Duisburg-Rahm. . Der Rahmer Traktor Club plant ein Museum für Landwirtschaft: historische Ackerbau-Geräte ausstellen. Für den Verein ist das Museum die Rettung.

Der Duisburger Süden bekommt ein neues Museum, und zwar eines, das unter den 15 Museen in der Stadt einzigartig sein wird: Der Rahmer Traktor Club (RTC) will seine Sammlung historischer Geräte zur Landwirtschaft öffentlich zugänglich ausstellen und pädagogisch aufbereiten. In anderthalb Jahren, im Frühjahr 2019, könnte das Museum eröffnen. So charmant die Idee ist: Sie hat einen ernsten Hintergrund.

„Die Alternative wäre gewesen: Es wird hier alles plattgemacht“, spricht der 2. Vorsitzende Hans-Joachim Gilbert das Undenkbare aus. Keines der 30 Mitglieder kann sich seinen Club, gewidmet alten Schätzchen aus der Landwirtschaft, wohl in einem Industriegebiet vorstellen statt hier, Am Grünen Weg, eben mitten im Grünen mit der Hausnummer noch in Rahm und dem Grundstück schon in Angermund. Das Grüne, es ist schön und doch Kern des Problems: Die Fläche ist bei der Stadt Düsseldorf als Grünbereich ausgewiesen, nur landwirtschaftliche Einrichtungen sind hier zugelassen. Eine solche aber ist der Rahmer Traktor Club nicht. „Wir machen hier ja keine Oldtimer-Landwirtschaft“, erklärt Gilbert. Und so ist der Plan mit dem Museum so etwas wie eine Rettungsaktion für den kleinen Verein.

Auf dem Gelände wird die Prä-Traktor-Zeit lebendig

Mit dem Kartoffelroder wurden früher Kartoffeln geerntet.
Mit dem Kartoffelroder wurden früher Kartoffeln geerntet. © Tanja Pickartz

Ein bisschen wie eine Freiluftausstellung wirkt das Gelände des RTC schon jetzt: Auf der grünen Wiese liegen unter blauem Himmel Güllepumpe, Kartoffelroder, Heuwender; ganz so, wie sie einstmals auf dem Feld, auf dem Hof eingesetzt wurden. „Unsere Geräte sind fast ausschließlich aus der Prä-Traktor-Zeit“, sagt Gilbert. Dazu kommen aber auch rund 20 Traktoren, die weitestgehend unter Dach stehen; geschützt vor Wind und Wetter, die den zum Teil nicht nur ideell wertvollen alten Schätzchen zu sehr zusetzen würden.

Trecker und Pflüge werden originalgetreu restauriert

Die historischen Ackerbau-Geräte werden bis zu den Schrauben in ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt, um sie zu restaurieren.
Die historischen Ackerbau-Geräte werden bis zu den Schrauben in ihre Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt, um sie zu restaurieren. © Tanja Pickartz

Die Traktor-Tüftler sind schon dabei, die historischen Trecker und Pflüge zu restaurieren. Eine anspruchsvolle und anstrengende Aufgabe: Drei Männer braucht es allein, um die Schrauben aufzusprengen, die alles andere als locker sind – der Rost von 100 Jahren gibt nicht so leicht nach, aber originalgetreu geht nun mal nur mit Originalschrauben. „Die müssen wir retten“, sagt Gilbert. Immerhin, die passenden Muttern sind auch originalgetreu noch zu besorgen: „Die kriegen wir von einem Schraubenhandel aus Buchholz.“ Die alten Maschinen, die noch mit echten Pferdestärken betrieben wurden, werden Stück für Stück in ihre Einzelteile zerlegt, „ohne Fotodokumentation geht gar nichts“. Schließlich wollen sie auch wieder zusammengefügt werden, wie sie vorher waren – nur befreit vom Flugrost und konserviert. Einen neuen Anstrich bekommen sie aber nicht, dann würden sie auch nicht mehr recht nach Museumsstück aussehen: „die Lebenspatina der Geräte erhalten“ will man, erläutert Gilbert.

Noch gibt es Zeitzeugen der Prä-Traktor-Landwirtschaft

Rolf Mellwig, den alle nur Rolli nennen, bereitet zurzeit diesen 100 Jahre alten Pflug auf.
Rolf Mellwig, den alle nur Rolli nennen, bereitet zurzeit diesen 100 Jahre alten Pflug auf. © Tanja Pickartz

Die Museumspläne, sie kommen zur rechten Zeit: „Jetzt gibt’s noch Leute, die mit solchen Geräten umgegangen sind.“ Leute wie Rolf Mellwig, den alle nur als Rolli kennen, und der sich gerade über einen hundert Jahre alten Zweischarpflug beugt – wohlgemerkt für den Einsatz hinterm Pferd. Er hat noch selbst mit dem Kartoffelroder auf dem Nachbaracker die Erdäpfel aus dem Feld gegraben, „auffe Knie Reihe rauf, Reihe runter“, den Korb für die Ausbeute immer im Schlepptau. Bis Anfang der 1960er Jahre war der Kartoffelroder im Einsatz. Heute läuft, was damals Knochenarbeit war, voll automatisiert, und Geräte wie dieses gibt es nur noch in Museen wie jenem, das der Rahmer Traktor Club gründen will. Trotz der harten Arbeit leuchten die Augen von Rolli Mellwig noch immer, wenn er von damals erzählt. „Abends gab’s Bratkartoffeln mit Speck“, schwärmt er.

Museum soll an das Bauerndorf Rahm erinnern

Die Erinnerung an vergangene Zeiten, sie ist es, was das landwirtschaftliche Museum lebendig halten soll. Erinnerungen an das Erbe Rahms: „Rahm war ein Bauerndorf“, stellt Mellwig fest, ein halbes dutzend Höfe kann er spontan aufzählen, die es hier früher gab. Heute ist davon nur noch der Ventenhof geblieben, denkmalgeschützt – aber nicht mehr landwirtschaftlich genutzt. Heute werden dort Pferde gezüchtet.

Der Rahmer Traktor Club hat in diesem Jahr seinen Pachtvertrag verlängert, bis 2027 zunächst. Das Gelände ist jetzt zwar ein Drittel kleiner als vorher. Aber auf den verbleibenden 4300 Quadratmetern könnte ein Schmuckstück für Duisburg entstehen. Schon jetzt kann sich jeder mit eigenen Augen davon überzeugen: Wenn das Tor offen steht, ganz hinten Am Grünen Weg, werkeln die Traktortüftler an ihren künftigen Ausstellungsstücken. Besucher sind ihnen willkommen.

<<< TRAKTOR CLUB SUCHT HELFER

• Der Rahmer Traktor Club hat viel Arbeit vor sich. Die Mitglieder freuen sich über Helfer, die gelegentlich mit Hand anlegen wollen.

• Vereinsmitglied oder Traktorfan müssen die Helfer nicht sein; technischer Sachverstand und Lust auf Schlosserarbeiten reichen aus.

• Wer Interesse hat, meldet sich bei Rolli Mellwig: 0173/52 44 904. Weitere Informationen zum Verein gibt’s im Internet auf: rahmer-traktor-club.de