Duisburg-Ungelsheim. Im Stadtteilcheck fällt Duisburg-Ungelsheim beim Nahverkehr glatt durch. Doch es gibt auch positive Aspekte, die gerade junge Familien schätzen.

Bei zwei Fünfen auf dem Zeugnis würde so mancher Lehrer wohl anmerken: „Aus dir wird nichts mehr“. Doch trotz dieser schlechten Bewertung im Stadtteilcheck geben die Ungelsheimer ihre Heimat nicht auf: Denn für das Lebensgefühl geben sie eine glatte 2.

Die Redaktion hat mit Helmut Schmitz vom örtlichen Bürgerverein über die größten Probleme im Stadtteil gesprochen. Es wird deutlich: Der verloren gegangenen Busanbindung nach Hüttenheim liegen die meisten Probleme zugrunde.

Fahrt von Ungelsheim zu Rewe, Aldi und Lidl dauert mit der DVG 35 Minuten

In der Kategorie Einkaufsmöglichkeiten erhält Ungelsheim mit einer 5- stadtweit die schlechteste Note nach Bissingheim, beim Nahverkehr markiert der Stadtteil mit einer glatten 5 sogar die negative Bestmarke. Dabei liegt die U-Bahnhaltestelle Kesselsberg in unmittelbarer Nähe zum Dorfzentrum und wird auch von Bussen angefahren. Helmut Schmitz zufolge hängen beide Zensuren miteinander zusammen.

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„Zum einen haben wir in Ungelsheim keinen Nahversorger mehr, seit der Edeka vor über zehn Jahren geschlossen hat. Die Leute sind deswegen mit dem Bus nach Hüttenheim zu Rewe, Aldi und Lidl gefahren. Seit die Linienführung der Busse geändert wurde, dauert diese Fahrt aber bis zu 35 Minuten“, kritisiert er.

Zwei Protestmärsche haben nichts gebracht

Zwar sei auch das Edeka-Center am Angerbogen leicht zu erreichen, jedoch sei der Laden teurer als die Discounter an der Mündelheimer Straße. Viele Leute gingen die Strecke von rund anderthalb Kilometern zu Fuß, andere wiederum seien auf den Bus angewiesen. „Der fuhr früher am Ungelsheimer Graben nach Hüttenheim, jetzt macht er einen Umweg über Mündelheim und Serm.“ Dazu komme der Umstieg von der Linie 942 in die 941.

„Selbst Ungelsheim ist ja nicht gerade klein, da läuft man schon mal 700 Meter zur nächsten Haltestelle. Und die Taktung ist auch nicht vom Feinsten“, sagt Schmitz. „Wir haben zwei Mal einen Protestmarsch gestartet, um auf die Misere aufmerksam zu machen – vergeblich.“

Schlechte Noten für die Lokalpolitik

Ist das vielleicht der Grund, warum auch die Bewertung der Lokalpolitik mit einer 4- schlechter ist als im Durchschnitt? „Das größte Problem ist, dass wir keinen Platz für Versammlungen haben, wenn mal ein Politiker kommt – in die beiden Gemeindehäuser passen vielleicht 50 Personen“, merkt Schmitz an.

Dabei schauten Vertreter des SPD-Ortsvereins und der CDU Serm mindestens einmal im Jahr vorbei. Schmitz setzt seine Hoffnung in ein besseres Verhältnis zwischen Bürgern und Politik. Er setzt auch auf Philipp Dengel, der in Ungelsheim lebt und seit der Kommunalwahl für die Sozialdemokraten im Stadtrat sitzt.

„Die Leute zahlen nur den Selbstkostenpreis, aber trotzdem kriegen wir den Bus nicht voll“

Bei der Gastronomie, den Freizeitangeboten sowie Möglichkeiten für Senioren erhält Ungelsheim jeweils nur eine 4+. „Dabei machen die SPD und die Awo regelmäßig was, auch wir als Bürgerverein veranstalten Bus- und Radtouren. Die Leute zahlen nur den Selbstkostenpreis, aber trotzdem kriegen wir den Bus nicht voll, und das bei 3000 Einwohnern. Wenn einfach keiner kommt, weiß ich auch nicht, was man anbieten soll“, sagt Schmitz.

Ungelsheim ist mit rund 60 Jahren ein relativ junger Stadtteil, galt bezogen auf den Altersdurchschnitt der Bewohner aber lange als der älteste Nordrhein-Westfalens. Früher gab es hier ein Kino, eine Post, eine Polizeidienststelle, eine Wäscherei und eine Grundschule – in deren Gebäuden ist jetzt die St. George’s School untergebracht.

Balkons und hellere Wohnungen: Wohnungsbaugesellschaften investieren in die Häuser

Dennoch bewerten die Ungelsheimer das Lebensgefühl in ihrem Stadtteil mit einer glatten 2. „Die Wohnungsbaugesellschaften rüsten die Häuser nach, besonders in der Clausthaler Straße und Am Finkenacker“, weiß Schmitz. „Da kommen neue Balkons dran, die Wohnungen werden größer und heller“, sagt er. Das würde auch wieder mehr junge Familien anlocken.

„Es ist eine ruhige Wohnlage, die Leute fühlen sich wohl.“ Ungelsheim liege in einem Dreieck: „Wer noch Auto fahren kann, ist schnell in Duisburg, in Düsseldorf oder Krefeld. Und man wohnt hier richtig schön im Grünen“, sagt er.