Duisburg-Huckingen. Eier kaufen? Das kommt für Manuela Wesseling nicht infrage. Die Duisburgerin hält seit Jahren Hühner. Jetzt nimmt sie Legebatterie-Hennen auf.

In der Osterzeit haben Hühner, die den Osterhasen mit Eiern beliefern, besonders viel zu tun. Manuela Wesseling hält nichts von dieser romantisierten Vorstellung. Sie weiß: Um möglichst viele Eier legen zu können, müssen die Tiere große Qualen erleiden. Lässt ihre Leistung nach, enden sie beim Schlachter. Wesseling, die bereits sechs Hühner auf ihrem Grundstück hält, nimmt zwei Legehennen auf und beschert ihnen so ein artgerechtes restliches Leben.

Der Verein „Hühnerrettung NRW“ nimmt aussortierte Hühner auf und vermittelt sie an Tierfreunde wie die Huckingerin. „Ostern ist tatsächlich Hochsaison, denn danach werden die Hühner, die keine Eier mehr legen können, aussortiert und zum Schlachter gebracht.“

Nie wieder Eier kaufen: Duisburgerin hält seit Jahren Hühner im Garten

Die 55-Jährige hält seit acht Jahren Federvieh in ihrem Garten, sechs Tiere sind es derzeit. Emma, Frieda, Liesel, Rosa, Käthe und Gundel, die Wesseling teilweise per Hand aufgezogen hat, sollen in der kommenden Woche Zuwachs bekommen – sie wird zwei Hühner aus der Eierproduktion aufnehmen.

So zerrupft sehen Hühner aus, wenn sie aus der Legebatterie kommen. Der Verein „Hühnerrettung NRW“ vermittelt solche Tiere an Privathalter, wo sie ein gutes restliches Leben führen können – statt, wie üblich, zum Schlachter zu kommen.
So zerrupft sehen Hühner aus, wenn sie aus der Legebatterie kommen. Der Verein „Hühnerrettung NRW“ vermittelt solche Tiere an Privathalter, wo sie ein gutes restliches Leben führen können – statt, wie üblich, zum Schlachter zu kommen. © Manuela Wesseling

„Die Tiere sind wirklich in einem ganz schlimmen Zustand, wenn sie da rauskommen: Sie sind gerade mal anderthalb Jahre alt und haben noch nie die Sonne gesehen. Deswegen rupfen sie sich gegenseitig die Federn aus. Oder können nicht richtig laufen. Diese üblen Bilder aus Hühnerställen, die man schon mal im Fernsehen sieht, sind keine Ausnahme, sondern die Regel“, sagt sie.

Freilandhaltung, Bodenhaltung, Legebatterie: Die Tierschützerin sieht keinen Unterschied

Ob Freiland- oder Bodenhaltung, mache keinen Unterschied. „Das klingt einfach nur schön für den Verbraucher, ist es aber nicht. Die haben teilweise trotzdem nicht mehr als ein DIN A4-Blatt Platz. „Eigentlich müssten solche Bilder wie bei Zigarettenpackungen auf den Eierkartons kleben“, meint sie. „Die Tiere werden nicht als Lebewesen gesehen.“

Wesseling freut sich bereits darauf, die Hühner bei der Vermittlung abholen zu können. Auch ihre Nachbarn hat sie überredet, einige Tiere aufzunehmen. „Die werden aber in einem nicht ganz so schlechten Zustand sein. Solche mit entzündeten Legedärmen oder gebrochenen Flügeln kann ich noch nicht versorgen, ich bin ja keine Tierärztin“, so Wesseling.

Bei der Duisburgerin bekommen die geretteten Hühner einen Namen

Dennoch will sie sich alle Mühe geben, den Neuankömmlingen ein schönes Zuhause zu bieten. Zwei Namen hat sie auch schon ausgesucht: Nelly und Irmi. Ein Schreiner hat bereits einen zweiten Stall errichtet. Nelly und Irmi sollen erstmal einige Tage isoliert bleiben und sich erholen, erst dann will die Hühner-Mama sie in die Gruppe einführen – mit einem Trick:

Hühner sind nicht besonders anspruchsvoll. Man gewöhnt sie am besten nachts aneinander: Man setzt die neuen einfach dazu, die alten können sich am nächsten Morgen nicht dran erinnern, dass ihre Artgenossen am Vorabend noch nicht da waren“, so die 55-Jährige.

So sehen glückliche Hühner aus: im Duisburger Garten von Manuela Wesseling haben die Tiere Auslauf und keinen Stress. Hier finden auch die ehemaligen Legehennen ein artgerechtes Zuhause.
So sehen glückliche Hühner aus: im Duisburger Garten von Manuela Wesseling haben die Tiere Auslauf und keinen Stress. Hier finden auch die ehemaligen Legehennen ein artgerechtes Zuhause. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Zwar sei die Lebenserwartung – die eines normalen Huhns liege bei zehn bis 15 Jahren – bei den Hennen aus der Legebatterie überschaubar, Wesseling will sie aber für ihre Gefangenschaft entschädigen, wie sie sagt. „Sie kriegen Melonenstücke, Salat, Gurke und können nach Insekten und Regenwürmern scharren, so, wie sie es mögen.“

Um eines muss sich Manuela Wesseling nie wieder Gedanken machen: wo sie Eier herbekommt. „Ich würde nie welche kaufen.“

>> DER VEREIN „HÜHNERRETTUNG NRW“

  • Der Verein „Hühnerrettung“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Legehennen aus Großbetrieben an private Hühnerhalter zu vermitteln.
  • Die Hennen werden normalerweise nach zwölf bis 18 Monaten in den Betrieben ausgestallt und geschlachtet, da sie ihrer Aufgabe der Eierproduktion nicht mehr rentabel nachkommen.
  • Hier schreitet Hühnerrettung NRW ein und sucht nach tierlieben Menschen, die sich der Hühner annehmen.
  • Interessierte können sich über die Homepage an den Verein wenden: huehnerrettung.de. Dort werden Fragen beantwortet und die Tiere vermittelt.