Duisburg-Serm. . Trotz Regen lassen sich Sermer Jecken die Stimmung nicht vermiesen. Lokalkolorit durch sinkendes Kirchenschiff und Kasselle-Schotter-Platz.

Das ungemütliche Wetter hielt die Narren im Duisburger Süden auch in diesem Jahr nicht davon ab, wieder in Scharen zum Sermer Karnevalszug zu pilgern. 9 000 Besucher säumten auch diesmal den Zugweg und sorgten für Stimmung im Brauchtumsdorf.

Die Orkanböen blieben am Sonntag noch aus, zu hören waren nur die Jubelstürme der Jecken am Rande des Zuges. Die Dorfbewohner hatten wieder alles getan, um ihren Zug zu einer stimmungsvollen Angelegenheit zu machen. Viele Häuser war karnevalistisch dekoriert, Fahnen und Wimpel wehten am Zugweg und auf den Balkonen und vor den Häusern wurde gefeiert.

Pfiffige Satire mit Weihwasser

Klaus Lochow hatte sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Als Pastor verkleidet versprühte er von seinem Fenster an der Dorfstraße mittels einer Klobürste „Weihwasser“ auf die Zuschauer. Der „Segen aus Rom“ hatte durchaus einen aktuellen Charakter und war schon ein pfiffiger Satire-Beitrag. „Wir müssen das ja jetzt alles selber machen“, schmunzelte der „Geistliche“ mit Hinblick auf die Schließung der Sermer Kirche.

Party-Hotspot für die jüngere Generation war wieder der Platz vor der Herz-Jesu-Kirche. Dort dominierte lautstarker Techno-Sound, „kölsche Tön“ hatten dort keine Chance. Die hörte man aber von den vielen Musikkapellen.

Bunte Paradiesvögel

Der närrische Lindwurm startet jeweils in der Straße „Am Lindentor“. Dort nimmt man nicht nur Aufstellung, nach dem diesmal pünktlichen Startschuss um 14.11 Uhr flogen auch da schon die ersten „Kamelle“ und „Strüßcher“.

Die farbenfroh verkleideten Fußgruppen haben im Sermer Karneval eine lange Tradition und sind aus dem Zug gar nicht mehr wegzudenken. Präsident Bernd Baumann ist froh über die Initiative der freien Karnevalisten, die sich jedes Mal Neues einfallen lassen.

Nach guter alter Sermer Tradition  wurde auch dieses Mal wieder großzügig Wurst an das hungrige Narrenvolk verteilt.
Nach guter alter Sermer Tradition wurde auch dieses Mal wieder großzügig Wurst an das hungrige Narrenvolk verteilt. © Michael Dahlke

Das taten unter anderem die „Dollen Hippen“, die in diesem Jahr als bunte Vögel in Fantasiekostümen dabei waren, die „Konfettis“ als Südstern-Legionäre oder auch die „Sermerellas“, die als Schampus-Flaschen ihre private Leidenschaft zum diesjährigen Motto gemacht hatten.

Gute Tradition ist seit langem, „Dorfthemen“ närrisch anzusprechen. Dazu gehörte am Sonntag der Wagen, der sich mit der Schließung der Sermer Kirche befasste und das sinkende Sermer Kirchenschiff dokumentierte. Dazu gab es auch den passenden Text: „Die Sermer Arche sinkt, die Kirchenschließung stinkt.“

Neues vom Kasselle-Schotter-Platz

Auch die Querelen um die geplante Wagenbauhalle auf dem Festplatz am Breitenkamp ließen die Südstern-Narren nicht unkommentiert. Dass auf dem „Kasselle-Schotter-Platz“ nicht gebaut werden darf, weil das Areal Teil eines Naturschutzgebiets ist“, das kommt nicht nur den Südstern-Verantwortlichen närrisch vor.

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Ab 12 Uhr kam kein Auto mehr ins Dorf

Die Sicherheitsvorkehrung wurden im Vorfeld des Umzugs noch mal verschärft. Ab 12 Uhr war Serm praktisch abgeriegelt. Danach konnte kein Auto mehr ins Dorf fahren. Die Sperrung dauerte bis nach dem Ende des Umzugs an.

Dirk Martini berichtet von einem ruhigen Nachmittag: „Die Polizei hat bestätigt, dass es zu keinen größeren Vorkommnissen gekommen ist. Es war sogar weniger los als in den vergangenen Jahren.“

Beim Karnevalszug über die rund ein Kilometer lange Dorfstraße waren neun Musikkapellen, 19 Fußgruppen und zwölf Wagen dabei. Auch diesmal bereicherten wieder befreundete Karnevalsgesellschaften wie die Ehrengarde Blau-Weiß, die Homberger Narrenzunft und die Wanheimerorter KG Blau-Gold den Zug durch das Karnevalsdorf