Duisburg-Wedau. Reinhold Stausberg sammelt Postkarten mit Duisburger Motiven. Sein Schmuckstück stammt aus dem Jahr 1897. Das ist aber noch nicht alles.

Reinhold Stausberg musste schon ein wenig suchen, um die älteste Postkarte seiner nicht gerade kleinen Sammlung zu präsentieren. Kein Wunder, denn die umfasst zurzeit rund 17.000 Exemplare und ist in rund 30 Ordnern und einigen Kisten untergebracht.

Vor 30 Jahren begann der gebürtige Hochfelder mit dem Sammeln, die ersten Objekte waren zwei Ansichtskarten des St. Anna-Krankenhauses. Das passt ja auch irgendwie, denn der 61-Jährige arbeitet mittlerweile seit vielen Jahren dort in der Krankenhaus-Schreinerei. Die Karten hat er damals auf dem Flohmarkt vor dem Rathaus entdeckt: „Den gibt es leider nicht mehr, der war gut.“ Stausberg sammelt nur Karten mit Duisburger Motiven. Bis heute lässt er kaum einen Trödelmarkt aus, kennt die Händler der diversen Kartentauschbörsen und erweitert seine Sammlung ständig. Fündig geworden ist der jetzige Wedauer bereits auf Flohmärkten in Leipzig, München oder auch in Belgien. „Manche Händler legen schon Karten extra für mich zurück“, erläutert er nicht ohne Stolz.

Nachttopf aus dem Jahr 1677 als Helfer beim Stadtbahnbau freigelegt

Den jetzt in Wedau lebenden Sammler interessieren aber nicht nur historische Ansichten, seit vielen Jahren beschäftigt er sich auch intensiv mit der Stadtgeschichte. Als freiwilliger Helfer beim Stadtbahnbau hat er einen alten Nachttopf aus dem Jahr 1677 freigelegt, der jetzt im Kulturhistorischen Museum ausgestellt ist. Bei Abriss der Häuser in Bruckhausen hat er eine Bierflasche der alten Duisburger Brauerei Bodden entdeckt, die vermutlich aus dem Jahr 1897 stammt und die Arbeiter aus Unmut über den Bauherrn in den Kamin eingebaut hatten.

Grüße aus Duisburg.
Grüße aus Duisburg. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Gerade hat er die 1924 geplante, aber nie gebaute Straßenbrücke zwischen Neuenkamp und Essenberg maßstabsgetreu nachgebaut. Da wundert es nicht, dass der vielseitig interessierte Duisburger auch zu den Gründungsmitgliedern der Zeitzeugenbörse gehört. Viele Ansichten der historischen Stadtteil-Bildbände stammen aus seinem Fundus, zuletzt hat er noch das alte Bild der Gaststätte „Verkoyen“ für die Titelseite des aktuellen Heimatbuchs des Huckinger Bürgervereins geliefert.

Ansichtskarte vom Wasserflugplatz in Wanheim

Sein Karten-Schmuckstück stammt aus dem Jahr 1897. Auf dieser Lithografie sind drei Duisburger Motive zu sehen. Der Adressat der Karte wohnte in Recklinghausen. Interessant dabei ist, dass zu der Zeit nicht nur deren Ausgang abgestempelt wurde, sondern auch deren Eingang am Zielort. „Die hat damals nur einen Tag gebraucht, ganz schön schnell“, schmunzelt der leidenschaftliche Sammler. Zu seiner Sammlung gehört auch ein echter Fehldruck. Die alte Feldpostkarte zeigt eindeutig das St. Anna-Krankenhaus. Die Kartenunterschrift „Huckingen – Marienhospital“ korrigierte der dort eingelieferte Kriegsverletzte noch im umseitigen Begleittext.

Eine alte Postkarte vom St. Anna-Krankenhaus in Huckingen.
Eine alte Postkarte vom St. Anna-Krankenhaus in Huckingen. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Von einer kurzen Episode Duisburger Fluggeschichte künden einige Ansichtskarten, auf denen der offizielle Wasserflugplatz vor dem Wanheimer Rheinufer zu sehen ist. Von dort aus flogen Wasserflugzeuge nach Rotterdam und Köln. Lange war der „Wanheimer Airport“ allerdings nicht in Betrieb. „Das hat sich wohl nicht gerechnet, nach drei Monaten wurde der Flugbetrieb eingestellt“, weiß Stausberg zu berichten. Auch vor größeren Exponaten schreckt er nicht zurück. Seit einigen Jahren steht der Teil eines Beichtstuhls in seiner Diele. Der wurde nach Umbaumaßnahmen in der Krankenhaus-Kapelle seines Arbeitgebers nicht mehr benötigt und datiert immerhin aus dem Jahr 1928. So geht halt nichts verloren.

Zeitzeugenbörse

Die Zeitzeugenbörse Duisburg will Erinnerungsarbeit organisieren und vernetzen. Ziel der Zeitzeugenbörse ist, persönliche Erfahrungen und Erlebnisse zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Bisher wurde eine Vielzahl historischer Bildbände veröffentlicht (Sutton-Verlag). Zuletzt „Duisburg - 100 Jahre in Bildern“ (2019), „Neuenkamp und Kaßlerfeld in alten Bildern“ (2019). „Laar, Beeck, Beeckerwerth in historischen Fotografien“ (2017) und Bände über die Duisburger Eisenbahnen (2017) und Zechen (2016).