Duisburg-Wanheim. . 57 Jahre nach der Gründung ist Schluss für den Wanheimer Kanu-Club. Das Ende des Vereins begann 2016 mit einem Verbot der Stadt.
15 Kanusportbegeisterte gründeten am 1. November 1960 den Wanheimer Kanuclub. 57 Jahre später – im gleichen Monat – hatten sich die noch verbliebenen 14 Mitglieder zu einem traurigen Anlass in dem schmucken Vereinshaus in unmittelbarer Rheinnähe eingefunden. Einstimmig beschlossen sie, den traditionsreichen Kanusportverein, der sich durch seine vielfachen Aktivitäten einen hervorragenden Ruf weit über Duisburg hinaus erarbeitet hatte, aufzulösen.
Udo Stumm ist seitdem einer von drei Liquidatoren. Das ist eine Aufgabe, die dem langjährigen Vereinsmitglied nicht leichtfällt. „Aber das muss ja alles in geordneten Bahnen verlaufen. Da sind viele Gespräche mit dem Finanzamt, dem Amtsgericht und den Sportverbänden zu führen“, erläutert der frühere Betriebswirt.
Eine Verfügung der Stadt Duisburg leitete das Ende ein
Eine wesentliche Finanzierungsquelle für den Verein war das zur Vereinsanlage gehörende Gästehaus. Dazu war aus rechtlichen Gründen im Jahr 2006 extra die „Sport-House GmbH“ gegründet worden. „Das Haus war immer sehr gut frequentiert, wir hatten viele Gäste, nicht nur aus dem Sportbereich“, berichtet Udo Stumm. Doch im April 2016 nahm das Schicksal, das mit der Vereinsauflösung enden sollte, seinen Lauf. Von der Bauaufsicht der Stadt Duisburg erhielt der Kanu-Club eine Nutzungsuntersagungsverfügung für den Betrieb des Gästehauses und die hausinternen Räumlichkeiten. Das sofort wirksame Verbot war verbunden mit einer Zwangsgeldandrohung. Laut städtische Behörde waren der Brandschutz nicht gewährleistet und ordnungsgemäße Fluchtwege nicht vorhanden. „Das war der Todesstoß für den Verein. Die Finanzierung ist uns damit weggebrochen“, sagt der frühere 2. Vorsitzende.
57 Jahre lang derselbe Vorsitzende: Rolf Heusner
Besonders bitter ist die Auflösung für Rolf Heusner, der den Kanu-Club vom Start bis zum Ende mit viel Herzblut geführt hat. Seine Ehefrau Edda arbeitete zudem bis zum Schluss als Geschäftsführerin für den Club. „Der Verein war sein Leben“, ist sich Udo Stumm sicher: „Was hier entstanden ist, geschah alles unter seiner Federführung.“
Nach der Grundstücksübernahme wurde rund um das sich dort befindliche alte Bauernhaus ein Vereinsgelände mit Gästehaus (40 Zimmer), Verwaltungsräumen, Bootshaus und Gymnastikhalle gebaut. Auf der Außenanlage befanden sich Mehrzweckspielfelder, ein Tennisplatz und ein Übungsbecken für die Kanuten. „Das wurde zum großen Teil in Eigenleistung erbracht“, so das Ex-Vorstandsmitglied. Auch dabei kamen die Fertigkeiten des heute 89-jährigen Heusner zur Geltung: „Rolf fand als Bauingenieur immer eine Lösung, packte selbst kräftig mit an.“
Auch bei den Rheinlustterrassen gab es Streit mit der Stadt
Von 2008 bis 2015 bewirtschaftete der Verein auch noch die Rheinlust-Terrassen. Die Inbetriebnahme der in Eigenarbeit angefertigten Terrasse auf dem Vereinsgelände wurde von der Stadt erst nicht genehmigt, ein Umstand, der bei den Verantwortlichen heute noch auf Unverständnis stößt.
Jetzt gehen das Vereinsgelände mit den Immobilien, das gesamte Inventar und das Sportmaterial (Boote) aus vereinsrechtlichen Gründen an „eine juristische Person oder Körperschaft des öffentlichen Rechts“. In diesem Fall ist das der Stadtsportbund, der in Kürze seine Pläne für die weitere Verwendung vorstellen will.
Udo Stumm erinnert sich gerne an die guten alten Zeiten, als der Verein noch rund 300 Mitglieder hatte, darunter eine große Zahl von Jugendlichen. „Sportlicher Schwerpunkt waren unsere Wanderfahrten. Da waren wir europaweit auf den Flüssen unterwegs und international bestens vernetzt.“
Das ist jetzt alles Geschichte. Von alten Zeiten zeugen nur noch Pokale, Urkunden und Fotos im Clubhaus. Auch für sie muss bald ein anderer Platz gefunden werden.
<<< WAS DER KANU-CLUB MIT DEM PAPST ZU TUN HAT
So eine Begegnung kann nicht jeder Verein vorweisen. Es muss in den 1960er- oder 1970er Jahren gewesen sein, erzählt Udo Stumm. Rolf Heusner war mit einer Gruppe Kanuten in der Slowakei. Auf einer der Wandertouren half er einem polnischen Sportkameraden, dem das Paddel gebrochen war, aus der Patsche. Den Unglücklichen stattete er mit einem neuen Paddel aus, so dass dieser seine Flusswanderung fortsetzen konnte.
Dieser Wassersportler war kein geringerer als Karol Wojtyla, der spätere Papst Johannes Paul II. Als der Papst während seines Deutschland-Besuches im Jahre 1987 das Ruhrgebiet besuchte, versuchte Rolf Heusner, in Gelsenkirchen Kontakt zu ihm zu bekommen. Dem päpstlichen Sekretariat schilderte er die damalige Begegnung mit Karol Wojtyla.
Darüber informiert, erinnerte sich der Papst an den hilfsbereiten Wassersportler aus Duisburg. Er zeigte sich nachträglich erkenntlich und wollte aus diesem Grund seinem Helfer in der Not einen Herzenswunsch erfüllen.
Rolf Heusner ergriff die Gelegenheit beim Schopf und brachte „etwas für die Küche“ des Vereinshauses ins Spiel. Dem Wunsch kam man im Vatikan gerne nach – und schickte direkt eine komplette Küchenzeile nach Wanheim. Und so wurden die Gäste des Wanheimer Kanu-Clubs dann viele Jahre in einer päpstlichen Küche bekocht.