Duisburg. Der Gau für jeden Schützenverein: Zuletzt fand sich in Alt-Hamborn und in Mündelheim niemand, der den Vogel abschießen wollte. Die Ursachen.

Die Schützen in Alt-Hamborn hat es zuletzt getroffen, kurz davor auch die St. Sebastianus-Bruderschaft Mündelheim/Ehingen. Beide Vereine stehen erstmals in ihrer Geschichte ohne König da. Als es ernst wurde, fand sich niemand, der den Vogel abschießen wollte. Die Suche nach Aspiranten wird immer schwieriger, sagen auch andere Vereine. Warum ist das so? Eine Ursachenforschung.

Höhepunkt im Leben

Hermann Eschenbruch vom BSV Hamborn 1837 war vor genau 20 Jahren König. Für ihn ist es bis heute ein Höhepunkt in seinem Leben.
Hermann Eschenbruch vom BSV Hamborn 1837 war vor genau 20 Jahren König. Für ihn ist es bis heute ein Höhepunkt in seinem Leben. © WAZ FotoPool | Lars FrÖhlich

Hermann Eschenbruch vom betroffenen BSV Hamborn 1837 war vor genau 20 Jahren Schützenkönig und plant deshalb mit der damaligen Throngesellschaft eine Wochenendtour nach Köln. „Weil es einfach so schön war“, sagt Eschenbruch. „Für mich war es eine Ehre, König zu sein – ein Höhepunkt in meinem Leben.“

Dass dies in seinem Verein mittlerweile viele anders sehen, betrübt ihn. Es mag an den Verpflichtungen liegen, die mit der Königswürde einhergehen. Bei den Alt-Hamborner Schützen muss derjenige, der den Vogel abschießt, mit seiner Throngesellschaft in den folgenden zwei Jahren Weihnachts- oder Sommerfeste organisieren sowie den Abschiedsball. „Am Finanziellen liegt es bei uns sicher nicht“, so Eschenbruch. „Anders als bei anderen Vereinen übernehmen wir alle Kosten für Musik und Co., die Könige müssen nur mal ne Runde schmeißen.“

Dagegen sprach Jürgen Willger, stellvertretender Brudermeister für Mündelheim/Ehingen, bereits kurz nach dem Königs-Gau von einer kostenintensiven Ehre. Konkret werden die Schützenvereine diesbezüglich ungern. „Das hängt natürlich immer auch individuell vom jeweiligen König ab“, sagt Jan Krott, Sprecher des BSV Alt-Walsum. „Aber 2500 bis 5000 Euro sind schon realistisch.“

Frage der Kosten

Neben der Kostenfrage macht der allgemeine Mitgliederschwund die Suche nach potenziellen Königen vielerorts schwieriger. „Das Schützenwesen ist nicht mehr so angesagt“, sagt Krott. „Die Begeisterung hat stark nachgelassen. Früher standen beim Umzug viele Menschen am Straßenrand, heute gehen öfter mal die Rollos runter.“

Im Gegensatz zu anderen Vereinen leiden die Alt-Walsumer nicht an Nachwuchssorgen. „Wir haben 20 bis 30 Jungschützen, die Mitte 20 sind. Von denen werden wir in Zukunft hoffentlich viele als Könige sehen.“

Gedanke an Kooperationen

Was die Königsproblematik betrifft, denken offenbar immer mehr Vereine über Kooperationen nach. Das sagt zumindest Jan Krott, Sprecher der Schützen in Alt-Walsum.

In Neumühl wird bereits ein Kooperations-Schützenfest durch den Zusammenschluss der St. Hubertus-Schützen, des BSV Hamborn-Neumühl und BSV Hamborn-Marxloh gefeiert. Dort machen die drei Könige der Vereine den Sieger unter sich aus. Dies sei, so Sprecher Reiner Terhorst, ein zusätzlicher Anreiz auf der Suche nach Aspiranten.

Auch die Buchholzer Schützen setzen seit Jahren auf die Jugend, organisieren dafür nach Angaben von Sprecher Rainer Pastoor auch Radausflüge oder Wochenend-Trips. Generell hat Lothar Bargel aber festgestellt, dass Jugendliche nur schwer für das Schützenwesen zu motivieren sind. „Dabei ist allein der Schießsport so eine schöne Sache. Aber die Kids haben heute so viele Angebote und oft andere Interessen.“

Auch in Wanheimerort noch keine Aspiranten

Bargel ist nicht nur Kreisvorsitzender des Rheinischen Schützenbundes, sondern gleichzeitig auch Brudermeister der St. Sebastianus-Schützen von 1420 in Wanheimerort. Dort wird in einer Woche Schützenfest gefeiert. Und noch zeichnet sich niemand ab, der König werden will. Bargel: „Die Angst ist schon da, dass auch uns so etwas wie in Mündelheim oder Alt-Hamborn passiert.“