Serm. . Die Gaststätte „Zu den drei Linden“ schließt Ende des Monats. Die Zukunft des Gebäudes ist ungewiss. Ein traditioneller Treffpunkt geht verloren.
„Wenn das wegkommt, geht ein Stück Sermer Tradition verloren“, sagt er. Mit „das“ meint Johannes Issel, erster Vorsitzender der St. Sebastianus Schützenbruderschaft, die Sermer Dorfkneipe „Zu den drei Linden“. Ende des Monats soll die Traditions-Gaststätte dichtgemacht werden. Die Teller bleiben in Zukunft leer, die Biergläser werden nicht mehr befüllt, und die Kugel auf der Kegelbahn rollt nicht mehr. „Ich bin sehr traurig, dass ich zumachen muss“, erzählt Daniela Simon, Noch-Pächterin der „Linde“. Der stetig abnehmende Umsatz sei Grund dafür.
Für die Sermer Einwohner geht nicht nur eine Gaststätte verloren, sondern auch ein zentraler Treffpunkt auf der Hauptstraße – der Dorfstraße. „Für den Schützenverein, die Karnevalsgesellschaften und weitere Kompanien gehört die Lokalität einfach dazu“, betont Johannes Issel.
Jörg Pott hätte gerne übernommen
Die Sermer Oktoberfeste wurden dort organisiert, und die erste Karnevalsveranstaltung fand dort statt. Auch der traditionelle, alljährliche Kirchgang anlässlich des Schützenfestes begann dort – dieses Jahr zum letzten Mal. Zusammengefasst: Die „Linde“ ist Ursprungspunkt des Sermer Vereinslebens und Hauptquartier vieler Vereine und Gruppen.
Für David Fritz, einen gebürtigen Sermer, ist die Schließung der Traditionsgaststätte ein schwerer Schlag ins Kontor für das Dorfleben: „Es schließt nicht nur eine Kneipe, sondern es stirbt ein traditioneller Teil.“
Dass in der Lokalität Ende Mai zum letzten Mal das Bierfass angestochen wird, steht fest. Doch ein großes Fragezeichen bleibt: Was passiert mit dem Gebäude und dem Grundstück?
Jörg Pott hätte das Restaurant gerne weitergeführt. Dann die enttäuschende Mitteilung der Hausverwaltung: „Einen neuen Pächter wird es wohl nicht geben“, hieß es laut Potts Aussage. Dabei hatte er sich schon Gedanken gemacht, wie er Serm noch attraktiver machen könne: „Ich hätte gerne zusätzlich zum Dorfkneipen-Charme, Events in dem Gebäude veranstaltet und zum Beispiel zum Sonntagsfrühstück eingeladen.“ Träumereien, die Träume bleiben werden.
Manche Sermer befürchten, dass ein neuer Häuserblock entstehen könnten, falls die Kneipe abgerissen wird. „Sollte das der Fall sein, kann man sich die Bezeichnung ‘Dorf’ für Serm bald sparen“, betont Issel und fügt hinzu: „Alles wird zugebaut. Vom Dorfcharakter bleibt bald nicht mehr viel übrig. Hier wohne ich nicht, sonder hier lebe ich. Das ist ein himmelweiter Unterschied.“
Abriss ist denkbar
Die Vermutungen, die unter der Sermer Bevölkerung die Runde machen, könnten sich bewahrheiten. Das Grundstück und somit das Gebäude wurde vererbt – an Hans Jürgen Bovenschen. Laut Bovenschen riet ihm die Hausverwaltung dazu, das Restaurant nicht wiederzueröffnen.
„Das Haus müsste komplett auf Vordermann gebracht werden. Es gibt neue Brandschutzregelungen und neue Auflagen vom Gesundheitsamt. Die Investition, die ich stemmen müsste, wäre enorm. Da würde ich ins Blaue investieren“, schildert der Erbe seine Situation. Dass abgerissen und neugebaut wird, kann er nicht ausschließen. Eine andere Option wäre der Verkauf des Grundstückes.
Möglichkeiten, die die Sermer vermutlich alles andere als zufrieden stellen. Sie müssen sich drauf einstellen. In Zukunft wird ihnen etwas fehlen, wenn sie die Dorfstraße passieren.