Duisburg-Wedau/Bissingheim. . Das Grundwasser am ehemaligen Güterbahnhof ist mit Herbiziden belastet. Ende August soll die Reinigung beginnen – mit fünf Jahren Verspätung.
Das Grundwasser auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs zwischen Wedau und Bissingheim ist mit Unkrautbekämpfungsmitteln, sogenannten Herbiziden, belastet. Diese wurden bis Ende der 1980er Jahre bundesweit auf Bahnstrecken versprüht, um den Pflanzenwuchs einzudämmen. Auf dem Gelände befand sich eine Befüllstelle für solche Waggons. Beim Beladen ist wohl einiges daneben gelaufen. Für die dadurch nötige Grundwasserreinigung interessieren sich jetzt die Grünen in der Bezirksvertretung Süd und im Umweltausschuss, denn die Grundwasserreinigung hat sich gewaltig verzögert, um gut fünf Jahre.
Zuständig für die Grundwasserreinigung ist die Deutsche Bahn, die mit der Stadt einen Sanierungsvertrag geschlossen hat. Sie baut gerade eine neue Anlage, um das Wasser zu reinigen. Eine Erste stand bereits im Jahr 2012, wurde aber wegen technischer Probleme schnell wieder abgeschaltet. Im August soll die neue Anlage mit ihrer Arbeit beginnen.
Grüne: Verwaltung verschwieg, dass die Anlage nicht lief
„Das Grundproblem ist, dass die Deutsche Bahn eine Reinigung ausgeschrieben hat, aber nicht wusste, dass das Grundwasser dort stark eisenhaltig ist“, sagt Michael Kleine-Möllhoff, der Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Bezirksvertretung Süd. Denn die Aktivkohlefilter seien durch den sehr hohen Eisengehalt im Wasser verstopft worden, weil die notwendige Vorbehandlung des Wassers fehlte. Jedoch hätten die Grünen nicht absichtlich fünf Jahre abgewartet, um das Thema zu diskutieren. „Wir wussten einfach nicht, dass die Anlage solange gar nicht gelaufen ist.“ Die Verwaltung habe darüber geschwiegen. Zu diesem Vorwurf wartet die Redaktion noch auf eine Stellungnahme der Stadt.
Geäußert hat sich zur Verzögerung bei er Grundwasserreinigung kürzlich Umweltdezernent Dr. Ralf Krumpholz (Grüne). So sei die erste Reinigungsanlage nicht gänzlich fehlgeplant gewesen, schreibt er an den Umweltausschuss. Weder der Stadt, der Bahn noch dem Anlagenbetreiber seien die hohen Eisen- und Mangankonzentrationen auf dem Areal bekannt gewesen. Bei normalen Werten hätte alles einwandfrei funktioniert. „Das Problem wurde erst nach Inbetriebnahme der Anlage im Juni 2012 offenkundig.“ Dass die neue Anlage so lange auf sich warten ließ, sei auf einen Rechtsstreit zwischen der Deutschen Bahn und dem Anlagenbetreiber zurückzuführen sowie auf Hürden im Vergaberecht.
Testlauf der neuen Reinigung beginnt Ende August
Dem widerspricht ein Bahnsprecher: „Es hat keinen Rechtsstreit gegeben. Vielmehr wurde der Vertrag ordnungsgemäß aufgelöst, um den Weg für einen Neuanfang frei zu machen.“ Dadurch habe man weitere Verzögerungen vermeiden wollen. Den jahrelangen Stillstand erklärt er damit, dass durch den Eisengehalt die Nachfolgeanlage völlig neu konzipiert und gebaut werden musste, inklusive umfangreicher Testläufe mit einer mobilen Reinigungsanlage. Die neue Anlage werde nun aufgebaut und soll zwischen 21. und 28. August in Betrieb gehen, zunächst im Testlauf.
Bezirksmanager Friedhelm Klein erwartet dadurch in den nächsten Jahren einen deutlichen Rückgang der Herbizidgehalte. Ohnehin sei die Wasserreinigung halbjährlich überwacht worden und die Belastung über die Jahre stabil geblieben. Im vergangenen Oktober seien bei einigen Messstellen auf dem Gelände leicht gesunkene Herbizidwerte festgestellt worden.
6-Seen-Wedau liegt nebenan, soll aber nicht betroffen sein
„Eine Gefahr für die Bevölkerung besteht nicht“, schreibt Dezernent Krumpholz. Vom belasteten Grundwasser betroffene Anwohner seien bereits 2008 informiert worden „und haben vorsorgliche Empfehlungen erhalten“. Zudem sei das auf dem Bahnhofsgelände geplante Neubaugebiet, das neuerdings 6-Seen-Wedau heißt, nicht durch die Herbizide gefährdet: „Das Gebiet dieses Projektes ist von dem Grundwasserschaden nicht betroffen.“ Ebenso wenig der Wolfssee als nahegelegener Badesee, schreibt Bezirksmanager Klein an die Bezirksvertreter.
Den grünen Fraktionsvorsitzenden Michael Kleine-Möllhoff freut, dass das Wasser bald wohl tatsächlich von Unkrautvernichtungsmitteln befreit wird. „Ideal wäre es natürlich, wenn die Auflagen für die Anwohner, etwa ihr Brunnenwasser nicht zu nutzen, aufgehoben werden könnten.“