreten, dem Geschäftsführer der NRW-Bau GmbH. Der Unternehmer verweist auf die genehmigten Bauanträge und hat wenig Verständnis für die Anwohner.

Die Garagenbesitzer müssten ihre Stellplätze jedoch nicht selbst abreißen: „Das übernimmt die NRW-Bau.“ Auf die Verpflichtung angesprochen, die Garagen erst zum Jahresende kündigen zu dürfen, droht Bal mit rechtlichen Schritten. „Eine Klage ist letztlich mit weiteren Kosten verbunden – dabei geht es jetzt nur noch um ein paar Monate. Wenn die Anwohner ihre Garagen bis zum 31. Mai räumen, kommen keine weiteren Kosten auf sie zu.“

>> VIER REIHENHÄUSER MIT FLACHDACH

• Ismail Bal plant auf dem Gelände vier Reihenhäuser mit Flachdach. Mit 160 Quadratmetern Wohnfläche sollen die Häuser die Struktur einer Innenstadtvilla haben.

• Sie sollen jeweils einen Keller, eine Garage und einen Garten haben. Zusätzlich sind sie mit elektrischen Rollläden und einer Fußbodenheizung ausgestattet. Geplant hat die Gebäude der Architekt Volker Esch aus Remagen.

• Sollte der Baubeginn wie geplant im Juni 2021 erfolgen, sollen die Häuser Ende 2022 bezugsfertig sein. Die Teo Bau GmbH will demnächst mit der Vermarktung beginnen.