Duisburg-Mündelheim/Ehingen/Serm. . Die Freiwillige Feuerwehr braucht neue Mitstreiter: Die Aktiven werden weniger, die Einsätze mehr. Zum Training gehört ein Armageddon-Szenario.

Wenn’s in Mündelheim, Ehingen oder Serm brennt, ob im wörtlichen oder im übertragenen Sinne, dann wird er gerufen: der Löschzug 750 der Freiwilligen Feuerwehr. Damit das auch weiterhin so bleibt, suchen die ehrenamtlichen Retter Nachwuchs. Denn: Die Einsätze werden mehr – da reichen die derzeit 31 Aktiven bald nicht mehr aus.

42 Einsätze zählte der Löschzug 750 im Jahr 2016 – das war ein Zehn-Jahres-Hoch. In den Jahren zuvor waren es zwischen 25 und 30 pro Jahr. Doch von ihrer Rekordhöhe werden die Einsatzzahlen wohl nicht mehr herunterkommen, ist sich Unterbrandmeister Dominic Steinkamp sicher. Er kennt auch die Gründe: demographischer Wandel und Klimawandel.

25 Prozent der Einsätze sind dem Klimawandel geschuldet

Klimawandel? „25 Prozent der Einsätze in den letzten Jahren sind auf den Klimawandel zurückzuführen“, sagt Steinkamp, der sich mit diesem Thema auch beruflich beschäftigt. Die Erderwärmung lässt zum Beispiel Rauchmelder häufiger einen Fehlalarm auslösen, das Gerät kann da irgendwann nicht mehr unterschieden: Ist es nur heiß, oder brennt es schon? Hitze wirkt sich auch auf Menschen aus; sie sind dann unkonzentrierter – zum Beispiel am Auto-Lenkrad. Mehr Verkehrsunfälle sind die Folge. Und die Natur ist dem Klimawandel buchstäblich nicht gewachsen: „Die Bäume knicken schneller um“, sagt Brandmeister Dennis Mackowiak.

31 Aktive zählt der Löschzug 750 zurzeit

Auch Unwetter sind durch den Klimawandel häufiger geworden. Das Problem: Starkregen zum Beispiel ist sehr personalintensiv; schließlich laufen weder Gullys noch Bäche nur an einer Stelle über. „Bei Unwettereinsätzen werden schnell 15, 20 Mann gebraucht“, sagt Mackowiak. 31 Aktive zählt der Löschzug 750 zurzeit – um auf 20 Einsatzkräfte gleichzeitig zu kommen, darf da schon fast niemand im Urlaub, krank oder anderweitig verhindert sein.

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Das erste Ziel der Retter lautet daher: aufstocken auf 36, also auf Zugstärke. Fünf Ehrenamtliche mehr, das klingt nicht viel – aber: „Vier, fünf Leute hören in den nächsten Jahren auf“, erzählt Mackowiak. Denn mit 60 Jahren – spätestens mit 63, und das nur mit Gesundheitsprüfung – beginnt der passive Dienst. Es fehlen auf absehbare Zeit also schon zehn Mitglieder – im Schnitt kommt pro Jahr aber nur ein Neuling dazu.

Das Armageddon-Szenario will geübt sein

Wer sich auf das Abenteuer Freiwillige Feuerwehr einlässt, den erwartet vor lodernden Flammen erst mal graue Theorie: Brand- und Löschlehre will gepaukt werden, oder auch die Gefahren der Einsatzstelle. Später kommen praktische Übungen dazu: vom „Anleitern“, wie die Profis sagen, bis zum „Armageddon-Szenario“, wie Mackowiak es scherzhaft nennt – also Menschenrettung unter Atemschutz. Allein die Atemschutzausrüstung wiegt 25 Kilogramm. Wöchentliche Dienste auf der Wache gehören ebenso dazu wie Brandsicherheitswachen zum Beispiel zu Karneval oder auch mal, wenn der MSV im Wedaustadion spielt.

Im Gerätehaus stapelt sich die Ausrüstung. Im Einsatz kann sie anstrengend werden: Die Atemschutzausrüstung wiegt 25 Kilogramm.
Im Gerätehaus stapelt sich die Ausrüstung. Im Einsatz kann sie anstrengend werden: Die Atemschutzausrüstung wiegt 25 Kilogramm. © Ute Gabriel

Und natürlich die Einsätze, wenn es wirklich darum geht, Feuer zu löschen, Leben zu retten – oder die Katze aus dem Baum zu pflücken. Feierabend gibt es vom Beruf, nicht von der Freiwilligen Feuerwehr: 24 Stunden am Tag sind die Kräfte einsatzbereit. Geht der Pieper, fahren sie los. Schon deshalb müssen sie im Stadtteil des Einsatzgebietes leben oder arbeiten.

Aber es ist nicht alles Feuer und Lebensgefahr. Der Schaumangriff, eigentlich gedacht zum Löschen, wo Wasser nicht hilfreich wäre, kennt auch einen feucht-fröhlichen Verwendungszweck. Mackowiak verrät grinsend: „Auf jedem Polterabend.“

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Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen möchte, muss mindestens 17 Jahre alt sein.

Der Löschzug 750 freut sich über alle Bewerber, ganz besonders aber über Frauen: Ein weibliches Mitglied zählt bislang zu den Einsatzkräften; es sollen mehr werden.

Die Einsatzzeit beginnt zunächst mit einer dreimonatigen Probezeit.

Interessenten können bei den donnerstäglichen Diensttreffen vorbeischauen: jeweils ab 18.15 Uhr im Gerätehaus, Barberstraße 20.