Duisburg-Süd. Ihre Schutzziele verfehlt die Feuerwehr in der Hälfte der Fälle, in manchen Stadtteilen ganz. Mit diesen Maßnahmen will Duisburg das ändern.

Im Duisburger Süden lebt es sich stadtweit am gefährlichsten – jedenfalls, wenn es brennt: Die beiden Schutzziele der Feuerwehr werden hier nur in knapp 60 und weniger als 50 Prozent aller Fälle erreicht, das sind die schlechtesten Werte im gesamten Stadtgebiet. Die Feuerwehr soll im Bezirk deshalb neu aufgestellt werden.

Das sind die Probleme der Feuerwehr im Duisburger Süden

Keine Rettung innerhalb der Hilfsfrist 1: So stellt sich die Lage in Bissingheim und Rahm dar. Die Reha-Einrichtung Maria in der Drucht ist innerhalb dieser Frist gar nicht, Serm nur zu Teilen erreichbar. Auch Rahm und Ungelsheim werden zurzeit nicht vollständig abgedeckt. Damit Rahm, Ungelsheim und Serm in Zukunft vollständig abgedeckt werden, soll die Feuer- und Rettungswache 7 an die Düsseldorfer Landstraße verlegt werden, und zwar in den Bereich des Angerbogens.

Die beiden Schutzziele

Das Schutzziel 1 der Feuerwehr sieht vor, dass innerhalb von 9,5 Minuten nach Eingang des Notrufs zehn Funktionen zur Verfügung stehen. Das soll garantieren, dass die Einsatzkräfte betroffene Menschen retten können.

Schutzziel 2 bezieht sich auf 16 Funktionen innerhalb von 14,5 Minuten nach Notrufeingang. Hierzu kommt eine Unterstützungseinheit hinzu, die bei der Menschenrettung hilft und außerdem eingesetzt wird zu Brandbekämpfung oder Entrauchung.

Löschzug 710

Zuständig ist dieser Löschzug für Bissingheim, Wedau, Buchholz und Wanheim sowie im Bezirk Mitte für Wanheimerort. Gerätehäuser gibt es in Buchholz und Wedau, allerdings sind laut neuem Brandschutzbedarfsplan der Stadt beide „als Feuerwehrstandort als mangelhaft bis ungenügend zu bewerten“.

Der Standort in Buchholz ist zu klein, nicht einmal das Großfahrzeug der Löschgruppe kann hier stehen und muss bei einem Einsatz erstmal an der Rettungswache 7 abgeholt werden. Für eine Erweiterung ist zu wenig Platz, außerdem gibt es einen hohen Sanierungsstau. Vergleichbares gilt für den Standort in Bissingheim.

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Um die Hilfsfrist 1 in Bissingheim und Wedau inklusive der Autobahn A 3 ab Anschlussstelle Wedau einzuhalten, soll daher ein neues Zuggerätehaus für den Löschzug gebaut werden, und zwar an einem gemeinsamen Standort Wedau / Bissingheim. Hier soll der Löschzug 710 zum Erstausrücker entwickelt werden. Nötig wird das auch im Hinblick auf das Neubauprojekt 6-Seen-Wedau.

Dabei gibt es allerdings ein Problem: Der Löschzug hat zu wenig Mitglieder. Eigentlich sollte er 64 haben, tatsächlich hat er aber nur 44 (Stand September 2017). Daher wäre die Hilfsfrist 1 auch an einem neuen Standort „nur eingeschränkt leistbar“. Um das zu ändern, soll das Ehrenamt gefördert werden. Klappt das nicht, müsste die Einheit durch hauptamtliche Kräfte ergänzt werden – das wäre teuer für die Stadt.

Löschzug 730

Zuständigkeit: Großenbaum, Rahm, Huckingen, Hüttenheim. Das Gerätehaus soll neu gebaut werden; es ist für einen Löschzug zu klein. Auch hier gibt es zu wenig Mitglieder: 30 statt wie vorgesehen 59. Da der Löschzug in die Erfüllung der Hilfsfrist 2 in Huckingen und Großenbaum eingebunden ist, sollen es mehr werden. Sonst müssten auch hier hauptamtliche Kräfte den Zug ergänzen.

Löschzug 750

Zuständigkeit: Mündelheim, Ehingen, Serm. Das Gerätehaus ist zu klein; es fehlt ein Stellplatz für das Mannschaftstransportfahrzeug sowie für die benötigte Drehleiter. Der fehlende Stellplatz für das Fahrzeug führt im Winter zu verzögertem Ausrücken, allgemein kommt es immer wieder zu Vandalismusschäden. Entsprechende Unterstellmöglichkeiten sollen geschaffen werden.

Von 79 benötigten Mitgliedern gibt es nur 31. Um die Hilfsfrist 1 in Mündelheim, Ehingen und Serm weiterhin sicherstellen zu können, braucht es mehr Kräfte – ehrenamtlich oder bezahlt.

Feuer- und Rettungswache 7

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Die Feuer- und Rettungswache 7 soll neu gebaut werden; letztere im Süden Huckingens und, falls realisierbar, als gemeinsamer Standort mit dem Löschzug 730. Die bisherige Wache 7 ist zu klein: Nicht alle Fahrzeuge und Abrollbehälter können in den Hallen untergestellt werden. Die Folge: Sie stehen auf dem Außengelände, bei Wind und Wetter. „Das hat erheblichen negativen Einfluss auf die Nutzungsdauer der betroffenen Fahrzeuge.“ Um sie zu schützen, soll eine Remise gebaut werden.

Außerdem soll die in der Stadtmitte befindliche Feuerwache 1 verlegt werden. Hiervon verspricht sich die Feuerwehr „für die südlichen Stadtteile eine Verbesserung.“

Die großen Arbeitgeber

Das Werk von ThyssenKrupp an der Mannesmannstraße mit seinen knapp 1200 Mitarbeitern ist nicht innerhalb der Hilfsfrist 1 erreichbar. Eine Werksfeuerwehr gibt es dort nicht, so dass die Stadt Duisburg für den Brandschutz zuständig ist. Es gibt allerdings eine Werksfeuerwehr im benachbarten Stahlwerk der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM). Diese soll in Zukunft die öffentliche Feuerwehr im Brandfall bei ThyssenKrupp unterstützen und so die Einhaltung der Hilfsfrist 1 gewährleisten. Eine entsprechende Vereinbarung soll zwischen den beiden Stahlwerken und der Stadt Duisburg geschlossen werden. Allerdings nur als Übergangslösung: Sobald die Feuer- und Rettungswache 7 neu gebaut ist, bedarf es der Unterstützung der Stadt durch die HKM-Werksfeuerwehr nicht mehr.

Bedeuten die neuen Pläne der Stadt Duisburg die Lösung?

Nicht für die Hilfsfrist 2: Auch nach dem Umbau der Feuerwehr ist ihre Erreichung im Stadtgebiet zwar grundsätzlich gegeben. Allerdings nicht überall: Huckingen, Rahm und Teile von Großenbaum werden innerhalb der Hilfsfrist 2 weiterhin nicht erreicht.