Duisburg-Huckingen. Wo heute der Biegerhof steht, stand früher wohl eine mittelalterliche Wasserburg. Hier gibt es auch eine Motte – und die ist kein Insekt.
Wer heute den Biegerpark an der Grenze zwischen Huckingen und Wanheim-Angerhausen aufsucht, vermutet nicht, dass er sich auf historischem Grund und Boden befindet. Auf dem Areal, wo heute der schmucke Reiterhof beheimatet ist, befand sich früher vermutlich eine mittelalterliche Wasserburg. Auf einer Übersichtskarte aus dem Jahr 1925 sind jedenfalls Reste von Wassergräben eingetragen, die diese Annahme bekräftigen.
Ebenfalls wird vermutet, dass die Ursprünge des Biegerhofs bis in die fränkische Zeit zurückreichen (um 900 n. Chr.) Die Historie des Hofs ist schwer nachzuvollziehen, da ältere Urkunden nicht eindeutig zuzuordnen sind, denn im benachbarten Mülheim gab es ebenfalls einen Hof mit gleichem Namen.
Beide Anwesen gehörten zudem lange Zeit den Herren von Broich (Haus Broich). Archäologische Ausgrabungen haben in dem Bereich der vermuteten Wasserburg auch nach Aufgabe des späteren Bauernhofs im Jahr 1960 nicht stattgefunden. Das geschah nur beim Bau der Reithalle, aber gerade diese Stelle war offensichtlich eher unergiebig. Belegt ist, dass im Spätmittelalter zum Hof eine Mühle gehörte, von der heute allerdings jede Spur fehlt. Es gibt Hinweise, dass die Mühle am benachbarten Spick lag.
Anhöhe hat besonderen Stellenwert
Einen ganz besonderen Stellenwert hat die direkt neben dem Reiterhof gelegene Anhöhe, die heute weitgehend zugewachsen und kaum noch auszumachen ist. Bei genauem Hinsehen ist diese allerdings noch direkt neben dem Angerbach zu erkennen, in unmittelbarer Nähe der vom Huckinger Bürgerverein aufgestellten Informationstafel. Auf der Spitze des Hügels wurden Mauerreste gefunden, die darauf hindeuten, dass es sich bei der gesamten Anlage um eine Turmhügelburg („Motte“) aus dem 9. oder 10. Jahrhundert handelt.
Überschwemmungen durch die Anger
Die Anhöhe mit der Turmburg – der Biegerhof selbst war wohl der dazu gehörende Wirtschaftshof – diente damals als Hochwasserschutz für Mensch und Tier. Immer wieder sorgte die damals wilde Anger für erhebliche Überschwemmungen, die zumeist den Weg zum sicheren Sittardsberg unmöglich machten. Die Anger, die in Hofnähe einen großen Bogen („eine Biege“) machte, war indirekt auch Namensgeber für den Hof und für die dort lebenden Pächter.
1500 Jahre in einer Serie
Von 1500 Jahren Huckinger Geschichte zeugen 24 historische Stätten, die der Huckinger Bürgerverein in der Broschüre „Historischer Wanderweg im Angerland“ beschreibt.
Der 16 Kilometer lange Weg führt vom fast verborgenen Haus Angerort direkt am Rhein über den Biegerhof bis zum Gut Kesselsberg.
Unsere Serie basiert auf Angaben in der Broschüre sowie auf neuen Erkenntnissen vom Huckinger Heimatforscher Dietmar Ahlemann vom Bürgerverein Huckingen.
Dokumentiert wird das unter anderem in einem Pachtbrief von 1798, in dem die Übertragung der Pacht nach dem Tod von Peter Bieger seinem Sohn Heinrich Bieger abgesichert wurde. Das Hochwasser hat der Hofanlage mehrmals massiven Schaden zugefügt, nicht allerdings der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648). Die zuständigen Lehnsherren Wilhelm von Nassau und Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein erließen Schutzbriefe, die praktischer Weise ihre Besitztümer vor Zerstörungen bewahrten.
Seit 1960 im Besitz der Stadt Duisburg
Im Jahr 1807 kaufte die Familie Bieger den Hof vom Bergischen Schulfonds und hielt ihn über mehrere Generationen. Nachdem dort die Landwirtschaft aufgegeben wurde, wurde der gesamte Komplex einschließlich der Ländereien 1960 an die Stadt Duisburg verkauft, die dort einen Erholungspark anlegte.
Der Park hat heute durch seinen hohen Freizeitwert und seine artenreiche Natur bei der Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Und birgt offensichtlich tief unter der Oberfläche noch viele historische Geheimnisse.