Serm. . Die Ernte von Landwirt Hermann Blomenkamp wird über den eigenen und andere Hofläden vermarktet. Neu: Tomaten und Gemüse aus dem Gewächshaus
Frederik braucht die schwere Gabel nicht, um die Kartoffeln auszugraben. Das geht mit den Händen genauso gut. Die Beute bunkert der Steppke in der Jacke, die schon ebenso schwarz ist wie die Finger. „Ich hab’ auch schon einen ganzen Pullover voll gesammelt“, verkündet Ilya, ebenso wie sein Kumpel aus der Klasse 4c des Grundschul-Verbundes Am Lindentor/Im Reimel.
„Wie die Kaninchen“, staunt Lehrerin Barbara Sagland über den Eifer ihrer Schüler auf dem Acker von Hermann Blomenkamp am Sermer Lindentor. Auch ohne Tüten schleppen die Kinder genug Knollen vom Acker, um die „Unterrichtseinheit Kartoffel“ zu bestreiten. „Wir wollen was leckeres kochen“, verraten die Schüler.
Senfpflanzen für die Schnecken
Anbau und Ernte stehen aber zunächst auf dem Stundenplan. „Wer will noch mal auf den Trecker?“, muss Hermann Blomenkamp nicht zweimal fragen. Das Fahrzeug zieht den Roder über den Acker, der die reifen Knollen aus den Dämmen gräbt und ihn ihrem Innern sammelt. Am Rand des Feldes purzeln sie dann in Riesenkisten mit 1100 Kilo Fassungsvermögen. Ohne Handarbeit geht’s dennoch nicht. Auf dem Roder stehen drei Helfer, um die Erdklumpen aussortieren. „Dreck nehmen wir nicht mit“, erklärt Blomenkamp.
Auf zwölf Hektar baut er in diesem Jahr an, die festkochende Cilena gedeiht am Lindentor. „Keine Hochertragssorte, aber toller Geschmack“, freut sich der Landwirt über eine gute Ernte. Ein wenig trocken war’s im Frühjahr, da musste beregnet werden, zuletzt gab’s reichlich Niederschlag. Der lässt auch den Senf zwischen dem vertrockneten Kartoffelkraut sprießen. „Ist für die Schnecken, damit sie sich nicht an den Kartoffeln vergreifen“, grinst Blomenkamp. Dass die Kollegen sich lustig machen über seine „Ablenkungsfütterung“, schert ihn nicht: „Hauptsache, es funktioniert.“
Aus eigener Ernte stammen auch die Tomaten, die der Sermer nun in seinem Hofladen verkauft. Ein knapp 300 Quadratmeter großes Treibhaus hat der Landwirt im Mai auf dem Hof errichtet. Die stabile Folie über der Rohrkonstruktion schützt die empfindlichen Pflanzen vor Niederschlag. Im Haus sorgt ein perforierter Schlauch per „Tropfenbewässerung“ für Feuchtigkeit. Auch Gurken und Bohnen gedeihen schon prächtig im Gewächshaus, dessen Außenseiten sich mit einem Handgriff öffnen lassen. „Die dunklen Stellen, die sie im Freiland bekommen, weil sie im Wind aneinander reiben, haben diese nicht“, erklärt der Landwirt. Die Zucht der prallen Tomaten wäre im Freiland nicht möglich. Das Geschmacksergebnis überzeugt Hermann Blomenkamp: „Für einen Anfänger gar nicht schlecht.“