Duisburg-Huckingen. . Das Malteser-Hospiz St. Raphael ruft eine Trauergruppe für Kinder ins Leben. Sie soll Trost spenden,Trauer bewältigen helfen und den Tod erklären.

Spätestens, wenn Oma oder Opa sterben, tritt der Tod ins Leben von Kindern ein. Über Trauerbewältigung und wie eine Trauergruppe dabei helfen kann, sprach Redakteurin Monique de Cleur mit Trauerbegleiterin Birgit Aulich, einer der Leiterinnen der Kindertrauergruppe Bärenstark.

Trauern Kinder anders?

Birgit Aulich: Auf jeden Fall. Bei Kindern kann Trauer in einem Moment unglaublich heftig sein, aber nach einer Stunde kann das schon wieder ganz anders aussehen.

Wie erklären Sie einem Kind den Tod?

Aulich: Die wissen genau, was Tod ist. Wenn die Familie gut vorbereitet hat, brauche ich nicht zu erklären. Oft geht das über Tiere: Wenn die Eltern sagen, wir beerdigen Bienen und Fliegen, und die Kinder sehen, dass die in die Erde kommen. Wenn nur erklärt wird, jemand ist tot, und das war’s, muss ich ganz anders mit den Kindern umgehen.

Sollte man beschönigen?

Aulich: Ich rede nie um den heißen Brei herum. Aber man sollte auch keine Horrorgeschichten erzählen, man muss sehr behutsam sein. Ich finde heraus, was dem Kind zu Hause erzählt wurde. Wenn die Kinder mich fragen: Was ist der Tod?, dann frage ich erst mal zurück. In einer meiner Gruppen war ein Kind, dessen Onkel sich erhängt hatte. Dieses Kind fragte mich, wie lang der Hals denn nun sei – es hatte die Fantasie, dass der Onkel jetzt einen Hals wie ein Schwan hatte.

Welche Rolle spielt die Fantasie bei der Trauerbewältigung?

Aulich: Ich muss dem Kind einen positiven Ansatz geben. Wir haben mit den Kindern in einen Topf Blumenzwiebeln eingepflanzt. Wenn der Großvater mit dem Kind immer spazieren gegangen ist und die Enten gefüttert hat, dann ist das etwas, an das das Kind immer wieder denken kann. Das sind die Samen, die Tante, Onkel, Großeltern gesät haben. Wir arbeiten aber auch mit Büchern wie „Lebewohl, lieber Dachs“: Der Dachs stirbt, aber die Tiere im Wald haben alle etwas von ihm gelernt.

Inwiefern hilft eine Trauergruppe?

Aulich: In der ersten Stunde nach der Vorstellungsrunde arbeiten wir meistens mit Erinnerungskisten, fragen das Kind nach Erinnerungen. Diese Kisten dekorieren die Kinder dann, malen sie an, und darüber kommen wir ins Gespräch. Das ist ein Trost, aber auch einfach zuzuhören, was das Kind mir erzählt. Die erzählen fast alles. Die wissen: Wir werden keinem Menschen davon erzählen. Es gibt auch Kinder, die reden nicht viel, mit denen kommt man dann über kreative Dinge ins Gespräch.

Ab wann kann ein Kind das abstrakte Konzept Tod begreifen?

Aulich: Ab dem Grundschulalter, manche Kinder auch schon mit fünf Jahren. Kleinere Kinder sagen einfach: Der Opa ist tot, aber sie wissen gar nicht, was dahinter steckt. In jüngerem Alter fragen die auch nicht, die wollen lieber spielen. Ein Kind ab sechs Jahren hinterfragt das. Wenn das Thema sich ergibt: einfach darüber sprechen.

Kommen Kinder schneller über Trauer hinweg als Erwachsene?

Aulich: Auf keinen Fall. Es gibt Kinder, die sprechen gar nicht über Trauer. Das äußert sich anders: Die fangen vielleicht an, in der Schule jemanden zu schlagen. Es ist einfach nur anders, nicht einfacher oder schwieriger.

Die Trauergruppe „Bärenstark“ am Malteser-Hospiz St. Raphael richtet sich an Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren. Sie startet am Mittwoch, 23. März, um 16 Uhr, und findet monatlich statt. Für 2016 sind neun Termine eingeplant. Sie dauern jeweils 90 Minuten. Die Teilnahme kostet zehn Euro pro Termin.

Weitere Fragen beantwortet der Kinder- und Jugendhospizdienst am Malteser Hospiz St. Raphael, Remberger Straße 36, 755-2010, kinderhospizdienst.duisburg@malteser.org, zu folgenden Zeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 16.30 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr.