Rahm. . Am Rahmer Bach wollen die Wirtschaftsbetriebe drei Holzbrücken abreißen. Die Interessengemeinschaft Rahmer Bach wehrt sich gegen die Abrisspläne.
Für die einen sind sie ein pittoresker Hingucker, für die anderen ein Hochwasserrisiko: Um die Holzbrücken über den Rahmer Bach ist ein Streit entbrannt zwischen den Wirtschaftsbetrieben und der Interessengemeinschaft Rahmer Bach (IG). Die Wirtschaftsbetriebe wollen drei von fünf Brücken abreißen; die IG will sie erhalten – als Schulweg und als Teil des charakteristischen Ortsbildes. Eine überparteiliche Begehung der Straße Am Thelenbusch Ende des Monats soll Klarheit über das weitere Verfahren bringen.
Der Rahmer Bach tritt immer wieder über seine Ufer. Eine solche Ausuferung haben die Wirtschaftsbetriebe beispielhaft am 1. Dezember 2015 dokumentiert. Unter der Eisenbahnunterführung am Weidengraben herrschte an diesem Tag Hochwasser; Am Thelenbusch war die Brücke auf Höhe der Hausnummer 119 komplett überflutet, diejenige auf Höhe von 85 saß direkt auf der Wasseroberfläche. Über die Ursachen gehen die Meinungen auseinander.
750 Liter Zufluss pro Sekunde
Die Wirtschaftsbetriebe machen auch die Brücken dafür verantwortlich: Bei gestiegenem Wasserpegel wirkten sie als Abflusshindernisse und verursachten einen Rückstau – die Folge: Der Bach kann sein Wasser nicht mehr halten und tritt über die Ufer. Zum anderen sei die Zuflusssituation schwierig: An jenem Dezembertag ergab eine Messung, dass dem Rahmer Bach 750 Liter Wasser zuflossen – pro Sekunde. Drittens geht es um die Abflusssituation: Der Rahmer Bach hat „ein Längsgefälle von 0,6 Promille“, erklärt Wolfgang Graf-Schreiber von den Wirtschaftsbetrieben: „Wenn wir Gegenwind haben, wechselt der Bach die Fließrichtung.“ Ausgerechnet da, wo die Brücken stehen, sei der tiefstgelegene Punkt der Straße, was zusammen mit Niederschlag zu Wasserstau führe. Hinzu kommt, dass die Kanalisation „möglicherweise nicht ausreichend dimensioniert“ sei, um die anfallenden Wassermengen aufzunehmen.
Die IG Rahmer Bach schließt die Brücken als Verursacher des Hochwassers aus. Nur die Brücke auf Höhe von Nr. 119 sei problematisch und müsse höher gelegt werden, „die anderen sind nie vom Stau betroffen gewesen“, spricht Norbert Micken für die IG. Die Interessengemeinschaft hat einen anderen Schuldigen ausgemacht: „Der Hinkesforstgraben ist die Ursache.“ Aus dem Ratinger Feuchtgebiet sickere zu viel Wasser in den Rahmer Bach. Auch aus den Rahmer Benden, dem Naturschutzgebiet auf Düsseldorfer Gebiet, speise Sickerwasser den Rahmer Bach.
Eine vierte Brücke soll höher gelegt werden
Für die Wirtschaftsbetriebe steht die Lösung fest: Die Brücken auf Höhe der Hausnummern 55, 95 und 119 müssen weg; diejenige auf Höhe von Nr. 85 soll höher gelegt werden. Für eine andere Lösung als den Abbruch der Brücken plädiert die IG: Die Bachsohle müsse gereinigt werden, „die Säuberung ist lange Zeit nicht erfolgt“, sagt Norbert Micken. Außerdem müsse die Brücke bei Nr. 119 sowie die Uferböschung erhöht werden. „Das war zugesagt bei der Begehung vor zwei Jahren.“ Graf-Schreiber dementiert eine solche Zusage.
Entschlammen wollen die Wirtschaftsbetriebe den Bachlauf; bisher haben sie laut Graf-Schreiber die Pflegeintervalle erhöht und den Gehölzrückschnitt verdoppelt, damit sich möglichst keine Äste an den Brücken verfangen und so zum Wasserstau führen. „Das ist ein Spagat zwischen Hochwasserschutz und ökologischer Gewässerunterhaltung“, beschreibt der Fachmann der Wirtschaftsbetriebe die Situation. Bald steht außerdem die Kanalfrage an: Für das geplante Neubaugebiet Rahmer Bach / Am Grünen Weg müssen die Wirtschaftsbetriebe überprüfen, über welchen Kanal es entwässert wird. Sollte es derjenige sein, der für die Gegebenheiten am Rahmer Bach schon jetzt zu klein ist, müsste er gegebenenfalls erneuert werden.