Rahm. . Der Rahmer Traktor-Club hat mittlerweile rund 40 fahrende Mitglieder. Auf dem Vereinsgeländeam Grünen Weg leben sie die Gemeinschaft und die Liebe zu den Treckern von einst
Rudolf Mellwigs Porsche hat 18 PS. Nicht schlecht, mögen manche denken. Nun ja, rümpfen andere die Nase. Rudolf Mellwigs Porsche Diesel liebt es dreckig und staubig, von Hause aus. Die Landwirtschaft hatte es ihm einst angetan. Heute steht er in Rahm, ist liebevoll restauriert, mit einigem Aufwand. „Dass Porsche einmal Traktoren hergestellt hat, weiß nicht jeder“, sagt Mellwig dann auch und blickt hinüber zu all den anderen alten Gefährten, die mal gut bedacht, mal unter grauem Himmel am Ende von Duisburg stehen. Rudolf Mellwig ist der Erste Vorsitzende des Rahmer Traktor-Clubs (RTC) und zugleich auch Gründer des Vereins. Ein Besuch am Grünen Weg, da, wo eigentlich schon Düsseldorf ist.
Jeder hilft jedem
Im Mittelpunkt die Werkstatt: Hier treffen sie sich, an guten und an schlechten Tagen, schrauben, streichen, lackieren, bauen, fluchen, lachen. Überhaupt das Fluchen: „Zuerst ist das so, und dann wird der Spaß immer größer“, weiß Rudolf Mellwig. Dabei läuft es beim Traktor-Club doch eigentlich mehr als gut: Jeder kann jedem irgendwie helfen, obwohl keiner vom Fach kommt. „Jeder von uns kann etwas Bestimmtes eben sehr gut“, sagt Mellwig. Das sei auch das Besondere am Verein. So ist es: „Wir arbeiten alte Maschinen auf, mit Hilfe des Wissens anderer“.
Es ist der Gedanke von Gemeinschaft, der die rund 40 Mitglieder des Vereins zusammenhält. Und natürlich die Liebe zu den alten Landmaschinen, die noch ein Lanz auf dem Kühlergrill oder ein Hanomag tragen. Gemeinsam wollen sie auch etwas für den Verein tun. „Wir befinden uns derzeit in einer Art Übergangsphase“, berichtet Hans-Joachim Gilbert, Zweiter Vorsitzender des Vereins. Der Grund: Noch vor nicht allzu langer Zeit war der RTC Unterpächter, hatte das etwa 5000 Quadratmeter große Gelände von einem Gartenbaubetrieb gepachtet. Den gibt es mittlerweile nicht mehr – und der RTC will das Areal an den Gleisen weiterhin nutzen. Er will das ehemalige Both-Gelände direkt von der Gräflich Spee’schen Verwaltung pachten, hat auch bei der Stadt Düsseldorf (das Vereinsgelände liegt auf Düsseldorfer Stadtgebiet, hat aber eine Duisburger Postadresse) noch eine Bauvoranfrage laufen. „Beide Punkte sind Voraussetzungen dafür, dass der Club eine längerfristige Zukunft an diesem Platz hat“, berichtet Gilbert.
Ein kleines Museum soll entstehen
Der gesamte Prozess, er wird aber noch dauern. Die Freunde der alten Schätzchen packen es an. Sie wollen die historische Landtechnik und ihre Erinnerung daran bewahren. Das Konzept, das auch dahinter steckt: Ein kleines landwirtschaftliches Museum soll entstehen. „Das ist auch die Voraussetzung dafür, dass unsere Pläne genehmigt werden“, so Gilbert. Eine neue, größere Remise soll weiteren Treckern Unterstand bieten. Die kleine Halle, in der jetzt noch ein paar der Acker-Klassiker stehen, wird weichen. Dazu gesellen sich auch heute schon im alten Bauerngarten die Vorfahren der Traktoren. Ein Pflug hier, eine Dreschmaschine da, daneben alte Schleifsteine: Unter freiem Himmel steht all das, was einst hinter Ochs und Pferd Platz fand.
Von den neuen Traktoren halten sie hier wenig. Nein, das ist alles zu technisiert. Das alte Motto aus längst vergangenen Zeiten gilt auch heute noch: „Braucht der Bauer Rat, nimmt er Draht, nimmt er Draht“, sagt Mellwig und lacht.
Die Maschinen markieren ihr Revier
Die tuckernden Fahrzeuge des RTCs sind eben noch echt. Und liebevoll restauriert. „Wenn man einmal dran ist, will man auch, dass es so gut wie möglich wird“, sagt Mellwig. Hans-Joachim Gilbert hat schon eine Menge an Zeit, Arbeit, Geld investiert in seinen Hanomag. 60 Jahre ist er alt und kein bisschen leise. Angetrieben von „satten 19 PS“ kann man ihn schon mal ganz gelassen im fünften Gang anfahren. Es ist überhaupt die Gelassenheit, die fasziniert: „Wenn man mit 20 Stundenkilometern durch die Gegend tuckert, entschleunigt das einfach“, sagt Gilbert. Eine Wohltat für ihn: Den Computer nach der Arbeit auszuschalten und sich seinem Hanomag zu widmen: „Da habe ich dann lieber was Mechanisches“.
Und dass so eine Mechanik auch Schmiermittel braucht, versteht sich von selbst. Die Traktoren am Grünen Weg stehen allesamt auf Planen, Pappe, Folie – schließlich ist es ganz normal, dass die tonnenschweren Maschinen ihr „Revier markieren“ mit ein paar Tropfen Öl. Und in ein paar Jahren dann hoffentlich in der neuen Remise.