Duisburg-Serm. Verwaiste Jungvögel drohten in einem Nistkasten auf dem Postenhof zu verhungern. 30 Retter rückten am Donnerstag mit Blaulicht und Sirenen aus.

Es war ein Einsatz, den die Freiwillige Feuerwehr nicht so schnell vergessen wird. Der Löschzug 750 war von einer Übung in den Rheinwiesen zurückgekehrt und wollte am Donnerstagabend im Gerätehaus den Dienst ausklingen lassen, als plötzlich der Alarm schrillte: Sie mussten Falkenküken retten.

Doch das wusste der Löschzug anfangs nicht, nur dass Tiere in Not waren. So sausten die Feuerwehrleute mit Blaulicht und Sirenengetöse los, ihre Ziel war eine Scheune des Postenhofs.

Hungrige Bettelrufe der Waisen

Deshalb lieb die Sirene in der Nähe des Bauernhofs und der Ställe auch stumm. Die Retter wollten ja dort keine Pferde scheu machen. „Wir hatten ziemlich viel Aufwand, mit 30 Leuten sind wir durchs Dorf gejagt“, sagt der stellvertretende Zugführer Guido Putscher. Hätten er und seine Kameraden sofort gewusst, wer gerettet werden muss, sie wären mit weniger Einsatzkräften ausgerückt. Denn in einem Nistkasten, in gut acht Metern Höhe, fiepten und brüllten drei verwaiste Jungfalken, hungrige Bettelrufe. Ihr Vater war im Flug gegen die Scheunenmauer gekracht und gestorben, die Mutter war nirgends zu sehen.

Endlich gerettet: Die überlebenden Jungvögel blieben nicht lange im Transportkäfig, noch am Donnerstagabend waren sie in einer Auffangstation und wurden gefüttert.      
Endlich gerettet: Die überlebenden Jungvögel blieben nicht lange im Transportkäfig, noch am Donnerstagabend waren sie in einer Auffangstation und wurden gefüttert.       © Freiwillige Feuerwehr

Als die Feuerwehr die Situation überblickte, war sie allerdings zunächst ratlos. „Wir wussten nicht sofort, was wir machen sollten“, sagt Putscher. Wie man mit brüllenden Falken umgeht oder wie man sie sicher anfasst, wusste keiner der Retter. Doch der Vogelschützer Karl-Heinz Dietz war vom Landwirt ebenfalls gerufen worden und wenige Minuten später vor Ort. Er hatte den Nistkasten vor Jahrzehnten aufgehängt und stieg jetzt die schwere, dreiteilige Schiebeleiter der Feuerwehr hoch zu den Küken, um sie in einen Transportkäfig zu stecken.

Ein Jungfalke versteckte sich jedoch im Nest und konnte ausbüxten, flog davon und versuchte zu Fuß aus der Scheune zu flüchten. Aber vergebens: „Angesichts der Überlegenheit der drei ihn verfolgenden Feuerwehrleute ergab sich der junge Vogel jedoch freiwillig“, heißt es im Einsatzbericht. Nachdem sie den verstörten Flüchtling gekascht hatten, übergaben sie ihn ebenfalls an Vogelschützer Dietz, der ihn und die beiden Geschwister zunächst aufpäppelt und bald an einen Falkner übergibt.

„So einen Einsatz habe ich vorher noch nie erlebt“

„Die Turmfalken werden auf jeden Fall ausgewildert“, sagt Dietz und ist der Feuerwehr sehr dankbar für ihr Engagement und die schnelle Hilfe. Er ist sich sicher: Ohne die Feuerwehr hatten man die Küken nicht wohlbehalten aus dem Nistkasten befreien können. Sie wären sicherlich verhungert, selbst wenn der Muttervogel rechtzeitig zurückgekehrt wäre. „Ob der weibliche Altvogel alleine überhaupt drei Jungvögel versorgen kann, wissen wir nicht.“

Guido Putscher möchte jedoch nicht viel Aufhebens um den gut einstündigen Einsatz machen. „Wir haben gerne geholfen.“ Die Rettung der Turnfalken wird er jedoch als sehr außergewöhnlich in Erinnerung behalten. „So einen Einsatz habe ich vorher noch nie erlebt, wir werden so etwas höchstwahrscheinlich nicht nochmal erleben.“