Neudorf. Die Gebag investiert. Doch die Nachbarn der Straußsiedlung sorgen sich, dass sie sich die Miete danach nicht mehr leisten können.
In der Straußsiedlung rücken die ersten Bauarbeiter an, um die denkmalgeschützte Siedlung zu modernisieren. Eine Häuser-Reihe ist bereits eingezäunt, die ersten Maßnahmen, um die alten Wohnungen zu entkernen, laufen bereits. Die Ankündigung, die Häuser zu renovieren war indes nicht bei allen Mietern auf Gegenliebe gestoßen. Petra Thiele und Mimount Abounachat pflegen zum Beispiel im Hinterhof einige Gartenparzellen. Sie sorgen sich, dass ihr Idyll den Bauarbeitern weichen muss - und auch die Mieten erheblich steigen. Immerhin: Im Jahr 2001 sind die Häuser aus den 1920er Jahren unter Denkmalschutz gestellt worden; ein Abriss war somit vom Tisch.
Nachbarschaft hält zusammen und pflegt gemeinsam die Gärten
Petra Thiele lebt in einer Wohnung, die ursprünglich ohne Dusche geplant wurde. Auch einen alten Kohleofen gibt es noch. Ihr gefällt’s. Sie findet: „Es muss auch Angebote für Menschen geben, die einen alternativen Lebensstil pflegen.“ Außerdem sei eine Siedlung eben mehr als eine Ansammlung von Häusern, es gehe auch um ein gutes Zusammenleben der Nachbarn. Das gibt es zweifelsohne in der Straußsiedlung. Auf dem Rasen hinter den Gebäuden spielen viele Kinder. Einige haben ein Bild für die „Straußi“ gemalt. In den Gärten tragen die Pflaumenbäume besonders üppig. Ein Teil wurde zu Pflaumenkuchen verarbeitet. „Das Saatgut habe ich aus Marokko mitgebracht“, sagt Mimount Abounachat stolz. Was ihr besondere Sorge bereitet: Ihr Mann ist dement, doch den Weg nach Hause findet er noch ohne Probleme. „Momentan wissen wir noch gar nicht, wie es mit uns weitergeht“, erklärt Petra Thiele. Die Mieter aus den anderen Häusern sind inzwischen ausgezogen, bekommen aber die Möglichkeit, später wieder in die Siedlung zurück zu kehren.
Gebag freut sich über Investitionen
Nachgefragt bei der Gebag, heißt zum Zeitplan der Bauarbeiten: Aktuell laufen im ersten Teilbauabschnitt die Entkernungsarbeiten und die Schadstoffsanierung. „Mit einer Fertigstellung rechnen wir aktuell im Herbst 2020. Die Wohnungen sind frei finanziert und werden im Anschluss zu einem Quadratmeterpreis von sieben Euro vermietet“, teilt eine Sprecherin auf Nachfrage mit. Erst danach werde mit dem zweiten Bauabschnitt begonnen. Zu diesen Häusern gehört auch das, in dem Petra Thiele wohnt. Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer freut sich angesichts der Maßnahme: „Nachdem wir viele Jahre zu wenig in die Straußsiedlung investiert haben und dies mit teils hohen Leerständen quittiert bekamen, ist nun schön, dass wir dieses historische Quartier endlich in die Zukunft führen. Ich bin überzeugt, dass die Straußsiedlung nach Abschluss aller Arbeiten wieder ein echtes Schmuckstück in unserem Bestand sein wird.“ So sollen zum Beispiel einige Wohnungen mit kleinen Grundrissen zusammengelegt werden. Zusätzlich werden auch neue Gebäude geplant.
Die verbliebenen Nachbarn genießen die Zeit in ihren Gärten, so lange es noch geht.