Duisburg-Süd. Ein Verein dürfte sein Schützenfest feiern, könnte aber keinen Schützenkönig krönen. Ein Verein verzichtet aus Solidarität auf sein Schützenfest.
In wenigen Wochen wollten die ersten Schützenvereine im Duisburger Süden ihren König küren – eigentlich. Denn durch das Coronavirus muss diese Tradition ausfallen. Betroffen sind alle Schützenvereine, die ihre Feste von Frühjahr bis Spätsommer abhalten. Einzig die Rahmer Schützen dürften – Stand jetzt – Anfang September wieder feiern, doch sie wollen solidarisch sein.
Schützfest in Duisburg wäre möglich – aber ohne Schützenkönig
Bei der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Mündelheim/Ehingen ist das Pfingstwochenende vom 29. Mai bis 1. Juni rot im Kalender markiert – an diesen Tagen kürt der Verein traditionell seinen König, das Fest selbst findet im September statt. „Selbst wenn wir dann noch feiern dürften, werden wir in diesem Jahr keinen König haben“, stellt der 1. Brudermeister Michael Weicht klar.
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„Für den Fall, dass man im September tatsächlich wieder ein Fest feiern kann, überlegen wir, eine etwas kleinere Veranstaltung abzuhalten – aber nur an einem Tag, mit ein bisschen Musik und einer geringeren Personenzahl. Das entscheiden wir aber erst Mitte August“, sagt er. Das Fest regulär stattfinden zu lassen, ergebe keinen Sinn: „Abgesehen von der Menge an Leuten drei Wochen nach Aufhebung des Verbots muss man nur mal an die Livebands denken – die können ja ein halbes Jahr nicht proben.“
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Zuvor hatte die Dorfgemeinschaft noch ein wenig Hoffnung gehabt, an Pfingsten das Königsschießen ausrichten zu können. „Wir haben aber mit der Absage gerechnet. Denn wir wären mit 250 Personen im Wäldchen gewesen, das wäre auch ein bisschen unverantwortlich gewesen.“ Sorge bereitet Weicht das liebe Geld: „Wir finanzieren mit dem Fest an Pfingsten unser Fest im Spätsommer, das ist ein hoher vierstelliger Betrag, der uns dann fehlt. Für so einen Fall haben wir aber Rücklagen gebildet, weil es immer hätte passieren können, dass ein Fest wegen eines Sturms ins Wasser fällt – da müssen wir jetzt eben mal ran“, sagt er.
Schützenvereine müssen Verträge mit Künstlern und Gastronomen auflösen
Jetzt sind er und seine Schützenbrüder damit befasst, gültige Verträge mit Künstlern und Gastronomen aufzulösen. Auf höhere Gewalt durch die Absage können sie sich dabei nur bis Ende August berufen – für das Fest im September ein Problem. „Das ist ein Geben und Nehmen mit den Bands und Zeltvermietern, die wollen ja im nächsten Jahr wieder kommen. Und so schreiben wir die Verträge einfach auf nächstes Jahr um“, sagt Weicht.
Die Enttäuschung über eine Absage halte sich in Grenzen. „Sagen wir so: Wir haben viele ältere Mitglieder. Der Verlust eines Menschen durch Corona wäre viel schlimmer als die Enttäuschung über ein abgesagtes Fest. Dann lieber wieder im nächsten Jahr, wenn wieder alle an Bord sind.“
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Etwas anderes bleibt wohl auch den anderen Schützengesellschaften im Duisburger Süden nicht übrig, die zwischen Früh- und Spätsommer ihren König ermittelt hätten: Die Sermer Schützen Mitte Mai, die Großenbaumer an Pfingsten, die Buchholzer Anfang Juni, die Wedauer Mitte Juni und die Huckinger Schützen am letzten Augustwochenende. Einzig die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft in Rahm hätte dem aktuellen Stand nach die Möglichkeit, ihr Fest zu veranstalten – es findet am ersten Wochenende im September statt.
Sebastianus-Schützen aus Duisburg-Rahm: Schützenfest-Absage aus Solidarität
Doch dass es wirklich so kommt, ist laut 1. Brudermeister Tim Sittinger unwahrscheinlich: „Eine klare Entscheidung haben wir in der kurzen Zeit noch nicht getroffen. Wir sind uns aber einig, dass wir aus Solidarität unser Schützenfest wohl auch absagen werden“, erklärt er. „Wir wollen nicht der einzige Verein in ganz Duisburg sein, der einen König hat.“
Das sei auch den amtierenden Throninhabern gegenüber nicht gerecht: „Denen würde durch die Absage der anderen Schützenfeste die Möglichkeit genommen, offiziell dort aufzutreten und ihre Pflichten wahrzunehmen. Da müssen wir erst abklären, ob sie das im nächsten Jahr nachholen wollen, damit sie ein ganz normales Jahr als Schützenkönige erleben können.“