Duisburg-Süd. . Keine Schließungen wie in anderen Stadtteilen geplant. Mit besonderen Gräbern versucht man sich auf die geänderte Beerdigungskultur einzustellen

Alle Friedhöfe im Duisburger Süden bleiben bestehen. Eine Schließung, wie sie im Stadtteil Beeck ansteht, ist erst einmal nicht geplant. Das gilt sowohl für die beiden städtischen als auch für die vier katholischen Friedhöfe und den evangelischen Friedhof in Wanheim. Eins ist allerdings klar: Der Ehinger Friedhof läuft in absehbarer Zeit aus. Dort werden seit 2007 keine neuen Grabstätten mehr vergeben.

„Manche Friedhöfe sehen mittlerweile aus wie Fußballfelder“, sagt ein Mitarbeiter der Evangelischen Kirche zurecht. Ganz so viel Rasen gibt es auf den Friedhöfen im Duisburger Süden allerdings noch nicht. Doch auch hier bleiben immer mehr Gräber frei. Denn die Beerdigungskultur hat sich den letzten Jahren verändert. Die Zahl der Erdbestattungen ging deutlich zurück. Dafür finden immer mehr Urnenbeisetzungen statt.

Eine Frage des Geldes und der Zeit

Die katholische Gemeinde St. Judas Thaddäus hat darauf reagiert. Auf der Fläche von abgelaufenen Gruften werden vier ein Meter mal ein Meter große Grabfelder geschaffen, in denen Urnen eingegraben werden. „Diese Urnengräber werden stark nachgefragt“, sagt Ursula Savarino, die Verwaltungsleiterin der Gemeinde.

„Es ist den Menschen wichtig, dass sie einen Platz haben, wo sie Blumen oder Kerzen für ihre Angehörigen ablegen können“, glaubt Ursula Savarino den Grund für die Beliebtheit der neuen Urnengräber zu kennen. Urnenrasengräber in der bisherigen Form wird es nur noch in Serm geben.

Auch wer zu Lebzeiten aus der Kirche ausgetreten ist, findet Platz auf dem Friedhof

Die kleinen Urnengräber sind leichter zu pflegen als Gruften. Die aufwendige Grabpflege ist ein Hauptargument gegen die herkömmlichen Erdbestattungen. Die Grabpflege will man seinen Kindern, die oftmals in einer anderen Stadt leben, nicht zumuten. Hinzu kommt, dass Urnenbeisetzungen weniger kosten als die Beisetzung in einer Familiengruft, die zwei- bis dreimal so teuer ist.

Die Konditionen sind in der Friedhofssatzung festgelegt. Das Nutzungsrecht für ein Grab liegt in der Regel zwischen 20 und 25 Jahren. Auf katholischen Friedhöfen gelten 25 Jahre. Jeder getaufte Christ kann auf den Friedhöfen der katholischen Kirche in Rahm, Mündelheim, Serm oder Huckingen eine Grabstätte bekommen. Auch, wenn er zu Lebzeiten aus der Kirche ausgetreten ist. „Entscheidend ist, dass er getauft ist“, so Ursula Savarino. Eine entsprechende Satzungsänderung macht dies seit einiger Zeit möglich.

Wenn die Babyboomer sterben, könnte sich die Situation ändern

Damit kein Flickenteppich entsteht, versucht man die Grabreihen im Kern des Friedhofgeländes zu belegen. Auf den Randflächen wird dann Rasen eingesät.

Auf dem Wanheimer Friedhof, dem einzigen evangelischen Friedhof im Duisburger Süden, sind die Grabstelen besonders nachgefragt, so Frank-Michael Rich vom Presbyterium. Die Gemeinde hat zwei Stelenwände mit jeweils 50 Grabstätten aufgebaut. In jeder dieser Grabstätten können zwei Urnen unterkommen.

Der Friedhof ist noch gut belegt. „Wir sind ein Friedhof der kurzen Wege. Das schätzen gerade ältere Menschen, die nicht so gut zu Fuß sind“, sagt Rich. Im Presbyterium gab es auch schon Überlegungen, Randbereiche nicht mehr zu belegen. „Aber das sind lediglich Überlegungen. Vielleicht ändert sich die Situation ja wieder.“ Rich denkt daran, dass die Zeit kommen wird, wenn die Generation der Babyboomer stirbt: „Vielleicht haben wir dann zu wenig Grabstätten.“