Duisburg-Rahm. . Der Rahmer Bach überflutet den Stadtteil. Das THW ist im Dauereinsatz. Das Tierarzt-Paar trifft der Sturm doppelt: Beide Autos sind Schrott.

Burglind ist abgezogen, das Wasser noch nicht: Am Tag nach dem Sturmtief steht Rahm das Wasser immer noch bis zu Zäunen, Brücken, Haustüren. Und das, obwohl das Technische Hilfswerk seit Mittwochabend 5000 Liter Wasser pro Minute aus dem Rahmer Bach pumpt. Menschen kamen in der Sturmnacht zum Glück nicht zu Schaden. Das heißt aber noch lange nicht, dass alles gut ist. Gleich doppelt getroffen hat es Familie Müller-Blum: Beide Autos des Ehepaars, das gemeinsam die Tierarztpraxis im Stadtteil betreibt, hat ein umkippender Baum schrottreif hinterlassen.

Zwei Autos sind Schrott – einen Leihwagen gibt’s nicht

Völlig zerstört hat ein umstürzender Baum das Auto der Rahmer Tierärztin – und das ihres Mannes gleich mit.
Völlig zerstört hat ein umstürzender Baum das Auto der Rahmer Tierärztin – und das ihres Mannes gleich mit. © Katja Burgsmüller

Der Stamm ragt am Morgen danach noch aus der Windschutzscheibe. Am Dienstagabend hatte sich Meike Müller-Blum noch gefreut: „Juhu, super, Parkplatz direkt vor dem Haus gekriegt!“ Zwei Tage und ein Gutachten später ist die Freude in Ärger umgeschlagen. „Das Auto von meinem Mann hat Totalschaden“, ihres wird noch untersucht, sieht wenig besser aus. Der Schaden wird wohl von der Versicherung reguliert werden. Bis dahin aber müssen die beiden Tierärzte wohl zu Fuß gehen. Dabei dachte Meike Müller-Blum, sie sei gut versichert bei der HUK24, „Vollkasko, mit allem Pipapo“. Aber: „Die sind nicht bereit, uns einen Leihwagen zu stellen – bei zwei kleinen Kindern.“ Die hat sie kurzerhand mit dem Fahrrad zum Kindergarten gebracht. Was schwieriger wird: Einkaufen zum Beispiel, oder die Fahrten ihres Mannes, der seine tierischen Patienten auch in deren Zuhause versorgt. Müller-Blum gibt trotzdem nicht auf: „Muss irgendwie gehen.“ Die Versicherung selbst konnte der Redaktion bislang keine Auskunft zum Sachverhalt geben.

„Bei den Nachbarn steht das Wasser bis zur Haustür“

Nichts fährt mehr, alles fließt: Hier verläuft eigentlich eine Straße.
Nichts fährt mehr, alles fließt: Hier verläuft eigentlich eine Straße. © Katja Burgsmüller

Nicht direkt betroffen ist zwar Ilka Allhorn, die Am Thelenbusch wohnt. Das war allerdings knapp: „Nachbarn zwei Meter neben uns haben das Wasser bis zur Haustür stehen“, die tiefergelegte Garage ist vollgelaufen, vor anderen Garagen stapeln sich Sandsäcke, die die Nachbarn gemeinsam dort hingeschleppt haben. Auch die Kanalisation ist überfordert: Am Mittwochmittag packte Ilka Allhorns Mann Marco mal eben seine Kenntnisse als HKM-Feuerwehrmann aus und hob den Gullydeckel hoch. Besserung war am Donnerstag noch nicht in Sicht. „Das THW pumpt zwar, aber das Wasser läuft ja immer weiter“, sagt Ilka Allhorn.

Der Rahmer Bach tritt jedes Jahr über seine Ufer, dieses Mal scheint das Hochwasser aber besonders stark zu sein. „Meistens ging es sonst nach einem Tag wieder zurück“, erinnert sich Ilka Allhorn. Danach sah es am Donnerstag erstmal nicht aus.

Für Freitagabend ist der nächste Sturm mit Windstärke 8 vorhergesagt.

<<< ANWOHNER WOLLEN BRÜCKEN BEHALTEN

Die Holzbrücken über den Rahmer Bach betrachtet Anwohnerin Ilka Allhorn nicht als Ursache für das Hochwasser. „Manche Leute pusten die Blätter vor ihrem Haus mit Laubbläsern in den Bach“, hat sie beobachtet. „Der Bach wird auch nicht mehr so oft gereinigt.“

Die Wirtschaftsbetriebe argumentieren, die Brücken verstärkten das Hochwasser, weil sich unter den niedrigen Überwegen Äste, Blätter und Schlamm verfangen und den Ablauf des Wassers erschweren. Die Lügenbrücke ist deshalb schon entfernt worden.

Viele Anwohner sprechen sich dafür aus, dass die verbliebenen Brücken bleiben dürfen. Auch Ilka Allhorn sagt: „Ich möchte die Brücken gerne behalten.“