Duisburg-Wedau. . Fahrradfahrer sollen mitten auf der Wedauer Brücke in Duisburg unvermittelt absteigen und ihr Fahrrad schieben. Der ADFC kritisiert diese Praxis.

Die alltagserfahrenen Radler werden zwar hier vermutlich zügig durchfahren – schließlich haben sie im Autoverkehr täglich gelernt, flexibel reagieren zu müssen. Doch die derzeitige Beschilderung des Rad- und Fußwegs an der seit Monaten andauernden Baustelle auf der Wedauer Brücke gibt Rätsel auf: Denn mitten auf der Brücke sollen Radler unerwartet absteigen und schieben.

Kurios? Dabei wird der Fahrradfahrer aus Wedau in Richtung Mülheim zunächst auf den gemeinsamen Fuß- und Radweg geschickt. Bis er sich eben zur Mitte der langen Brücke hochgestrampelt hat. Auch dort, wo die Bauarbeiten den gemeinsamen Weg durch eine Barke beengen, ist noch einmal das runde blaue Verkehrszeichen 240 zu sehen, das Radler verpflichtet, diesen Weg zu nehmen, und nicht etwa auf die Straße auszuweichen. Darunter allerdings hat man ein Schild gehängt mit der Aufforderung „Radfahrer absteigen“.

Widersprüchliche Verkehrsführung

Weiterradeln oder gehen? Wem das schon ein Kopfschütteln entlockt: Noch widersprüchlicher ist es für Radfahrer aus der Gegenrichtung. Weil die rechte Seite derzeit für Fußgänger und Radfahrer gesperrt ist, sollen sie auf der linken Seite – also in entgegengesetzter Fahrtrichtung – fahren. Zwangsläufig führt das zum Konflikt an besagter Engstelle mitten auf der Brücke. Die Baustellenleitung hat sich hier offenbar beholfen: mit einem reinen Gehweg-Verkehrszeichen und dem Hinweis „Radfahrer absteigen“.

Von der einen Seite gemeinsamer Rad- und Gehweg, von der anderen aber ein reiner Gehweg. Es ist ein schmaler Grat für den Radler zwischen legal oder illegal Strampeln. Für den Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) in Duisburg, Herbert Fürmann, hat die Widersprüchlichkeit in Duisburg durchaus Methode. „In 75 Prozent der Baustellen in der Stadt wird nicht an Radfahrer gedacht, oder es wird einfach ein weißes Schild ‘Absteigen’ hingehängt“, kritisiert der Vorstandssprecher den Griff zu vermeintlich einfachen Lösungen.

Das Absteigen hat für den ADFC-Sprecher an dieser Stelle nur wenig Sinn: „Der Radler braucht so noch mehr Platz, wenn er neben sich das Fahrrad schieben soll.“ Manchmal werde auch lapidar ein „Radfahren verboten“ aufgestellt, wo es zuvor noch erlaubt war: „Der Radfahrer soll sich offenbar am besten in Luft auflösen“, kommentiert Herbert Fürmann mit einem Augenzwinkern.

Aus Sicht des ADFC gäbe es an vielen Stellen eine durchaus einfache Lösung für Fahrradfahrer: umsteigen auf die Straße. Allerdings müsste dann an den Baustellen auch der Autoverkehr auf 30 km/h begrenzt werden, „damit kann der Radfahrer halbwegs mithalten und wäre an engen Stellen weniger gefährdet“.

Straßen.NRW muss umdenken

Zuständig für die Baustelle ist hier Straßen.NRW. Trotz mehrfacher Anfrage der Redaktion äußert sich der Landesbetrieb nicht. Für ADFC-Sprecher Herbert Fürmann ist das auch keine Überraschung: „Noch sieht sich Straßen.NRW wohl hauptsächlich für den Autoverkehr zuständig.“ Der ADFC-Sprecher hofft jedoch auf ein künftiges Umdenken der Landesplaner. Denn in naher Zukunft soll der Landesbetrieb anstelle des Regionalverbands Ruhr auch die regionalen Radschnellwege betreuen. Dann sollten Fahrradfahrer auch institutionell gleichgestellt mit Autofahrern und Fußgängern werden.