Duisburg. . Der ADFC startet aktuelle Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit in Duisburg. Vor zwei Jahren gab es nur eine Vier minus für das Radwegenetz.

Mit einer gehörigen Portion Rückenwind will der Duisburger Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) den Radverkehr in der Stadt ankurbeln. Diesel-Skandal, drohende Fahrverbote in den Städten und der Trend zum Pedelec haben das Rad zum umweltfreundlichen Liebling auch der Politik gemacht. Im aktuellen Fahrradklima-Test des ADFC sollen deshalb nicht nur Radprofis online ihre Einschätzung etwa über die Sicherheit beim Radeln und den Zustand von Radwegen abgeben, sondern vor allem die Alltagsradler und Gelegenheitsfahrer.

„Es muss zu einem Umdenken der Politik beim Straßenverkehr kommen und dann entsprechend Maßnahmen und Gesetze geschaffen werden“, fordert Jörg Walter vom Duisburger ADFC. Gleichwohl attestiert der Fahrradclub der Politik durchaus eine gestiegene „Erkenntnisfähigkeit“, was die Rolle des Fahrrads gerade im Nahverkehr ausmachen könnte.

Die meisten Autofahrten liegen unter fünf Kilometer

„Die meisten Autofahrten liegen unter fünf Kilometer, das heißt, es werden 2,5 Tonnen Auto für in der Regel 90 Kilo Mensch bewegt“, rechnet Herbert Fürmann, Vorstand und Sprecher des Duisburger ADFC vor. Ökologisch wie ökonomisch eine Verschwendung, daran würden auch Elektroautos wenig ändern. Der Autoverkehr innerhalb der Städte müsste aus seiner Sicht halbiert werden, damit Fahrrad und auch Lastenfahrrädern, wie der ADFC sie anbietet, auf den städtischen Straße mehr Raum erhalten können. Fürmann: „Es wäre sinnvoller, E-Lastenbikes zu fördern, statt Elektroautos.“

Radverkehrsanteil in Duisburg bei elf Prozent

Ausgesprochen unfreundlich ist das Klima für das Rad in der Stadt zwar nicht – immerhin haben die hiesigen Radwege einen Verkehrsanteil von etwas mehr als elf Prozent. Im Vergleich: Die kleineren Nachbarn wie Oberhausen liegen mit sechs Prozent bei knapp der Hälfte, Mülheim sogar noch deutlich darunter. Doch von einer Gleichberechtigung im Straßenverkehr ist man auch in Duisburg noch weit entfernt. Sie läge bei 25 Prozent für jeweils Autos, ÖPNV, Fahrräder und Fußgänger.

Beispiele, wo der Radverkehr in stockt, gibt es reichlich: „Wir stellen einen Renovierungsstau bei den Straßen fest, der sich auf das Fahrrad, aber auch auf Fußgänger und Autofahrer auswirkt“, sagt Walter. Und noch immer sei der Ausbau der Radwege an den Autoverkehr gekoppelt. Sprich: Sie werden nur dann geschaffen oder verbessert, wenn die Straße insgesamt erneuert wird.

Wunsch: Ein Fahrradbeauftragter mit Budget

Ein Ärgernis: Der Rad-/Fußweg der Masurenallee zugewuchert, wenn sich Radler begegnen, wird es eng.  Die Fahrt auf der Straße finden viele Radler zu gefährlich.
Ein Ärgernis: Der Rad-/Fußweg der Masurenallee zugewuchert, wenn sich Radler begegnen, wird es eng. Die Fahrt auf der Straße finden viele Radler zu gefährlich. © Zoltan Leskovar / FUNKE Foto Services

So wie aktuell am Sternbuschweg. Dort allerdings wird der neue Radweg ausgerechnet durch die Haltestellen für den Busverkehr geführt – und sorgt dann für Konflikte. An der Friedrich-Wilhelm-Straße habe man die Bus- und Radspur zusammengelegt. Dort sei sie aber so eng, dass der Bus nicht am Radler vorbei komme, ohne die durchgezogene Linie in den Autoverkehr zu überfahren.

Ausweg? Die Stadt bräuchte einen Fahrradbeauftragten mit einem eigenen Budget, der Radwege nach seinen Vorstellungen gestalten und verwalten könnte, sagt der ADFC-Vorstand.Damit das Rad sich als Alternative durchsetzen kann, muss sich der Verkehr also gehörig verändern.

Der aktuelle Fahrradklimatest soll zeigen, wo dies notwendig ist. Gut 1000 Duisburger gaben 2016 ihre Meinung ab zu Kriterien wie Sicherheitsgefühl und Radweg-Hindernissen ab - mit einer weniger als ausreichenden Gesamtnote. ADFC-Mann Walter rechnet auch zur aktuellen Befragung nicht mit einer Verbesserung in diesen Kritikpunkten. „Wir hoffen aber damit ein deutliches Signal setzen zu können, welche Defizite im Radverkehr angegangen werden müssen.“

>>>Fahrradklimatest läuft online

Den Fahrradklimatest 2018 des ADFC findet man online unter: www.fahrradklima-test.de

Laut einer Studie von Greenpeace geben deutsche Kommunen pro Kopf deutlich weniger Geld für den Radverkehr aus als holländische oder skandinavische. So liegt Köln bei 2,9 Euro pro Einwohner und Jahr, Berlin bei 4,7 Euro. Amsterdam liegt bei 11, Fahrradvorzeigestadt Kopenhagen bei 35,6 Euro.