Duisburg-Süd. . Der Dickelsbach ist zurzeit staubtrocken. Immerhin: Fische leben ohnehin keine im Bach. Einst überflutete er regelmäßig Altstadt und Hochfeld.
„Es ist ein trauriger Anblick. Richtig trostlos“. Heinz Kuhlen spricht vom Dickelsbach, einem Bach, der „mir sehr am Herzen liegt“. Der Bach seiner Kindheit ist total ausgetrocknet. Staubtrocken, als wär’s ein Wanderpfad. Daran ändert auch der Regen, der momentan fällt, nichts. „Es müsste schon ordentlich und vor allem länger anhaltend regnen, bis sich das Bachbett wieder füllt“, sagt Kuhlen.
Fische sind immerhin nicht betroffen vom Austrocknen des Bachs. „Dort gibt es so gut wie keine Fische, allenfalls winzige Stichlinge“, weiß Kuhlen.
Früher hat er regelmäßig die Altstadt überflutet
„So hab’ ich den Dickelsbach noch nie erlebt“, sagt der Naturschützer und VHS-Dozent. Er kennt den Bach ganz genau, von der Quelle bei Ratingen Hösel bis zu der Stelle in Wanheimerort (in Höhe der Wacholder Straße), wo er im Untergrund verschwindet. Der Bach läuft die letzten seiner insgesamt 22 Kilometer unterirdisch durch ein großes Rohr. Das hat seinen Grund: der Dickesbach setzte Anfang des letzten Jahrhunderts regelmäßig die Duisburger Altstadt und Teile von Hochfeld unter Wasser – unvorstellbar, wenn man das Bachbett heute betrachtet.
Kuhlen ist in Großenbaum, Zu den Erlen, aufgewachsen. „Der Bach, das war unserer Spielplatz.“ Zusammen mit seinem Freund, dem Sohn des Försters, hat er dort Staudämme und Mühlräder gebaut. Das wäre zur Zeit unmöglich. Denn bereits im Naturschutzgebiet Rahmer Benden versickert das kleine Rinnsal, das vom Dickelsbach übrig geblieben ist.
Der Dickelsbach wird sich erholen
Kuhlen hat den Zustand des Bachs viele Jahre dokumentiert. Davon zeugen über 1000 Fotos: der Dickelsbach bei Hochwasser, als munter plätscherndes Bächlein im Frühjahr – und jetzt als trocken gefallenes braunes Band. Die aktuellen Fotos hat er auf Facebook veröffentlicht und zahlreiche Kommentare dazu bekommen.
Der Dickelsbach wird sich erholen, da ist Kuhlen sicher. Viel dramatischer schätzt er die Situation bei den Bäumen ein. Auf seinen Streifzügen durch die Natur hat er schon etliche junge Bäume gesehen, die vermutlich absterben: „Das ist ein Zeichen, wie labil unsere Natur ist. Und wie schnell unser System umkippen kann.“
„Die Äste sind wie Glas“
Vor allem junge Birken leiden unter der andauernden Trockenheit. Sie wurzeln flach und können sich nicht ausreichend mit Wasser versorgen. „Es geht ja nicht allein darum, dass Geld für die Neuanpflanzungen verloren geht. Wachsen keine Bäume nach, bekommen wir das langfristig zu spüren. Es fehlen Bäume, um Staub zu binden, Sauerstoff zu liefern und Schatten zu spenden“, sagt der Baumexperte.
Kuhlen warnt davor, in der jetzigen Situation bei Wind in den Wald zu gehen. „Die Äste sind wie Glas, die können ganz schnell brechen.“