Duisburg-Serm. In der Sermer Dorfkirche fand wieder die Karnevalsmesse statt. Das Tambourscorps spielte Karnevalshits und Diakon Löv stieg in die Bütt.

Rot-Weiß war die dominierende Farbe in der Sermer Herz-Jesu-Kirche. Das geschieht alle zwei Jahre, denn dann sorgt die stimmungsvolle Karnevalsmesse jeweils für dicht besetzte Kirchenbänke. So war es auch wieder am Sonntag. Nachdem das Sermer Tambourscorps zu den Klängen des Karnevalshits „Humba Täterä“ und die komplette KG Südstern, Prinz Micha I. und Kinderprinz Luis lautstark in die Kirche eingezogen waren, war erstmal Zeit für leisere Töne.

Die sind traditionell „et Sackenheims Nieß“ vorbehalten. Gemeint ist damit das Sermer Urgestein Agnes Schmitz, die in früheren Zeiten den Dorfbewohnern auf Sermer Platt die Leviten gelesen hat. Das hat sie mittlerweile aufgegeben, der Grund ist verständlich: „Das versteht ja keiner mehr, wat willste maken.“ Die Verkleidung der Mundart-Bewahrerin entsprach dem vom Brauchtum geprägten Dorf. Ihr Kostüm bestand zu einer Hälfte aus einer Schützentracht und zur anderen aus einer Uniform der KG Südstern.

Bunte Kostüme und Karnevalsmusik in der Sermer Dorfkirche.
Bunte Kostüme und Karnevalsmusik in der Sermer Dorfkirche. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Schmitz kennt ihre Pappenheimer ganz genau, beobachtet das Geschehen im Dorf sehr gut. Sie freute sich über die volle Kirche und erinnerte nicht ohne Absicht an die letzte Karnevalsmesse vor zwei Jahren: „Seitdem hab ich manchen von euch hier nicht mehr gesehen.“ Die Schließung der Sermer Dorfkirche ist auch bei ihr immer noch ein Thema. Ihr Rat: „Wenn ihr was zu verschenken habt, gebt es nicht der Kirche, dann ist alles hin. Gebt es besser unserer Gemeinde oder dem Förderverein.“

Sermer Gospelchor singt Bläck-Fööss-Klassiker

Für die passende Begleitung des farbenfrohen und fröhlichen Gottesdienstes zeichnete auch in diesem Jahr der Sermer Gospelchor verantwortlich. Die begleitenden Lieder hatten dem Anlass entsprechend starken Karnevalsbezug. Und das passte ja auch. Zum Repertoire gehörten der Bläck-Fööss-Klassiker „En unserem Veedel“, der Brings-Titel „Halleluja“ , aber auch „Wir sind alle kleine Sünderlein“. Für den pastoral-kirchlichen Teil der Messe waren Pastor Rolf Schragmann und Diakon Thomas Löv verantwortlich. Auch die Kirchenmänner hatten ihr Outfit entsprechend angepasst. Pastor Schragmann erinnerte stark an „Don Camillo“, Thomas Löv trug - eher dezent - eine Karnevalskappe.

Löv stieg auch in diesem Jahr wieder in die Bütt. Seinen Reden liegen jeweils Bibelworte zugrunde, diesmal war es der Brief des Paulus an die Korinther. Dabei nahm er die vom Apostel dort formulierten Themen Liebe und Nächstenliebe zum Anlass, um – in gereimter Form – seine Gedanken dazu öffentlich zu machen. Das tat er wieder in brillanter Weise und auf einem hohen Niveau. Zu Beginn mahnte er: „Denn das, was der Apostel spricht, nimmt jeden von uns in die Pflicht.“ Dabei bezog der Diakon auch Stellung zu Themen, die derzeit aktuell sind. Die Vorgänge in Thüringen bezeichnete er als „Narretei in Hochform“ und grüßte die Verantwortlichen mit „Thüringen Helau“. Auch die Aufgeregtheiten dieser Zeit nahm Löv auf’s Korn. Dazu zählte er den Shit-Storm, den Annegret Kramp-Karrenbauers Putzfrau-Auftritt zur Folge hatte genauso wie die Diskussion um den Kinderchor-Song von der „Umweltsau“. Das seien Dinge, „die vor Jahren niemanden interessiert hätten“. Sein Fazit: „Wir sind tatsächlich nicht gescheit, willkommen in der Wirklichkeit.“

Gesungen wird noch „auf Sermer Art“

Der starke und lang anhaltende Beifall war verdienter Lohn für einen wieder einmal bemerkenswerten Vortrag. Und wenn auch im Karnevals-Gottesdienst nicht mehr Platt gesprochen wird, gesungen wird schon noch „auf Sermer Art“. Das geschieht jeweils beim traditionellen Schlusslied „Fastelovenstied“, das die Karnevalszeit im Dorf beschreibt. Und dass dann in den Kirchenbänken geschunkelt wird, gehört natürlich dazu. Jedenfalls in Serm.

Auch Duisburgs Stadtprinz Sascha I. gab sich die Ehre und nahm an der Karnevalsmesse teil. Südstern-Präsident Bernd Baumann freute sich darüber sehr: „Das gab es noch nie, dass uns der Duisburger Prinz besucht hat.“ Vielleicht kam ja der Tipp von Pagin Pia Löv, die der KG Südstern angehört und mit Sascha derzeit durch die Säle der Stadt zieht.