Duisburg. Über 100 Besucher waren beim Weihnachtsmarkt von „Muddi hilft“ auf der Duisburger Bahnhofsplatte. Das macht Corona mit der Spendenbereitschaft.

Gerdi Wittkowski alias „Muddi“ und Kopf hinter „Muddi hilft“ hat ein großes Herz. Jedes Jahr organisiert sie am vierten Advent auf der Bahnhofsplatte einen Weihnachtsmarkt für Bedürftige und Obdachlose. Obwohl Duisburg ein Corona-Hotspot ist und es strenge Auflagen gibt, wie viele Personen sich in der Öffentlichkeit treffen dürfen, ist es ihr gelungen, die Genehmigung von der Stadt zu bekommen. „Die Stadt war sehr entgegenkommend“, betont Gerdi Wittkowski. Die mehr als 100 Besucher sind entsprechend dankbar und stellen sich in Reih und Glied auf, bis sie sich selbst an den Ständen etwas aussuchen dürfen. Die Spendenbereitschaft ist trotz wirtschaftlich schwieriger Lage hoch.

Viele Duisburger spenden trotz Corona-Lockdown

Mehr als 100 Personen stehen auf Abstand an. Sie freuen sich, dass „Muddi“ und die anderen Ehrenamtlichen jedes Jahr an sie denken.
Mehr als 100 Personen stehen auf Abstand an. Sie freuen sich, dass „Muddi“ und die anderen Ehrenamtlichen jedes Jahr an sie denken. © FUNKE Foto Services | Foto: Jörg Schimmel

„Ein paar Selbstständige haben angerufen, sich entschuldigt und gesagt, dass das Geld auch bei ihnen knapp ist. Dafür habe ich volles Verständnis. Andere Firmen haben dafür etwas mehr gespendet“, erklärt Gerdi Wittkowski. Besonders imponiert habe ihr die Fünf-Euro-Überweisung einer Frau, von der sie selbst weiß, dass diese Hartz IV bezieht. „Das finde ich toll, dass sie an andere denkt, die auch nicht viel haben. Die Solidarität in Duisburg ist groß.“

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An den zahlreichen Ständen vor dem Bahnhof stehen die Spenden aufgereiht. Es gibt Brot, Taschenlampen, lange Unterhosen für kalte Nächte, Isomatten, Suppen in Dosen – Geschmacksrichtung „Festtagssuppe mit Eierstich“. Dennis und Verena haben große Taschen dabei und als eine der ersten das Glück, sich etwas aussuchen zu dürfen. „Darf ich ne Salami?“, fragt der junge Mann, der zugibt ein „Problem mit Heroin“ zu haben. Seine Schuhe sind löchrig und abgewetzt. „Guck mal, da drüben gibt’s neue Schuhe“, weist Gerdi Wittkowski auf die Kleidungsausgabe. Sie kennt ihre Pappenheimer. Dennis nimmt schon zum dritten Mal an dem Weihnachtsfest teil. In der kalten Jahreszeit findet er nachts Unterschlupf in der Gartenlaube eines Bekannten. Bald will er eine Therapie machen. Seine Freundin steht auf der Liste für ein soziales Wohnprojekt. Ihr Leben finanzieren sich die beiden mit „schnorren“, erzählen sie. „Als Frau hat man es leichter. Aber es ist schwieriger geworden, weil weniger Leute unterwegs sind.“

Fahrkarten ermöglichen Fahrten zu Hilfsangeboten im Duisburger Norden

Jeder, der hier ist, hat seine Geschichte. Viele hatten Stress mit den Behörden. Gertrud Bettges vom Meidericher Hilfswerk hatte „Muddi“ deshalb ein paar Fahrkarten in die Hand gedrückt, die sie an Bedürfte verteilen kann. Als „helfende Hände“ kochen sie regelmäßig im Duisburger Norden eine warme Mahlzeit. Da sich die meisten allerdings kein Ticket leisten oder zu oft beim Schwarzfahren erwischt wurden, bekommen sie von „Muddi“ nun die gespendeten Fahrkarten und können künftig auch im Norden etwas zu essen besorgen.

„Ich habe sowieso noch etwas zur Seite gelegt und gar nicht alle Spenden mitgebracht. Zu Weihnachten gibt es immer genug, aber viele haben dann Silvester nichts mehr“, erklärt Gerdi Wittkowski. Sollte der Lockdown länger als Januar dauern und wieder, wie im Frühjahr, Hilfsangebote schließen müssen, hat „Muddi“ alles vorbereitet, um zum Beispiel Frühstück auszugeben. Der Verein „Zebras helfen Zebras“ hat ihr sogar ein Notstromaggregat und eine Industrie-Kaffeemaschine gespendet, damit es stets warmen Kaffee gibt.

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Zum 15. Weihnachtsmarkt hat sich ein ehemaliger Nachbar von „Muddi“ übrigens etwas besonderes einfallen lassen. „Viele sagen immer, „Muddi“ ist die Beste. Aber sie will nie einen Dank.“ Deshalb hat der Helfer, der lieber anonym bleiben will, einen Teil seines Erbes in ein neues gebrauchtes Auto für „Muddi“ investiert. „Da bekommt sie ihren Rollstuhl rein und ist wieder mobiler.“ Nachdem sich viele Bedürftige mit Lebensmitteln eingedeckt haben, fährt der Wagen vor. Und Gerdi Wittkowski ist sprachlos. Das passiert ihr sonst selten.

>>Pizza-Spende gibt’s am Dienstag an der Grabenstraße

Der Verein „Citywärme e. V.“ veranstaltet am Dienstag, 22. Dezember, in der Zeit von 17 Uhr bis 20 Uhr ein Weihnachtsessen. Nejat Morkan, Inhaber der Pizzeria „La Barca“ lädt jedes Jahr Bedürftige zu Pizza und Pasta ein. Da dies in diesem Jahr allerdings nicht bei ihm vor Ort am Ludgeriplatz stattfinden kann, gibt’s die Pizza-Spende nun in den Räumen von Citywärme an der Grabenstraße 180 in Duisburg-Neudorf.

„So eine initiative ist in diesen Zeiten wichtiger denn je, deshalb sind wir froh, dass es stattfinden kann“, erklärt Nejat Morkan. Zu Weihnachten hat er nur einen Wunsch: „Bleibt gesund.“