Duisburg-Neudorf. Die Bewohner der Straußsiedlung kümmern sich um die Gärten in den Höfen. Doch die Häuser sollen von der Gebag saniert werden. So geht’s weiter.

Dass er sich mal fürs Gärtnern interessieren würde, hätte Yassin Abounnachat nicht gedacht. „Das war ein Teil von mir, den kannte ich gar nicht“, sagt der 37-Jährige. Nun steht der Vater von drei Kindern inmitten von Beeten, in einem Innenhof der Straußsiedlung in Neudorf, und macht sich Gedanken über einen neuen Brunnen, der dringend gebaut werden muss. Das Problem: Die Straußsiedlung wird derzeit von der Gebag saniert. Viele Bewohner sind inzwischen ausgezogen, und auch die paar verbliebenen müssen irgendwann weichen, damit die städtische Wohnungsbaugesellschaft die denkmalgeschützten Altbauten renovieren kann. Nun fragen sich Yassin Abounnachat und seine Nachbarn, die schon viele Jahre in der Straußsiedlung leben, ob sich die Investition in den Brunnen überhaupt noch lohnt. Mehr noch: „Wir wollen, dass die Seele der Siedlung erhalten bleibt“, betont Yassin Abounnachat.

Viele Interessenten für Neubauten

Mit der Gebag haben sie hier in den vergangenen Jahren nicht besonders gut Erfahrungen gemacht. „Ursprünglich wollte die Gebag die Gebäude abreißen lassen. Erst als wir die Untere Denkmalbehörde eingeschaltet haben und diese auf den Denkmalschutz verwies, wurde überhaupt über eine Sanierung nachgedacht“, sagt Petra Thiele. Die Innenhöfe sind großzügig. Teile der Fläche wurden an die Bewohner verpachtet, und die bauen nun ihr eigenes Gemüse an. „In Zeiten von Corona war das ein Traum, weil wir an die frische Luft konnten. Wir würden ja auch andere an den Gärten beteiligen, wenn hier wieder neue Leute einziehen“, könnte sich Thiele vorstellen. Mimount Abounachat hat viele Kinder und Enkel. Sie spielen gerne hier. Und die Nachbarn freuten sich, wenn Leben in der Siedlung ist. „Die Gebag hat ja in den ganzen Jahren hier nicht investiert“, weiß Yassin Abounnachat, der sich schon auf eine Interessentenliste für die sanierten Wohnungen hat setzen lassen.

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Auf Nachfrage unserer Zeitung, wie der Stand der Dinge der Bauarbeiten ist und ob die Gärten erhalten bleiben können, antwortet Sprecherin Gerhild Gössing von der Gebag: „Die Gärten befinden sich im Bereich des zweiten Bauabschnitts, dieser befindet sich noch in Planung. Es soll aber auch künftig wieder Mietergärten geben.“ Die haustechnischen Arbeiten in den Wohnungen des ersten Bauabschnitts würden bald abgeschlossen. „Nun werden die Wände geschlossen und der Innenputz erstellt. Die Fenster sind bereits eingebaut.“ In circa drei Wochen gehe es dann mit der technischen Installation im Keller weiter. „Der erste Bauabschnitt wird voraussichtlich Ende 2020 fertiggestellt, die ersten Mieter werden zum 1. Januar 2021 einziehen können.“

Aktuell gebe es eine Liste mit rund 150 Interessenten, die sich für eine Bleibe in den modernisierten Wohnungen interessieren. In einem Wettbewerb hatten verschiedene Architekten Vorschläge gemacht. Insgesamt wird Wohnraum für 101 neue Haushalte geschaffen: An der Straußstraße soll die ursprünglich geschlossene Bauweise durch Neubauten fortgesetzt werden. Die Bauhöhe und die Fassadenführung etwa sollen sich dort an dem historischen Grundgedanken orientieren. Die Garagen, die sich jetzt teilweise in den Innenhöfen befinden, sollen zur Waldstraße verlegt werden.

Die Kommunikation mit der Gebag, finden Petra Thiele und die anderen, könnte sich noch verbessern. Gerhild Gössing verweist darauf, dass sich geplante Gespräche wegen Corona verschoben haben.