Duisburg-Bissingheim. Seit dem Wegfall der Baumschutzsatzung haben Baumfäller in Duisburg Hochkonjunktur. Einer von ihnen sagt, die Stadt betreibe die falsche Politik.

Im Fall der acht gefällten Bäume am Präsident-Marx-Platz, die für Empörung gesorgt haben, meldet sich der von den Nachbarn damit beauftragte Unternehmer zu Wort. Stephan Breuker aus Marl erhebt Vorwürfe an die Adresse der Stadt. Breuker kritisiert, dass die Stadt radikal zwischen zwei Extremen, dem größtmöglichem Baumschutz und der größtmöglichen Freiheit für die Eigentümer, radikal gewechselt habe.

Am Donnerstag vor zwei Wochen hat er mit Hilfe eines Autokrans sieben Ahornbäume und eine Buche am Präsident-Marx-Platz abgetragen. Die Grundstücksnutzer bzw. -ei­gentümer hatten ihn damit beauftragt. Möglich war das, weil der Rat der Stadt zum 1. Januar dieses Jahres die Baumschutzsatzung ersatzlos aufgehoben hat. Sie sah bis dahin eine Genehmigung durch die Stadt vor, wenn man einen Baum fällen wollte. Außerdem musste Ersatz gepflanzt werden.

„Ein Ahorn war faul“, berichtet der Unternehmer. „Die Buche dahinter stand auf dem Abwasserkanal und hat ständig für verstopfte Rohre gesorgt.“ Zwei weitere Ahorne hätten Bruchverletzungen vom Sturm Ela vor zwei Jahren gehabt. Die Bäume würden solche Verletzungen aber nicht gut vertragen. Die übrigen vier Ahorne seien gefällt worden, weil die Hausbewohner Sorge um feuchte Fassaden und Angst vor einem Umsturz der Bäume geäußert haben.

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Breuker hat seit Monaten in Duisburg gut zu tun. „Wenn ich die Aufträge nicht annehme, tun es meine Konkurrenten“, sagt er. Tatsache aber sei, dass er lieber Bäume pflege als sie zu fällen, das zahle sich für ihn auch mehr aus. Nur werde das, je älter ein Baum sei, für Privatpersonen sehr teuer. Die Exemplare am Präsident-Marx-Platz schätzt er auf etwa 80 Jahre ein. „Jährliche Kontrollen oder gar eine Sicherung der Krone, das ist schon sehr kostspielig“, gibt er zu bedenken. Das müssten sich die Eigentümer auch leisten können. Schließlich würden auch die Versicherungsprämien für das Haus mit dem Alter der Bäume vor dem Haus steigen.

Satzung zu streng gewesen

Was sich zur Zeit in Duisburg abspiele, hat aus Sicht des Marler Firmenchefs aber etwas mit Fehlverhalten der Duisburger Verwaltung zu tun. „Das Grünflächenamt war in der Vergangenheit derart streng und kompromisslos. Da mussten sich die Leute mit der Stadt um jeden einzelnen Ast streiten“, sagt Breuker. Dabei könne man Bäume durchaus auch kürzen, damit die Häuser wieder mehr Licht bekommen. Nach dem Wegfall der Baumschutzsatzung hätten die Betroffenen ihrem jahrelangen Ärger Luft gemacht und sie eben kurzerhand fällen lassen.

Auch war die Duisburger Baumschutzsatzung nach Einschätzung Breukers nicht glücklich formuliert: „Bei uns in Marl sind alle Bäume, die näher als sechs Meter am bewohnten Raum stehen, fällgenehmigungsfrei“, sagt er. Alle anderen Bäume dürften nur mit Genehmigung der Stadt gefällt werden. Insgesamt sei das eine für das Stadtbild klügere Lösung, ohne dass die Interessen der Hauseigentümer dabei vernachlässig würden.