Duisburg-Wedau. . Das sind die Pläne rund um Wasserturm und Ufer-Promenade. Siebenstöckige Gebäude an deren Süd-Ende sollen als „städtebauliche Akzente“ dienen.
Die einen – die Uferretter – sprechen von Hochhäusern am See, die anderen – die Planer – von einem städtebaulichen Vorzeigeprojekt: Um 6-Seen-Wedau gibt es Streit. Die Pläne, deren öffentliche Auslegung der Rat am Montag entschieden hat, bringen Aufschluss: Wo wird was gebaut, und wie hoch? Die Südredaktion hat sich die Pläne genauer angesehen und stellt die einzelnen Quartiere im Steckbrief vor:
Am Wasserturm
Klar, dass der namengebende denkmalgeschützte Wasserturm mit dem Park drum herum das zentrale Element dieses Quartiers ist. Dennoch dürfte das Nahversorgungszentrum die noch zentralere Anlaufstelle für die künftigen Bewohner werden. In den Randbereichen von Park und Einkaufszentrum sollen neben Wohnungen auch kleine Geschäfte und Dienstleistungsanbieter in einem Teil der Erdgeschosse zugelassen werden. Hier ist auch eine Kindertagesstätte denkbar. Ebenfalls geplant sind einige gewerbliche Bauflächen.
Neue Gartenstadt
Hier soll vorrangig ein Wohnviertel entstehen. Vorbild: natürlich die Gartenstadt Wedau. Zugelassen sind hier individuell entworfene Häuser ebenso wie Mehrfamilienhäuser. Die Bauhöhe soll zwei bis vier Geschosse betragen; in Teilbereichen sind aber auch höhere Gebäude erlaubt. Sie sollen mit ihren fünf bis sieben Etagen laut Vorlage „städtebauliche Akzente“ an der südlichen Uferpromenade setzen. Der Streit ums Bauprojekt, bei dem die Uferretter inzwischen ein Bürgerbegehren anstreben, entzündet sich an diesen Gebäuden.
Den südlichen Abschluss des Quartiers bildet ein Grünzug.
Seequartier
Dieses Viertel wird dichter bebaut als die übrigen, und zwar vornehmlich mit viergeschossigen Mehrfamilienhäusern, in denen Miet- und Eigentumswohnungen ihren Platz finden sollen. Neue Anwohner ebenso wie bisherige Duisburger anziehen dürfte die geplante Promenade am Masurensee. Die 30 Meter breite Promenade soll als Flaniermeile dienen, auch ein Abendessen am Seeufer lockt: Gastronomie ist ebenfalls vorgesehen. Allerdings nur in den Randbereichen, um Konflikte um nächtlichen Lärm mit den Anwohnern vorzubeugen. In der Vorlage der Stadt heißt es hierzu: „Die Promenade soll sich nicht zu einer Partymeile am Wasser entwickeln.“
Am Uferpark
Vom Mehrfamilien- übers Reihenhaus bis zum Einfamilienhaus: Der Uferpark ist als reines Wohnviertel angelegt.
Lob von allen Parteien, Kritik von Grünen und Junges Duisburg
Parteiübergreifende Zustimmung gab es in der Bezirksvertretung für 6-Seen-Wedau. Dennoch äußerten zwei Parteien auch Kritik.
Zuerst aber kam das Lob der beiden großen Fraktionen. „Neue Schulen, neue Kitas, neuer Einkaufsmarkt, die Ratinger Weststrecke, die zweite Brücke – das alles hört sich richtig gut an“, findet SPD-Fraktionsvorsitzende Beate Lieske. Besonders im Vergleich zu Ideen aus der Vergangenheit, an die sie sich so erinnert: „Herr Staake (Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, Anm. d. Red.) konnte sich da wunderbar einen Container-Umschlagplatz vorstellen.“ Auch ein großes Metro-Lager sei einst im Gespräch gewesen. „Es wird niemand infrage stellen, welches die bessere Variante ist.“
Eine Variante, die auch der CDU gefällt. Manfred Helten, stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbands Süd, sieht in 6-Seen-Wedau „eine Riesenchance für den neuen und die alten Stadtteile“.
Kritik an Ufer-Bebauung und Verkehrs-Plänen
Zustimmung trotz Kritik kam von den Grünen und Junges Duisburg. Michael Kleine-Möllhoff, Grünen-Fraktionsvorsitzender, lobt, dass „eine belastete Fläche zu einem hochwertigen Wohngebiet“ wird. Trotzdem äußert er „die Hoffnung, dass dieser Plan so nie umgesetzt wird“: Unter anderem wegen der siebenstöckigen Gebäude in Ufernähe des Masurensees sowie wegen der Kaltluftachse, die mit der jetzigen Brachfläche verschwinden wird: „Die Temperaturen werden sich noch in Neudorf erhöhen durch das Neubaugebiet.“
Der Fraktionsvorsitzende von Junges Duisburg, Frederik Engeln, unterstreicht seine Zustimmung mit den Worten: „6-Seen-Wedau ist mutig und dringend notwendig für Duisburg.“ Mit Skepsis betrachtet er allerdings die derzeitigen Verkehrspläne: „Es wird offen auf Schleichwege durch Wedau gesetzt.“ Das sei verkehrspolitisches Harakiri. Junges Duisburg stellte deshalb einen Antrag, das neue Wohngebiet mit einer südlichen Anbindung an die A 524 zu versehen. Die Verwaltung befürchtet allerdings, dass dann bei einem Stau auf der A 3 der Verkehr auf den Weg durch 6-Seen-Wedau ausweichen würde. Der Antrag fand daher keine Unterstützer.
Kommentar: Einigen statt verhindern
Wird Duisburg zur Verhinderungsstadt? Nach dem Outlet-Center, das die Bürger aufs Abstellgleis geschoben haben, droht der Stadt das nächste Bürgerbegehren in kurzer Zeit. Dabei hat Duisburg mit siebenstöckigen Bauten am Wasser ziemlich gute Erfahrungen gemacht.
6-Seen-Wedau hatte einen holprigen Start: Die Kommunikation mit Vereinen und Kleingärtnern hätten sich manche Betroffenen anders gewünscht; hinzu kam ein fragwürdiger Antrag für einen Gebag-Kredit in Millionenhöhe. Auch mehrgeschossige Bauten am See klingen nicht nach Uferidylle. Aber all das ändert nichts daran, dass das Bauvorhaben eines mit Strahlkraft ist.
Fragwürdig ist, ob ein Bürgerbegehren gegen 6-Seen-Wedau überhaupt zulässig wäre, denn der Ratsbeschluss liegt schon einige Jahre zurück. Mehrgeschossige Bauten am Wasser gibt es in Duisburg schon, und zwar als Erfolgsgeschichte: am Innenhafen.
Gastronomie am See und eine Flaniermeile, auf der mit 30 Metern Breite auch Platz für den einen oder anderen Liegestuhl sein dürfte: Das klingt nicht schlecht. Bleibt zu hoffen, dass Befürworter und Gegner des Projekts sich einigen und es nicht an der Auseinandersetzung scheitert. Denn eines ist sicher: Wenn Duisburg eines gut gebrauchen kann, dann Strahlkraft – und eine weitere Erfolgsgeschichte.