Duisburg-Huckingen. In einer Serie stellen wir sieben historische Orte im Duisburger Süden vor. Los geht es mit dem Steinhof an der Düsseldorfer Landstraße.
Wenn einige Huckinger Bürger nicht wachsam gewesen wären, würde es den Steinhof heute nicht mehr geben. Beim Bau der Hochtrasse für die U79 sollte auch mit Blick auf die in den 1970er-Jahren geplante Trabantenstadt das vom Verfall bedrohte Anwesen abgerissen werden. Das konnte durch Einsprüche von Mitgliedern des Huckinger Bürgervereins und der Mobilisierung der Öffentlichkeit verhindert werden. Gleichzeitig mit dem Steinhof wäre auch der Steinturm, das nachgewiesen älteste Gebäude in Duisburg, dem Erdboden gleichgemacht worden.
Von kulturgeschichtlicher und bauhistorischer Bedeutung
Heute ist der Steinturm ein Gebäude von überregionaler kulturgeschichtlicher und bauhistorischer Bedeutung. Der steinerne Turm ist in fünf Bauphasen zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erbaut worden. Die dadurch entstandenen unterschiedlichen Strukturen und die diversen verwendeten Gesteinsarten sind noch von der Ostseite (Parkplatz unter der U-Bahn-Trasse) gut zu erkennen.
Der Steinhof mit dem Steinturm liegt als einziges Baudenkmal nicht direkt an der Anger, sondern an dem früheren Verbindungsweg zwischen dem Duisburger und dem Kaiserswerther Königshof. Man vermutet zudem bei dem alten Gebäude, das erst später den Charakter eines Wohnturms erhielt, dass es sich dabei um eine Raststätte für Reisende handelte. Dabei gilt als historisch abgesichert, dass der Steinturm aufgrund der strategisch günstigen Lage eine Zeit lang auch als Zollstation des Erzbischofs von Köln diente.
Erstmals 1454 urkundlich erwähnt
Der mittelalterliche, u-förmige Hof wird erstmalig im Jahr 1454 urkundlich erwähnt. Nach dem Wegfall der Zollstation zum Ende des Mittelalters wurde das ehemalige „freie Rittergut“ nach und nach landwirtschaftlich genutzt. Die heutigen Gebäude stammen zum überwiegenden Teil aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Mit der Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebs im Jahr 1970 drohte das historische Anwesen, das sich seit 1949 im Besitz der Stadt Duisburg befand, zu verfallen. 1999 übernahm der „Trägerverein Bürgerhaus Steinhof“ das bedrohte Kultur-Denkmal, um dort die Idee eines Bürgerhauses zu verwirklichen.
Kultur- und Bürgerzentrum
Heute ist der Steinhof ein ehrenamtlich geführtes Kultur- und Bürgerzentrum. Das dort gebotene erstklassige Kabarett-, Comedy- und Musikprogramm zieht Gäste aus der gesamten Region an, in der Kulturszene ist der Steinhof längst zu einer festen Größe geworden. Große Sorgen macht sich der Bürgerverein um den im Gebäudekomplex integrierten Steinturm. Der Turm mit der sich im ersten Stock befindlichen Räucherkammer ist seit längerem nicht mehr begehbar. Laut Dietmar Ahlemann vom Huckinger Bürgerverein besteht für das älteste Duisburger Gebäude schlimmstenfalls sogar Einsturzgefahr.
Der Steinhof befindet sich an der Düsseldorfer Landstraße 347. Haltestellen: U 79: St. Anna-Krankenhaus; Buslinie 940, 942, 946: St. Anna-Krankenhaus.
Informationen zur Serie
Huckingen ist mit seiner mehr als 1500-jährigen Geschichte nach der Duisburger Altstadt der älteste Ort auf dem Duisburger Stadtgebiet. Historiker gehen davon aus, dass das Areal zwischen Anger und Rhein schon sehr früh besiedelt wurde. Es wird vermutet, dass sich dort im frühen Mittelalter bereits eine fränkische Siedlung befand. Später lag Huckingen zudem am alten Handelsweg zwischen den Königshöfen in Düsseldorf und Duisburg.
Von der weit zurückreichenden Huckinger Geschichte zeugen heute noch zahlreiche ehemalige Burgen, Wasserschlösser und Gutshöfe. Die mehr als 20 historischen Stätten hat der Huckinger Bürgerverein in der Broschüre „Historischer Wanderweg im Angerland“ beschrieben. Insgesamt beträgt der Weg mit seinen 24 Stationen rund 16 Kilometer und führt vom fast verborgenen Haus Angerort direkt am Rhein über den Biegerhof bis zum Gut Kesselsberg. Die Orte der mittelalterlichen Bau- und Bodendenkmäler befinden sich in einem bereits früh besiedelten Kulturraum in unmittelbarer Nähe der Anger und gehen über die heutigen Grenzen Huckingens hinaus.
Hilfestellung vom Huckinger Bürgerverein und Dietmar Ahlemann
Dietmar Ahlemann vom Huckinger Bürgerverein, von dem viele Informationen zur Serie stammen, befasst sich seit einigen Jahren mit der Geschichte Huckingens. Mit ihm hat der Bürgerverein einen würdigen Nachfolger für den verstorbenen Heimatforscher Bernd Braun gefunden, der sich zuvor große Verdienste um die Aufarbeitung der Historie Huckingens gemacht hat. Ahlemann erläuterte in einem Vorgespräch, dass der „Historische Wanderweg“ mittlerweile 24 Stationen umfasst. An 18 dieser geschichtsträchtigen Orte geben Infotafeln Auskunft über den Zweck und die Bedeutung dieser Denkmäler. Die ersten Schilder wurden 1998 in unmittelbarer Nähe der „Sandmühle“ und der „Eisenzeitlichen Siedlung“ aufgestellt.
Im Jahr 2003 brachte der Bürgerverein zudem die Broschüre „Historischer Wanderweg im Angerland“ heraus, auch daraus wird zitiert. Seit 2012 gibt es eine grundlegend überarbeitete Fassung.