Duisburg-Huckingen. . Die Baugenehmigung für Gut Böckum ist nach Jahren da. Gebaut wird trotzdem nicht: Der Investor hat das Projekt verkauft. Das Denkmal verfällt.

Die Zukunft der denkmalgeschützten Wasserburg Böckum scheint derzeit auf überraschend wackeligen Pfählen zu stehen. Dabei ist nun – nach jahrelangem Ringen mit der unteren Denkmalbehörde – die heiß ersehnte Baugenehmigung erteilt worden.

Doch die Genehmigung könnte zu spät eingetroffen sein: Gegenüber dieser Zeitung gab ein Mitarbeiter des ursprünglichen Berliner Investors S+P Real Estate an, das Objekt bereits verkauft zu haben. Und das angeblich schon vor einem Jahr. An wen das Wasserschloss gegangen ist und wie die weiteren Umbaupläne aussehen, darüber gibt der ehemalige Investor keine Auskunft. Ähnlich äußert sich die Stadt. Über den neuen Käufer wolle man sich nicht äußern, so eine Sprecherin.

Keine Aufbruchstimmung bei den neuen Besitzern

Wie sieht die Zukunft des Schlosses aus, wie die der Wohnungsinteressenten, die es bereits geben soll? Auch der bisherige Ansprechpartner für das denkmalgeschützte Objekt, der Düsseldorfer Diplom-Kaufmann Marc Ulbrich, hat auf Anfrage der Redaktion bisher keine Stellung bezogen. Aus informierten Kreisen jedoch hört man: Von einer Aufbruchstimmung angesichts der erteilten Baugenehmigung seien die Schlossbesitzer weit entfernt. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren.

Allerdings: Lange Zeit ging es hin und her bei dem Sanierungsvorhaben der denkmalgeschützten Wasserburg Böckum. Seit 2013 hatte der ursprüngliche Investor versucht, das ehrwürdige Anwesen für ein gehobenes Klientel in Abstimmung mit der Unteren Denkmalbehörde denkmalgerecht und dennoch luxuriös umzurüsten. Ein Spagat.

Immer mehr Einschränkungen – immer weniger Rendite

Immer wieder schien das Ziel zum Greifen nah, und immer wieder zog sich dennoch der Baubeginn hin. Mal machte die Stadt dem Investor einen Strich durch das Konzept und den Ausbau der Hühnerställe zu 14 weiteren Wohneinheiten. Der Landesentwicklungsplan verhinderte Doppelhäuser und Tiefgaragen auf freiem Feld. Man musste sich auf die bestehenden Häuser beschränken, das bedeutet jedoch auch immer weniger Rendite für das ambitionierte Projekt.

Dann wieder mussten die Lebensräume für Rauchschwalben, Fledermäuse und Böckumer Biberratten im Wassergraben und angrenzendem Gehölzbereich erhalten bleiben. Eine ökologische Baubegleitung schlug der Baugutachter vor, ein weiterer Gutachter beschäftigte sich mit der Verkehrsführung zu dem nunmehr baufälligen Domizil. Denn auch um den zusätzlichen Verkehr durch die neuen Mieter waren Anwohner besorgt.

Zuletzt kündigte die städtische Denkmalbehörde „umfangreiche Untersuchungen, die nicht so schnell erledigt werden können“, an, bevor man die 14 Luxuswohnungen mit bis zu 240 Quadratmetern und 28 Garagen genehmigen wolle. Und nun?

Bürgerverein: Verzögerung wäre eine Katastrophe

Für den Bürgerverein Huckingen wäre eine weitere, womöglich jahrelange Verzögerung eine „Katastrophe für die dorfbildprägende Burg“, sagt der erste Vorsitzender Rolf Peters. Seit Jahren hofft der Verein auf eine Sanierung und Nutzung des Adelssitzes. Schon jetzt seien am Gemäuer massive Rissbildungen zu sehen. Die auf Pfählen ruhende Konstruktion könnte durch das Grundwasser abgesackt sein. Wie viel Zeit der Burg für eine noch finanziell vertretbare Sanierung bleibt? Peters kann es nicht sagen, klar aber ist: Dem Wahrzeichen und Denkmal im Stadtteil läuft die Zeit davon.

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