Duisburg-Serm. . Pächter Golub hat die Schenke aufgegeben. Damit gibt’s an der Dorfstraße nur noch eine Kneipe. Ob die Schenke wieder öffnet, ist noch unklar.
Wenn ein Sermer essen, trinken oder feiern gehen möchte, und das in größerem Rahmen, muss er sein Heimatdorf verlassen: Seit Sonntag hat die Schenke, die letzte Kneipe mit großem Versammlungssaal entlang der Dorfstraße, geschlossen. Bleibt sie dicht, stirbt damit ein Stück Tradition.
„Wir packen. Morgen früh geht die letzte Fuhre.“ Mit diesen Worten bestätigt der bisherige Geschäftsführer der Schenke, Leonard Golub, was schon länger Dorfgespräch ist: Zumindest unter seine Führung ist die Schenke Geschichte. Warum er die Kneipe aufgibt, dazu will er sich nicht äußern, wie auch sonst nicht weiter. Im Dorf heißt es, es habe Unstimmigkeiten mit dem Verpächter gegeben: Renovierungen standen an, aber wer für die Kosten aufkommen müsse, darüber habe man sich nicht einigen können.
Von einem neuen Pächter der Schenke ist noch nichts bekannt
Erst 2015 hatte sich Golub mit der Übernahme des Traditionshauses selbständig gemacht, renovierte, holte extra Frau und Kinder aus Kroatien nach Deutschland und führte die Schenke als Familienbetrieb. Er beendete damit eine längere Phase des Leerstands, nachdem Wirt Hermann Schenke starb – er hatte den Gasthof in vierter Generation bis zu seinem Tod geführt.
Wie, ob es wie damals auch jetzt noch einmal weitergeht mit der Schenke als Dorfkneipe, ist unklar. Golub ist nichts von einem etwaigen neuen Pächter bekannt. Der Verwalter, der für den minderjährigen Erben die Zukunft des Gebäudes regelt, will sich zurzeit nicht dazu äußern.
Jetzt gibt es an der Dorfstraße nur noch eine Kneipe
Hans Eck, Sprecher der St.-Sebastianus-Schützen, hofft, dass es für die Schenke doch noch eine Zukunft geben wird. Vor zwei Jahren hatte schon der andere Traditionsgasthof, Zu den drei Linden, geschlossen, „jetzt haben wir keine Wirtschaft mehr mit großem Saal.“ Platz für 80 bis 90 Leute brauchen die Schützen alleine für ihre Versammlungen, da heißt es jetzt: raus aus Serm – oder rein ins Pfarrheim. Aber was, wenn das gemeinsame Essengehen vor dem Oktoberfest ansteht? Oder Hochzeiten? Beerdigungen? Für größere Feiern sind die Sermer bis jetzt in ihre Schenke gegangen. Immerhin: Eine Kneipe ist gelieben, Tradition bei Le. Dort aber ist eben nicht genug Platz, wenn das Treffen etwas größer ausfällt.
Auch die Karnevalisten der KG Südstern haben sich bisher in der Schenke getroffen. Und jetzt? „Wir wissen nicht, wie wir’s machen sollen“, sagt Sprecher Dirk Martini etwas ratlos, „das ist eine ganz traurige Angelegenheit.“ Dabei sei die Kneipe auch unter Leonard Golub gut angenommen worden. „Zum Abschiedsessen sind Tränen geflossen.“