Huckingen. . Die Logopädie-Schule in Duisburg sucht bilinguale Auszubildende. Denn immer mehr Zuwanderer benötigen die Hilfe von Sprachheilkundlern.

„Haben Sie Finger an den Füßen?“ Wenn ein Russe auf diese Frage mit Ja antwortet, ist das völlig korrekt. „Im Russischen gibt es keinen Begriff für Zehen“, weiß Nikita Wilm. Er ist in Russland geboren und ein lebendiger Beweis dafür, wie hilfreich es ist, wenn Logopäden neben Deutsch noch eine andere Sprache perfekt beherrschen. Nicht umsonst wirbt die Schule für Logopädie am Malteser-Krankenhaus St. Anna um bilinguale, zweisprachige Auszubildende.

Logopäden behandeln Menschen mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen: Kinder, deren Sprachvermögen sich nicht altersgemäß entwickelt. Menschen, die stark stottern oder nach einer Kehlkopfoperation nicht mehr sprechen können sowie viele Patienten, die nach einem Schlaganfall ihre Sprache verloren haben.

Schlaganfall-Patienten sprechen plötzlich nur noch ihre Muttersprache

Bei ausländischen Schlaganfall-Patienten kommt es vor, dass sie kein deutsches Wort mehr heraus bekommen, aber in der Lage sind, sich in ihrer Muttersprache weiter zu verständigen. „Bei solchen Patienten ist es natürlich hilfreich, wenn der Therapeut ihre Sprache spricht. Sei es Türkisch, Russisch oder Arabisch“, sagt Karin Jochimsen, die Leiterin der Logopädieschule im Malteser-Krankenhaus St. Anna.

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Von Monique de Cleur

Nikita Wilm ist in Novosibirsk geboren und im Alter von zwei Jahren nach Deutschland gekommen. Der junge Mann, der akzentfrei deutsch spricht, hat Kommunikationswissenschaft studiert, bevor er eine Ausbildung als Logopäde begann. „Kommunikationswissenschaft, das war mir zu theoretisch. Ich möchte lieber Kontakt zu Menschen haben“, sagt er.

Azubis sollten wenigstens Realschulabschluss oder Abitur haben

Die dreijährige Ausbildung ist anspruchsvoll, Fachoberschulreife Voraussetzung. Die meisten Bewerber haben Abitur. Außerdem sollten sie mindestens 18 Jahre alt sein. „Man sollte schon eine gewisse Reife mitbringen“, sagt Bettina Alzner, die stellvertretende Leiterin der Logopädieschule mit Aufgabenschwerpunkt Kinder und Jugendliche.

Je früher Kinder mit Sprachentwicklungsstörung behandelt werden, umso größer sind die Fortschritte bei der Therapie. Außerdem wirkt sich eine Sprachstörung auf die Entwicklung der Persönlichkeit aus“, sagt Karin Jochimsen. Es sei deshalb ungünstig, wenn betroffene Kinder erst nach der Einschulungsuntersuchung zum Logopäden kommen.

So wird eine Sprachstörung diagnostiziert

„Von einer Sprachstörung spricht man, wenn das Kind beim Sprechen oder Verstehen ein halbes Jahr im Vergleich zur Altersgruppe zurückliegt“, sagt die Expertin. Oft fallen diese Defizite bei Vorsorgeuntersuchungen auf. Der Kinderarzt schreibt eine Überweisung zum Sozialpädiatrischen Zentrum, das sich im selben Gebäude befindet wie die Logopädieschule.

Zunächst muss das Hörvermögen des Kindes überprüft werden. Ausserdem muss bei mehrsprachigen Kindern geklärt werden, ob die Sprachentwicklung verzögert ist, weil das Kind im Elternhaus zu wenig Input bekommt. Dann zahlen die Krankenkassen die Behandlung nicht.

Bei Kindern von Migranten gibt es Zusätzliches zu beachten. „Eine Sprachentwicklungsstörung besteht dann, wenn diese Entwicklung sowohl in der Muttersprache als auch in der erlernten Sprache verzögert ist“, betont Bettina Alzner. Auch hier ist es nützlich, wenn der Logopäde beide Sprachen spricht.