Duisburg-Serm. . In der Karnevalsmesse las dat Sackenheims Nieß den Sermern die Leviten. Natürlich auf Platt. Ansonsten war kaum noch Mundart zu hören
Punkt 11.11 Uhr hielten Pastor Rolf Schragmann, Diakon Thomas Löv gefolgt von der Karnevalsgesellschaft Südstern - mit Prinz Marcus I. und seinem Hofmarschall - Einzug in die Herz-Jesu-Kirche. Anlass war die traditionelle Karnevalsmesse. Aus diesem Grund hatten sich, wie es in Serm seit jeher guter Brauch ist, auch die übrigen Besucher des närrischen Gottesdienstes entsprechend gekleidet.
Seeräuber, Clowns und kleine Prinzessinnen sorgten so zusammen mit den Südstern-Karnevalisten für ein buntes und fröhliches Gesamtbild. Dem jecken Anlass geschuldet präsentierten sich auch Pastor Schragmann und Diakon Löv närrisch dekoriert, allerdings in einer dezenten Variante.
Agnes vertellt uns wat
Der Sermer Pfarrer bedauerte zu Beginn der Messe, dass dieser traditionsreiche Gottesdienst in der altbekannten Form der Vergangenheit angehört, da die Sermer Mundart nicht mehr wie bisher gepflegt werden kann. „Man stellt alles unter Denkmalschutz, dabei sollte man auch mal an unsere Sprache denken“, zeigte sich Schragmann nachdenklich.
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Aber so ganz ohne Sermer Platt ging es dann - zum Glück - doch nicht ab. Dafür sorgte Agnes Schmitz (“dat Sackenheims Nieß“), die viele Jahre den mundartlichen Teil des Gottesdienstes mitgestaltet hat. Für einige Minuten hieß es wieder „Agnes vertellt uns wat“.
Bemerkenswerte Büttenpredigt vom Diakon
Das tat sie auch eindringlich, als sie den Anwesenden die Leviten las und feststellte, dass kaum Reaktionen bei den Dorfbewohnern festzustellen seien, wenn sonntags die Kirchenglocken läuten, aber wenn zur Karnevalszeit „dat Trömmelche jeht“, sei ganz Serm auf den Beinen. Klar, dass die Kirchenbesucher die Steilvorlage direkt umsetzten und den Superhit der „Räuber“ gesanglich umsetzten. Für das passende musikalische Ambiente sorgte wieder die Gospelgruppe Serm, die mit ihren Beiträgen (“Minsche wie wir“) auch dieses Mal für tolle Stimmung sorgte.
Die „Bütten-Predigten“ von Diakon Thomas Löv sind jeweils ein absolutes Highlight. Diese hält er jeweils in bester Karnevalsmanier in Versform. Dabei bezog er sich in diesem Jahr auf den Brief des Apostel Paulus an die Korinther aus dem Markusevangelium. Darin wird thematisiert, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte.
Schunkeln in der Kirchenbank
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Lövs Interpretation dieses Themas ist schon bemerkenswert und hält Vergleiche mit den derzeit auf allen TV-Kanälen präsenten politischen Büttenrednern locker stand. Dabei streift der Kirchenmann die große und kleine Politik, das Weltgeschehen im Allgemeinen und findet auch für das „geliebte Nachbardorf“ freundliche Worte: „Gott liebt sogar, so will’s der Reim, das Volk aus Duisburg-Mündelheim.“
Zum Abschluss des außergewöhnlichen Gottesdienstes durfte in den Kirchenbänken zur Sermer - Hymne „Fastelovenstiet“ kräftig geschunkelt werden. Und mit den Klängen von „Nur einmal im Jahr ist Karneval“ endete die bunte Messe so fröhlich, wie sie begonnen hatte.
<<Platt-Kreis hat sich aufgelöst
In der Vergangenheit wurde der Gottesdienst zum großen Teil auf „Sermer Platt“ gehalten.
Nach der altersbedingten Auflösung des „Platt-Kreises“ musste der karnevalistische Gottesdienst umgestaltet werden. Die Tradition des „Sermer Platt“ wird nun in Form von Liedtexten aufrechterhalten.