Duisburg-Wedau. Die Linke kritisiert: Ideen der Bürger zu 6-Seen-Wedau sind nicht genug berücksichtigt worden. Jetzt ruft die Partei zu weiterem Protest auf.
Hendrik Thomé hatte sich gut vorbereitet. Das war auch gut so, denn am Dienstagabend hatten sich immerhin rund 70 Interessenten zu der von der Partei Die Linke organisierten Bürgerversammlung eingefunden. Im Mittelpunkt des Treffens stand die Frage, wie es in Sachen Bebauung des früheren Rangierbahnhofs weitergeht und welche Einwirkungsmöglichkeiten die Bürger überhaupt noch auf die Planungen haben.
Konkret ging es um die geänderte Version des Bebauungsplans für das Wedauer Bahn-Areal. In diesem veränderten Plan sind laut Aussage der städtischen Planer ein Teil der Einwände und Anregungen der Bürger berücksichtigt worden. Das ist auch der Grund, warum es zu einer erneuten Auslegung kommt. Jurist Thomé zeigt sich allerdings „maßlos enttäuscht“ über das, was von den Bürgeranregungen im nun veränderten Bebauungsplan übrig geblieben ist.
Riesige Brache entwickeln
Auf dem brachliegenden Areal des ehemaligen Rangierbahnhofs in Wedau soll auf einer Fläche von 60 Hektar ein Wohngebiet mit rund 3000 Wohneinheiten entstehen. In fünf unterschiedlich gestalteten Quartieren sollen verschiedene Wohnformen realisiert werden.
Unmittelbar südlich der Wedauer Brücke ist ein Einzelhandelsstandort vorgesehen. Dort sollen auch eine Schule und eine Kindertagesstätte angesiedelt werden.
Auf dem Gelände des früheren Ausbesserungswerks der Bahn nördlich der Brücke sollen auf 30 Hektar universitätsnahe Nutzungen ermöglicht und Gewerbe angesiedelt werden.
Aufruf: Einwände gegen 6-Seen-Wedau geltend machen
Die öffentliche Auslegung der aktualisierten Fassung findet im Zeitraum vom 11. Juli bis zum 5. August statt. Hendrik Thomé schränkte aber direkt ein: „Stellungnahmen und Änderungsvorschläge sind nur zu den ergänzten Teilen möglich.“ Da bliebe dann allerdings nicht mehr viel an Einwirkungsmöglichkeiten übrig. Auch wenn die „Bürgerbeteiligung so gut wie abgeschlossen ist“, empfahl der auch bei den Uferrettern engagierte Großenbaumer: „Halten Sie sich nicht dran, wichtige Einwände müssen gehört werden, die dürfen nicht ignoriert werden.“
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Dabei stellt Thomé eindeutig klar: „Wir sind nicht gegen die Bebauung des früheren Bahngeländes, die Nutzung der Brachfläche ist sogar städtebaulich wünschenswert.“ Aber halt nicht so, wie derzeit geplant. Für die Linken ist die vorgesehene Bebauung „einfach zu dicht, zu hoch und zu nah am See“. Kritik gibt es auch daran, dass bei dem Bauprojekt zu wenig öffentlich geförderte Wohnungen eingeplant sind. „Aus unserer Sicht sollte der Bestand an Sozialwohnungen 30 Prozent betragen statt, wie bisher angedacht, nur 10 Prozent“, fordert Thomé.
Gebag ein einfacherer Ansprechpartner als die Bahn
Dass jetzt die Gebag das Gelände von der Bahn gekauft hat, sieht der Linken-Politiker positiv: „Es ist bedeutend einfacher, mit einer städtischen Gesellschaft in den Dialog zu treten, als mit einem Privatunternehmen wie der Deutschen Bahn.“ Dass es doch noch zu Gesprächen kommt, hofft der Familienrichter: „Hier liegt ein klarer Konflikt vor, das wurde schon durch die große Anzahl der Einwände mehr als deutlich.“ Er kann sich gut ein Mediationsverfahren vorstellen, bei dem Kompromisse ausgelotet werden könnten. Aber bevor es dazu kommt, empfiehlt er, „jede Menge öffentlichen Druck auszuüben“.