Duisburg-Serm. Eine Initiative von Sermer Bürgern will Kirche als Dorfmittelpunkt erhalten. Um dies zu finanzieren, müssten 250 Förderer 10 Euro im Monat zahlen
Wäre die Sermer Herz-Jesu-Kirche immer so voll gewesen wie am Montagabend, wäre sie vermutlich nicht auf der Streichliste des Bistums gelandet. Die Initiative für den Erhalt der Dorfkirche hatte eingeladen, um ihr Konzept zum Erhalt des Gotteshauses vorzustellen. Gut 100 Interessierte hatten sich in der Kirche eingefunden, um sich über den Stand der Dinge zu informieren.
„Im Dorf lassen“ möchten die Initiatoren um Ursula Grotenburg und Michael Germ die 1927 erbaute Herz-Jesu-Kirche unbedingt. Dass sie für ihr Vorhaben mit viel Zustimmung im Dorf rechnen können, wurde im Verlauf des Informationsabends deutlich. Michael Germ stellte direkt zu Beginn klar, dass der Beschluss des Bistums, die Sermer Kirche im Rahmen des Pfarreientwicklungsprozesses zu schließen, unumstößlich ist: „Die Kirche ist als ‘C2’ - Gebäude eingestuft. Gebäude dieser Klassifizierung werden in den nächsten Jahren definitiv geschlossen und stehen danach zum Verkauf.“
Viel Unterstützung auch von Protestanten
Aufgrund dieser unschönen Perspektive haben sich engagierte Gemeindemitglieder zusammengefunden, um Möglichkeiten auszuloten, „ihre“ Kirche als Dorfmittelpunkt zu erhalten. Dabei geht es aber nicht nur um den reinen Erhalt des Kirchengebäudes, wie Ursula Grotenburg erklärte: „Wir wollen die Kirche auch mit Leben füllen.“
Zu diesem Zweck soll der bisherige Förderverein die Trägerschaft übernehmen. Die Initiative war in den vergangenen Monaten seit Bekanntgabe der Schließung nicht untätig, hat versucht „im Stillen“ für ihr Vorhaben zu werben. Das war offensichtlich der richtige Weg, wie Marlies Schmitz berichtete: „Wir sind nach Essen zu Bischof Overbeck gefahren, hatten dort ein langes und intensives Gespräch.“ Erfreulich aus Sicht der Sermer („Wir wollten ganz bewusst einen Konflikt vermeiden“) war, dass die Verantwortlichen des Bistums durchaus Möglichkeiten aufzeigten, die Kirche als Gebäude weiter zu erhalten. Die Aussage des Bistums, „dass Kirchen, die in eigener Trägerschaft übernommen werden, nicht zwangsläufig geschlossen werden müssen“, motivierte die „Kirchenretter“, sich weiter mit viel Herzblut zu engagieren.
Auch offen für Kulturveranstaltungen
Ein wesentlicher Punkt war, dass die Trägergemeinschaft auch für alle finanziellen Belastungen im Zusammenhang mit der Kirchenübernahme aufzukommen hat. Auch die Pfarrgemeinde Judas-Thaddäus, der die Sermer Gemeinde angehört, begrüßt die – für die Kirche kostenneutralen – Pläne der Sermer Initiative.
Michael Germ stellte am Montagabend einen Finanzierungsplan vor, der aus seiner Sicht seriös und belastbar ist. Der Plan sieht vor, dass jährlich 30.000 Euro benötigt werden. Davon sind rund 20.000 Euro für Rücklagen und Instandhaltungskosten zu berücksichtigen und 10.000 Euro für den laufenden Betrieb. Finanziert werden soll das Ganze durch Beiträge.
Benötigt werden 250 Mitglieder, die den Förderverein zu diesem Zweck mit 10 Euro im Monat unterstützen. Sollte dieses Ziel erreicht werden, kommen so die benötigten 30.000 Euro zusammen. Die Vorgehensweise der Sermer hat so erstmal den Segen der Kirchenobrigkeit, die Übernahme wird vertraglich geregelt. Eigentümer des Gebäudes bleibt auch nach der Übernahme die Katholische Kirche.
Hintertürchen bleiben
Ein Hintertürchen bleibt beiden Vertragspartnern. Dazu Michael Germ: „Sollte das wider Erwarten nicht funktionieren, hat jede Seite die Möglichkeit, dann ein Sonderkündigungsrecht in Anspruch zu nehmen.“
Vorschläge, wie die Herz-Jesu-Kirche künftig genutzt werden kann, hatten die Mitglieder der Initiative auch bereits: „Neben kirchlichen Veranstaltungen kann die Kirche auch für Kulturevents genutzt werden, da gibt es viele Möglichkeiten.“
>>>Weitere Informationen am Sonntag
Am kommenden Sonntag, 3. Februar, stellt die Initiative ihr Konzept noch einmal vor. Nach dem Familiengottesdienst ist nochmals Gelegenheit sich zu informieren.
Die Veranstaltung beginnt um 12 Uhr in der Herz-Jesu- Kirche. Eingeladen sind Sermer und Nicht-Sermer, Katholiken, Protestanten und überhaupt alle Bürger, denen der Erhalt der Kirche am Herzen liegt.