Duisburg-Wanheim. . Ob Bürgerinitiative gegen Dioxinverseuchung oder Loveparade-Katrastrophe: Friedrich Brand bezog Stellung. Nun geht er in den Ruhestand.
Eigentlich hätte er schon vor zwei Jahren aufhören können. Wollte er aber nicht. Denn Friedrich Brand sagt: „Ich mag meinen Beruf.“ Doch am Jahresende ist Schluss. An diesem Wochenende verabschiedet die Evangelische Gemeinde Wanheim ihren Pfarrer mit einem Gottesdienst.
Friedrich Brand ist ein Pfarrer, der Stellung bezieht, ein politischer Pfarrer. Er initiierte nach dem Dioxinunfall im Berzeliuswerk 1999 die Bürgerinitiative gegen Dioxinverseuchung. „Ich fühlte mich auch persönlich betroffen. Man lebt in einem Stadtteil, in dem so eine Sauerei passiert. Da dachte ich von Anfang an, dass ich mich hier engagieren muss“, sagt Brand. Zumal er es als seinen Auftrag betrachtet, die göttliche Schöpfung zu bewahren.
Gegen das Outlet-Center
Die Entschädigung der Gartenbesitzer, die von der Dioxinverseuchung betroffen sind, wertet Brand als Erfolg der Initiative. Wobei er einschränkt, dass „an manchen Stellen zuviel getan wurde“. Dass mancher seinen Garten lieber so belassen wollte wie er war, aber dazu gezwungen wurde, „alles abzurasieren“.
Gleichzeitig mit dem Verabschiedung feiert Brand sein 40. Dienstjubiläum. Bis 1994 arbeitete der gebürtige Bochumer als Gemeindepfarrer in Oberhausen. In dieser Zeit hat er den Bau des Centro und als Folge davon den Niedergang der Oberhausener Innenstadt miterlebt. „Deshalb habe ich auch gegen das Einkaufszentrum auf dem Loveparade-Gelände gestimmt. In Duisburg würde das gleiche passieren“, so Brand.
„Als Christ kann ich keine fremdenfeindliche Partei wie die AfD unterstützen“
Nach dem Loveparade-Unglück sprach er sich in einer Stellungnahme der Gemeinde dafür aus, den damaligen OB Sauerland zur Verantwortung zu ziehen. „Man sollte die Dinge offen ansprechen, sonst kommt keine Bewegung rein“, sagt der Mann, der vom Typ eher zurückhaltend scheint.
Ob er sich in seinem Ruhestand parteipolitisch engagieren will? „Ich wüsste nicht so genau in welcher Partei“, antwortet Brand, der als Pfarrer stets darauf geachtet hat, überparteilich zu agieren. Eins ist jedenfalls klar für ihn: „Als Christ kann ich keine fremdenfeindliche Partei wie die AfD unterstützen.“
Er möchte mit anderen gemeinsam Songs von Hannes Wader und den Beatles spielen
Nach Wanheim kam er eher zufällig. Er lernte die Gemeinde kennen, als er am 2. Weihnachtstag den Pfarrer dort vertreten hat. Später, als dort eine Stelle frei wurde, bewarb er sich und wurde gewählt. Brand schätzt an seiner Gemeinde das Engagement vieler Gruppen und besonders das des Presbyteriums: „Man versteht sich untereinander gut“.
Dies ist nicht zuletzt ein Grund, weshalb er zusammen mit seiner Ehefrau, die als Krankenhaus-Seelsorgerin in den Sana-Kliniken arbeitet, im Ruhestand in Wanheim wohnen bleibt. Auch wenn der künftige Ruheständler wahrscheinlich nirgendwo im Stadtteil als Privatperson auftauchen kann, egal ob beim Bäcker oder Friseur.
Der Pfarrer begleitet die Konfirmandengruppe bis zum nächsten April
Er begleitet über seine Dienstzeit hinaus die Konfirmandengruppe bis zum nächsten April weiter. Und signalisiert, dass er bereit ist, bei Gottesdiensten oder Beerdigungen einzuspringen, wenn er gebraucht wird.
Außerdem engagiert sich Brand in der Selbsthilfegruppe für Männer mit Krebs, die er mit Horst Ambaum gegründet hat. Ihm selbst geht es gesundheitlich wieder gut. Um andere zu unterstützen hat er sich zum psycho-onkologischen Betreuer ausbilden lassen.
Demnächst will der passionierte Radfahrer mit der Radlergruppe von Netzwerk 55plus, der Initiative aus dem benachbarten Buchholz, Touren unternehmen. Und er hat auch schon eine Idee ,sich dort persönlich einzubringen. „Ich spiele gerne Gitarre und hätte Lust, mit anderen zu singen.“ Allerdings keine Kirchenlieder, sondern Songs von den Beatles oder Hannes Wader oder auch „I’m a believer“ von Smash Mouth - passt doch.
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Jeder darf mitfeiern
Verabschiedung von Pfarrer Brand am Sonntag, 3. Dezember, beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst in der Wanheimer Kirche. Danach gibt’s einen Empfang im Gemeindehaus. Alle, die mitfeiern möchten, sind herzlich eingeladen.