Duisburg-Großenbaum. Wursthändler fühlt sich vom Großenbaumer Markt weggemobbt: Er bekommt dort keinen Strom mehr. Jetzt hat er eine Lösung gefunden – erstmal.
Seit gut vier Monaten steht samstags der Marktstand des Familienunternehmens Boruta auf dem Heinz-Bünk-Platz in Großenbaum und verkauft dort schlesische Wurstwaren. „Mit sehr guter Resonanz bei den Kunden“, wie Geschäftsführer Tomasz Boruta sagt. Anfang Oktober hat er seinen Kunden jedoch mitteilen müssen, dass der Marktstand nicht mehr nach Großenbaum kommen könne. Der Grund: „Wir bekommen keinen Strom mehr für unseren Marktstand“, sagt Tomasz Boruta. „Neider wollen wohl verhindern, dass wir unsere Spezialitäten dort verkaufen.“
Keine Unterstützung von umliegenden Geschäften
Während der Start in Großenbaum bei den Kunden sehr positiv verlief, bekam das Familienunternehmen „von den umliegenden Geschäften keine Unterstützung“, wie der Geschäftsführer sagt. Nachdem der Metzger, der keine Filialen, sondern nur Marktstände und einen Online-Shop betreibt, mit Genehmigung der Stadt Duisburg samstags in Großenbaum zusammen mit einem Obst- und Gemüse-Händler und einem Eierverkäufer seinen Stand aufstellte, habe man ihm nach und nach Steine in den Weg gelegt. Viele Kunden machten ihrem Unmut darüber auf Facebook Luft. „Bitte eine Lösung finden. Die Dame ist sehr nett, und unsere Kinder lieben die kleinen Würstchen von dort“, schreibt eine Userin. „Das ist doch echt Mist sowas. Ich habe immer gerne bei euch eingekauft“, schreibt ein Kunde.
Der Reihe nach: Zunächst habe Boruta bei der Firma Käse-Feinkost Ludwig angefragt, ob er für seinen Wurst-Stand Strom aus dem Verteilerkasten auf dem Marktplatz beziehen dürfe. Die Antwort lautete nein. „Der Geschäftsführer von Käse Ludwig hat mir gesagt, dass das eine Entscheidung der Marktgemeinschaft sei.“ Die Markt-Gemeinschaft – bestehend aus Händlern, die donnerstags in Großenbaum seit gut 20 Jahren auf dem Wochenmarkt vertreten sind – „hat den Stromkasten zu Anfangszeiten des Marktes dort aufstellen lassen und dafür damals die Genehmigung von der Stadt bekommen“, erklärt René Ludwig, Geschäftsführer von Käse-Feinkost Ludwig und Mitglied der Marktgemeinschaft.
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Strom aus schallgedämpften Generator
„Der Stromkasten gehört doch der Familie Ludwig“, vermutet Boruta. „Und die wollten mir keine Dose zu Verfügung stellen. Warum auch immer. Ich verkaufe Wurst, die Käse. Wir sind doch keine Konkurrenten“, ärgert sich Tomasz Boruta. „Dann bin ich zum Gleis drei gegangen. Dort habe ich auch zunächst Strom für vier Wochen mieten können“, sagt er. Bis dann auch eine Absage folgte. „Denen wurde doch gesagt, dass sie mir keinen Strom mehr geben sollen“, glaubt Boruta. Ähnlich habe es sich auch mit dem Friseur verhalten.
Mittlerweile hat sich Tomasz Boruta für seinen Marktstand einen schallgedämpften Generator – der alte sei den benachbarten Geschäften zu laut gewesen – und ein 80 Meter langes Kabel gekauft. „Wir werden am Samstag also wieder mit unseren schlesischen Wurstwaren auf dem Heinz-Bünk-Platz stehen. Dann mit eigenem Strom“, sagt Boruta. Auch auf Facebook kündigt Tomasz Boruta an: „Wir haben eine Übergangslösung gefunden. Uns wurde gedroht, dass es politisch gelöst wird, dass wir den Markt nicht mehr betreiben dürfen. Aber wer nicht kämpft, der hat schon verloren.“
Anliegen vorher nicht abgesprochen
„Die Anschuldigungen kann ich so nicht stehen lassen“, sagt René Ludwig. „Der Stromkasten gehört der Marktgemeinschaft und nicht unserer Firma. Die Marktgemeinschaft hat sich dagegen entschieden, Boruta mit Strom zu versorgen, weil Tomasz Boruta sich nicht an die Regeln und richtige Reihenfolge gehalten hat.“ Er habe zuerst seinen Marktstand aufgebaut und erst dann bei der Marktgesellschaft nachgefragt. „Er hätte sein Anliegen vorher mit uns absprechen können und müssen. Dann hätten wir sicher auch eine Lösung gefunden. Zudem steht am Donnerstag auch ein Metzger auf dem Platz in Großenbaum“, sagt Ludwig. „Das sind dann direkte Konkurrenten. Wir nicht. Aber soll er seine Wurst samstags ruhig verkaufen.“
Ideengeber für den Wochenmarkt
Heinz Bünk kann man als Vater des Großenbaumer Marktes bezeichnen, er hatte die Idee dazu.
Und dieser Markt steht auf „seinem“ Platz. Der Bahnhofs-Vorplatz, auf dem der Wochenmarkt immer Donnerstags stattfindet, ist seit der Umgestaltung 2010 nach dem langjährigen SPD-Ratsherren aus Großenbaum benannt.
Die Umsetzung überließ er Klaus Ludwig. Der Käsehändler sprach andere Markthändler an, führte Verhandlungen mit der Stadt über die Sondernutzung und organisierte den Strom.